Ob Meniskus- oder Glaukom-OP: Eine OP, so klein der Eingriff auch sein mag, bereitet dem Patienten immer Sorgen. Umso wichtiger ist, dass zwischen Patient und Arzt bereits vor der Operation ein Vertrauensverhältnis besteht. Stress hilft dem Patienten weder vor der OP noch danach bei der Heilung.
In großen Krankenhäusern werden Patienten mit ihren Ängsten jedoch oft alleingelassen. Der Fehler steckt dabei im System. Notfälle haben in Krankenhäusern Priorität, sodass "normale" Patienten manchmal tagelang auf eine Operation warten müssen. Erfahrungsberichte von Patienten aus dem Krankenhaus legen offen, dass Operationstermine bis zu viermal verschoben werden (Rhein Zeitung 6.11.2013). Das quälende Warten ist für die Patienten schwierig, zumal die meist im Schichtdienst arbeitenden Ärzte und das Pflegepersonal häufig wechseln. Den Patienten fehlt vielfach ein verlässlicher Ansprechpartner. So kann es sogar vorkommen, dass der Operateur den Patienten zuvor kaum oder gar nicht zu Gesicht bekommen hat. "Kommunikation ist an vielen Stellen ein Problem: zwischen den ärztlichen Professionen, zwischen Ärzten und Pflegern - und zwischen Ärzten und Patienten." So urteilte der damalige Vorstandsvorsitzende des AOK-Bundesverbandes Jürgen Graalmann im Stern (02.03.2015) über die Situation in deutschen Krankenhäusern.
Dass es auch anders geht, zeigen engagierte Praxiskliniken, die auf ambulante oder kurzstationäre Operationen spezialisiert sind. Gegründet werden diese Praxiskliniken meist von Fachärzten, die damit für sich selbst und ihre Patienten ein angemessenes Operationsumfeld schaffen wollen, wie sie es in den meisten Krankenhäusern nicht vorfinden würden. Dazu gehören modernes medizinisches Equipment, angemessene Arbeitszeiten für Ärzte und Pflegekräfte und eine bequeme Unterbringung der Patienten. Da Praxiskliniken keine Notfallambulanz haben, ist die Wahrscheinlichkeit einer Terminverschiebung wesentlich geringer. Der Facharzt, der zuvor auch die Diagnose gestellt hat, steht als direkter Ansprechpartner zur Verfügung und nimmt in der Regel später auch selbst die Operation vor. Auch für die Nachsorge zeichnet der operierende Arzt verantwortlich.
Dank des medizinischen Fortschritts können immer mehr Operationen ambulant, also ohne einen langen Krankenhausaufenthalt erfolgen. Im besten Fall wird der Patient kurz vor der Operation aufgenommen und kann schon am Abend oder am nächsten Tag wieder nach Hause. Natürlich gibt es auch in Praxiskliniken Bereitschaftsärzte, die rund um die Uhr anwesend sind. "Praxiskliniken schaffen aufgrund ihrer schlanken Strukturen ein OP-Umfeld, von dem Patienten aber auch die behandelnden Ärzte enorm profitieren.", erklärt Dr. med Carsten Nitschke von der Praxisklinik "narconova" in Bocholt. "Dass noch immer nicht alle Patienten in den Genuss einer solchen Behandlung kommen, liegt einzig und allein daran, dass der Gesundheitssektor immer noch sehr auf Plankrankenhäuser fixiert ist, wohingegen die flexiblen und kosteneffizienten Praxiskliniken noch immer nicht hinreichend im Gesundheitswesen verankert sind."
Bisher sind lediglich privat versicherte Patienten in der Wahl der Klinik frei. Zwar können auch gesetzlich versicherte Patienten ohne Mehrkosten für die Krankenkasse in einer Praxisklinik behandelt werden, jedoch werden ihnen dafür häufig außerordentlich hohe bürokratische Hürden in den Weg gestellt. Grund dafür ist eine fehlende Rahmenvereinbarung zwischen Praxiskliniken und Krankenkassen. 2009 wurde diese Rahmenvereinbarung im Sozialgesetzbuch festgeschrieben. Doch die Umsetzung wird von Seiten des Spitzenverbandes der Krankenkassen noch immer verschleppt. "Es ist ein Skandal, dass die Politik tatenlos zusieht, wie ihre eigenen Vorgaben nicht umgesetzt werden", meint Dr. med. Carsten Nitschke. Höchste Zeit das zu ändern, damit allen Patienten der vertrauensvolle Umgang und moderne Operationsstandard einer Praxisklinik zuteilwird.