Derzeit wird das europäische Tierarzneimittelrecht
überarbeitet. Ziel ist u.a. die Eindämmung der Risiken der
Verbreitung von Antibiotikaresistenz. PAN Germany sieht erheblichen
Nachbesserungsbedarf, um die Umwelt und die menschliche Gesundheit
besser zu schützen.
Infektionskrankheiten können aufgrund resistenter Krankheitskeime
immer häufiger nicht erfolgreich mit Antibiotika bekämpft werden.
Dies ist zum weltweiten Problem geworden. Der Einsatz von Antibiotika
in der intensiven Nutztierhaltung begünstigt die Resistenzentwicklung
sowie die Ausbreitung resistenter Keime. Doch nicht nur die
menschliche Gesundheit wird gefährdet: Auch die Umwelt ist zunehmend
mit Antibiotika belastet und resistente Keime werden über die Umwelt
verbreitet.
Dass Belastungen der Umwelt nicht nur ein Problem in Ländern sind,
in denen Pharmazeutika unter unzureichenden Umwelt-Auflagen
hergestellt werden, wurde vielen Menschen in Deutschland spätestens
Anfang des Monats bewusst, als der NDR die Rechercheergebnisse
zweier Journalisten veröffentlichte, die multi-resistente Erreger in
Bächen und Badeseen in Norddeutschland nachgewiesen hatten. Sie
wiesen unter anderem Colistin-Resistenzen nach. Das Antibiotikum
Colistin wird nach wie vor in Tierställen eingesetzt, obwohl die
Weltgesundheitsorganisation den Wirkstoff im vergangenen Jahr in die
höchste Kategorie von Reserve-Antibiotika eingeordnet hat, die
unbedingt für die Behandlung schwerer, mit anderen Antibiotika
aufgrund von Resistenzen nicht mehr zu bekämpfenden
Infektionskrankheiten bei Menschen benötigt werden.
"Wir appellieren an die Verantwortlichen von EU-Parlament, -Rat
und -Kommission, die jetzt über das neue Tierarzneimittelgesetz
beraten, Antibiotika mit höchster Priorität für den Menschen endlich
aus der tierärztlichen Verwendung zu nehmen. Zudem müssen
verbindliche Maßnahmen für eine bessere Überwachung des
Umweltvorkommens von Arzneimitteln festgeschrieben werden und auch
Alt-Arzneimittel einer umfassenden Umweltüberprüfung unterzogen
werden" fordert Susan Haffmans, Referentin für Tierarzneimittel von
PAN Germany.
Aus Sicht von PAN Germany wird der Tatsache, dass
Antibiotika-Resistenzen auch über die Umwelt verbreitet werden, nach
wie vor zu wenig Beachtung geschenkt. Eine Reduzierung des
Antibiotikaeinsatzes, wie sie nach Meinung der Europäischen Behörde
für Lebensmittelsicherheit (EFSA) Priorität hat, würde auch die
Umwelt entlasten.
In dem Hintergrundpapier "Antibiotika in der Tierhaltung" hat PAN
Germany Informationen zum Thema zusammengestellt:
http://ots.de/Dq4Ik1.
Das Hintergrundpapier ist seit heute auch in Englisch verfügbar:
http://ots.de/U7DQha
Pressekontakt:
Susan Haffmans, PAN Germany, susan.haffmans[at]pan-germany.org,
040-3991910-0
Original-Content von: PAN Germany, übermittelt durch news aktuell