Laut einer aktuellen Umfrage der Universität St. Gallen entstehen 76 Prozent der Innovationen außerhalb eines Unternehmens. So wundert es nicht, dass die Idee zur Entwicklung der High-tech -Tasse auf dem Weihnachtsmarkt am Glüh-weinstand geboren wurde. »Wir haben uns darüber geärgert, dass der Glühwein ständig zu heiß oder zu kalt war«, so Professor Klaus Sedlbauer, Institutsleiter des Fraunhofer IBP, und sein Kollege Herbert Sinnesbichler über den Ursprung der PCM-Tasse. Die Wissenschaftler ließen bei der Lösung des Problems nicht locker, entwickelten in ihrer Freizeit nach diversen Mustern und Messreihen einen funktionierenden Prototypen und reichten die Lösung schließlich beim Wettbewerb »Deutschland ? Land der Ideen« ein.
In der Bauphysik nutzt man bestimmte Hightech-Materialien, sogenannte Phasenwechselmaterialien (PCM) zur Temperaturpufferung. PCM können ihren Aggregatszustand von fest zu flüssig oder ihren Kristallisationszustand von fest zu fest in einem definierten Temperaturbereich ändern. Diese Veränderung ist wärmetechnisch nutzbar. Die beiden Wissenschaftler überlegten, wie sich diese Produkte aus dem Be-reich der Gebäudeklimatisierung auf Geschirr übertragen ließen, denn aus ingenieurtechnischer Perspektive ist eine Tasse nichts anderes als ein umbauter Raum.
Wird in den mit diesem Material ausgerüsteten Prototyp heißer Kaffee eingeschenkt, nimmt das PCM-Geschirr zunächst die überschüssige Hitze der Flüssigkeit auf und reduziert dabei die Brühtemperatur innerhalb kurzer Zeit auf ein trinkbares Maß. Mit fortschreitender Abkühlung der Flüssigkeit werden die im PCM gespeicherten überschüssigen Wärmereserven schließlich nach und nach wieder an das Getränk abgegeben. Das Ergebnis ist ein Kaffee mit länger anhaltender, optimaler Trinktemperatur.
Am 3. Februar zelebrierte das Fraunhofer IBP nun den »Ort im Land der Ideen« mit einem Tag der offenen Türe und lud gezielt den akademischen Nachwuchs zu einem Blick in seine Labore und Versuchseinrichtungen ein. Im Rahmen dieser Veranstaltung überreichte Dieter Hierner, Direktor der Deutschen Bank, mit Vertretern der Initiative »Deutschland ? Land der Ideen« im Namen des Bundespräsidenten den Preis für die innovative Kaffee-Tasse an Prof. Klaus Sedlbauer und Herbert Sinnesbichler. Das Team von Prof. Sedlbauer am Fraunhofer IBP sowie an seinem Lehrstuhl in Stuttgart erhält damit bereits zum fünften Mal den Preis für eine Innovationsleistung.
Anlässlich der Preisverleihung betonte der Vertreter der Deutschen Bank, Dieter Hierner: »Mit ihren neuartigen Pro-dukten werden die Fraunhofer-Forscher eine zukunftsweisende Idee in ein marktfähiges Produkt umsetzen. Von dieser Innovation profitieren Kunden weltweit. Damit steht das Fraunhofer IBP beispielhaft für die Innovationskraft in Deutschland.«
»Wir freuen uns sehr, dass wir die Jury wiederholt mit unseren wissenschaftlichen Erfindungen überzeugen konnten. Die Auszeichnung belegt einmal mehr, dass bauphysikalische Entwicklungen auf vielfältige Weise in unserem Alltag zum Einsatz kommen. Die fünfte Auszeichnung in Folge ist für uns eine große Motivation auch in Zukunft innovative Ideen verstärkt zu fördern und in den Markt zu bringen«, hob Prof. Sedlbauer in seiner Dankesrede hervor.
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