fit und munter - Cannabis als neue Hoffnung in der Medizin

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Cannabis als neue Hoffnung in der Medizin

Cannabis ist schon jetzt ein wirksames Schmerzmittel für chronisch kranke Menschen. Sein Einsatz in der Schmerzmedizin ist einmal mehr Dr. Gerhard Müller-Schwefe, ehemaliger Präsident der Deutschen Gesellschaft für Schmerzmedizin, zu verdanken.
Die Wirkung von Cannabis ist bei Tumor-Schmerzen und bei Spastik durch Multiple Sklerose gut dokumentiert. Seitens der Medizin gibt es klare Indikationen und die Ärzte setzen Cannabis zunehmend häufiger ein. Cannabis hat kulturgeschichtlich eine lange Tradition als Medizin. Seine schmerzstillende Wirkung beschreibt im Mittelalter schon Hildegard von Bingen. Im 19. Jahrhundert zählte die Hanfpflanze zu den wichtigsten Medikamenten. Sie besitzt ein breites Wirkungsspektrum und wenig Nebenwirkungen. Cannabis rückt auch bei der Behandlung von Tumoren immer weiter in den Vordergrund.

Krebsbehandlung mit Cannabis

Der menschliche Organismus ist auf eindrucksvolle Weise im Stande, mit Hilfe von körpereigenen Cannabisbestandteilen, so genannten Endocannabinoiden, der Entstehung von Krebserkrankungen entgegenzuwirken. Bereits im Jahr 2008 haben sich Forscher des Instituts für Pharmakologie und Toxikologie der Universitätsmedizin Rostock sehr erfolgreich mit dieser hochkomplexen Materie befasst. Von Prof. Dr. Burkhard Hinz und Dr. Robert Ramer wurde die Wirkungsweise körpereigener Antitumor-Cannabinoide ergründet. Die Wissenschaftler führten den Nachweis, dass spezifische Substanzen, die als Inhaltsstoffe auch in der Cannabis-Pflanze enthalten sind, die Fähigkeit besitzen, durch die Bildung eines Hemmstoffs Krebs-Enzyme zu blockieren. Damit verhindern sie, dass sich Tumorzellen im Körper ausbreiten können.
Unter dem Titel "Hemmung der Invasion von Krebszellen durch Cannabinoide über erhöhte Expression von Gewebeinhibitoren von Matrix-Metalloproteinasen-1" wurden die wichtigen Erkenntnisse von Prof. Hinz und Dr. Ramer im Journal of the National Cancer Institute veröffentlicht.
Prof. Hinz und Dr. Ramer konnten anhand eines Zellkulturmodells beweisen, dass Cannabinoide auch das Eindringen von Tumorzellen in das umliegende Gewebe blockieren. Gewöhnlich können Krebszellen durch eine Invasion in das Blutsystem und Lymphsystem gelangen und von dort anderes Körpergewebe befallen. Diese Tumorzellinvasion wird durch Krebs-Enzyme ermöglicht. Die Rostocker Wissenschaftler konnten zeigen, dass Cannabinoide, wie sie sich in der Hanfpflanze befinden, so beispielsweise das Phytocannabinoid delta9-Tetrahydrocannabinol (THC), den genetischen Apparat von menschlichen Gebärmutterhalskrebszellen und Lungenkrebszellen dazu veranlassen, einen körpereigenen Hemmer gegen die Krebs-Enzyme zu produzieren, der die Tumorzellinvasivität unterdrückt und die für das Tumorwachstum notwendige Gefässneubildung blockiert.
Die Forschungsergebnisse der Universitätsmedizin Rostock geben Anlass zu Optimismus. Allerdings räumen die Wissenschaftler ein, dass die Ausschöpfung aller therapeutischen Anwendungsmöglichkeiten von Cannabis noch erheblichen Forschungsaufwand erfordert. Es gilt als gesichert, dass der Hanfpflanzenstoff potentiell therapeutisch nutzbare Wirkungen gegen Krebserkrankungen entfaltet.
Mit dem Nachweis von spezifischen Cannabinoid-Bindungsstellen (Cannabis-Rezeptoren) auf Zellen und der Entdeckung des Endocannabinoids im menschlichen Organismus rücken Cannabinoide seit den 1990er Jahren stärker in den Fokus der Wissenschaft. Experimentelle Studien und Untersuchungen an Zellkulturen weisen darauf hin, dass Cannabinoide eine antikanzerogene Wirkung besitzen, die über eine Hemmung der Tumorzellteilung und die Auslösung der Apoptose (Programmierter Tumorzelltod) vermittelt wird.
Körpereigene Cannabis-Inhaltsstoffe, die endogenen Cannabinoide, docken an körpereigenen Cannabis-Rezeptoren an. Sie gehören zum endogenen Cannabinoid-System als Teil des Nervensystems und dienen dazu, aktivierte neurologische Prozesse in unserem Gehirn wieder abzuschalten. Dieser Vorgang ist lebensnotwendig und betrifft besonders die Schmerzzustände. Ist diese wichtige Funktion im Organismus gestört, kann das endogene Cannabinoid-System durch ein exogenes, körperfremdes Cannabinoid-System ersetzt werden. Dazu dienen die Cannabinoide der Hanfpflanze, die gleichwohl in der Lage sind, das gestörte Cannbinoid-System wieder zu aktivieren. Damit wird klar, warum die Cannabinoide eine schmerzstillende Wirkung entfalten können.

Die amerikanische Cannabis-Studie

Im Jahr 2017 wurde in Amerika eine grosse Studie mit 2.400 Patienten durchgeführt, die ihre Medikation auf den Cannabis-Inhaltsstoff Cannabidiol (CBD) umstellten. Es ist die derzeit grösste Studie über Cannabidiol. Die Umfrageergebnisse sind sehr aufschlussreich und lassen einen eindeutigen Trend zu Cannabis und Cannabidiol (CBD) erkennen.
Massgeblich beteiligt waren an der CBD-Studie das Marktforschungsinstitut Brightfield Group aus Chicago/Illinois, um der Cannabis-Industrie Konsummuster und Nachfragetrends bereitzustellen. Die Studienteilnehmer kamen von der Patientengemeinschaft HelloMD aus San Francisco/Californien. Die Online-Community HelloMD, die Ärzte und Cannabis-Patienten vereinigt, verfügt über mehr als 150.000 Mitglieder.
Die Studie ergab, dass der Frauenanteil an Cannabidiol-Nutzern bei 55 Prozent lag, während Männer THC-dominante Cannabis-Produkte bevorzugten. Dr. Perry Solomon, der Chefarzt von HelloMD, registrierte einen exponentiellen Anstieg des Interesses an Cannabidiol-Produkten, besonders bei Frauen. Die Umfrage machte deutlich, dass die Mehrheit derjenigen, die CBD-Produkte verwenden, von einem grossen gesundheitlichen Nutzen profitieren. Eine wachsende Zahl von Patienten finden durch Cannabidiol-Produkte mehr Erleichterung, als bei der Anwendung traditioneller Arzneimittel. 42 Prozent der CBD-Anwender in der Studie erklärten, dass sie nach der Umstellung ihrer Medikation auf CBD-Produkte diese Therapieform zukünftig beibehalten werden.
80 Prozent der Studienteilnehmer empfinden die CBD-Produkte als sehr effektiv oder extrem effektiv, währenddessen nur 3 Prozent angaben, sie hätten wenig oder gar keine Verbesserungen gespürt. Die häufigsten Gründe, warum die Patienten CBD-Produkte benutzen, sind Schlaflosigkeit, Depressionen, Angstzustände und Gelenkschmerzen.
Bethany Gomez, Forschungsdirektorin der Brightfield Group bemerkte, dass es einen riesigen, kaum erschlossenen Markt für CBD-Produkte gibt, mit denen die Lebensqualität vieler Menschen verbessert werden könnte. Durch weitere Forschung und öffentliche Aufklärung könnten CBD-Produkte für viele Patienten eine wirksame Option darstellen.
Der Wissensfundus für die medizinische Anwendung von Cannabidiol (CBD) ist sehr umfangreich. Es ist ein Cannabinoid, das nicht psychoaktiv wirkt und daher nicht als Droge eingestuft wird. Deshalb unterliegt CBD auch nicht den rechtlichen Beschränkungen wie Tetrahydrocannabinol (THC). Die Anwendungsvielfalt von CBD nimmt ständig zu. Das grosse medizinische Potential von CBD, das derzeit in über 2000 Studien dokumentiert ist, wird mittlerweile auch durch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) anerkannt. CBD wirkt entzündungshemmend und krampflösend, schmerzlindernd, antiepileptisch, antipsychotisch und senkt sogar den Augeninnendruck. CBD bringt aber auch Hilfe bei Angststörungen und bei der Anwendung gegen Lungenkrebs und Hautkrebs.
In Deutschland ist im März 2017 ein Gesetz in Kraft getreten, das es jedem Arzt - unabhängig von seiner Fachrichtung - möglich macht, Cannabis-Blüten und Cannabis-Zubereitungen, wie CBD-Öl als Liquid und neuerdings auch als Kapseln zu verordnen. Cannabis eröffnet gegenwärtig ein völlig neues Kapitel in der Medizin, das den Patienten eine nebenwirkungsarme Wiederherstellung ihrer Gesundheit ermöglicht.

Lorna Lutfiu

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