sup.- Arzneimittel zur Behandlung schwerer Krankheiten sind oft besonders kostenintensiv. Sie müssen entwickelt, getestet, zugelassen und schließlich produziert werden, was vielfach den Einsatz von teuren bzw. äußerst aufwändig zu erzeugenden Inhaltsstoffen erfordert. Einen besonders wertvollen Rohstoff zur medizinischen Vorsorge stellt die Natur dem Menschen jedoch gleich bei seiner Geburt gewissermaßen als Begrüßungsgabe zur Verfügung: In den Stammzellen aus dem Nabelschnurblut und dem Nabelschnurgewebe haben Wissenschaftler schon vor Jahrzehnten ein enormes therapeutisches Potenzial identifiziert. Voraussetzung ist natürlich, dass das Nabelschnurblut und die Nabelschnur und damit die enthaltenen neonatalen Stammzellen fachgerecht konserviert und nicht mit dem Klinikmüll entsorgt werden, wie es leider immer noch häufig der Fall ist.
Weil neonatale Stammzellen noch unbelastet, nahezu unbegrenzt teilbar und in der Regel auch virenfrei sind, gelten sie als erste Wahl für ganz unterschiedliche medizinische Anwendungen. Schon heute werden Nabelschnur-Stammzellen erfolgreich bei der Behandlung von Störungen des blutbildenden Systems, kindlicher Hirnschädigungen oder zum Wiederaufbau des Knochenmarks nach einer Hochdosis-Chemotherapie bei Krebspatienten genutzt. Forscher arbeiten aber längst an weiteren Behandlungsmöglichkeiten z. B. für Patienten mit neurologisch degenerativen Erkrankungen wie Parkinson, Alzheimer oder Multipler Sklerose. Ebenfalls im Zentrum der Stammzellforschung: vielversprechende Therapie-Optionen bei Herzinfarkt, Schlaganfall sowie Autoimmunerkrankungen wie Diabetes mellitus Typ-1.
Gerade in diesen Zukunftsperspektiven liegt der unschätzbare Vorteil eines individuellen Stammzelldepots aus der Nabelschnur. Bei fachgerechter Lagerung bleiben die vitalen Eigenschaften der Stammzellen jahrzehntelang erhalten und erlauben deshalb bei Bedarf in jedem Lebensalter eine körpereigene Spende. Solch eine autologe Behandlung, bei der Spender und Empfänger identisch sind, schaltet das Risiko von Abstoßungsreaktionen aus und kann deshalb möglicherweise bei einer künftigen Erkrankung lebensrettend sein. Jeder siebte Mensch, so die Schätzung von Wissenschaftlern, könnte in absehbarer Zeit an irgendeinem Zeitpunkt seines Lebens eine Therapie auf Basis von Stammzellen benötigen. Nach Angaben von Vita 34, der größten privaten Stammzellbank im deutschsprachigen Raum, wird die Chance der Stammzell-Entnahme aus der Nabelschnur allerdings bislang bei der überwiegenden Zahl der Geburten unwiderruflich versäumt. Unkenntnis der Eltern über diese Form der Gesundheitsvorsorge ist noch immer ein maßgeblicher Grund für die geringe Einlagerungsquote. "Ich würde jeder Familie empfehlen, sich zum Thema Einlagerung von Stammzellen aus der Nabelschnur zu informieren", rät Prof. Joanne Kurtzberg (Duke University Medical Center, Durham, England), eine führende Pionierin in der Erforschung und Anwendung von Stammzellen aus Nabelschnurblut: "Auch gesunde Eltern mit einem wahrscheinlich gesund zur Welt kommenden Kind sollten einlagern."