Medienkompetenz bei Beschäftigten fördern / Mehr Entspannung durch Regeln zur Erreichbarkeit / Balance zwischen virtueller und realer Welt
Köln, 23. Mai 2018. Ohne Smartphone geht es für die meisten nicht mehr: Acht von zehn Menschen in Deutschland über 14 Jahre nutzen laut Bitkom Research Smartphones. Dabei sind 88 Prozent der Meinung, dass diese eine große Erleichterung im Alltag sind. Gut zwei Drittel bemängeln aber auch, dass die Menschen dadurch weniger miteinander sprechen. Smartphones bieten die Möglichkeit, durch das Internet und die sozialen Medien scheinbar überall mit dabei zu sein. Sie sorgen dafür, dass man jederzeit und an fast jedem Ort erreichbar ist - für Freunde und Familie ebenso wie für Kunden und Kollegen. "Die umfassende Vernetzung und ständige Erreichbarkeit gibt Menschen das Gefühl, dazu zu gehören. Das kann jedoch zur Belastung werden, wenn Arbeit und Freizeit fließend ineinander übergehen und immer mehr Aufgaben zeitgleich bewältigt werden müssen", weiß Iris Dohmen, die als Fachgebietsleiterin bei TÜV Rheinland Unternehmen und Organisationen verschiedener Branchen zu betriebspsychologischen Fragestellungen berät.
Medienkompetenz ist nicht selbstverständlich
Im Beruf gehören Computer und Smartphone heute zur Grundausstattung: Sie sind nicht mehr nur an den klassischen Büroarbeitsplätzen unverzichtbar, sondern auch für viele andere Berufsgruppen wie Ärzte, Handwerker und Lehrer. In einigen Branchen ermöglichen diese Techniken ein flexibles und mobiles Arbeiten von unterwegs oder im Homeoffice. "Beim Einsatz der modernen Kommunikationsmittel wird bei den Anwendern oft eine Medienkompetenz vorausgesetzt, die nicht vorhanden ist. Oftmals sind sie zum Beispiel überfordert, wenn es darum geht, die Informationsvielfalt zu kanalisieren. Im Rahmen des betrieblichen Gesundheitsmanagements können diese Fertigkeiten in Maßnahmen zur Stressbewältigung oder in Führungskräfte-Seminaren vermittelt werden", erläutert Dohmen.
Damit mobiles und flexibles Arbeiten die Gesundheit und das soziale Leben nicht beeinträchtigt, sind klare Regeln zur Erreichbarkeit, gegebenenfalls auch nach Feierabend, am Wochenende oder im Urlaub, wichtig. Für die körperliche und psychische Gesundheit sind diese arbeitsfreien Zeiten unverzichtbar. Sie dienen dazu, Belastungen durch den Beruf auszugleichen. Daher ist es für Berufstätige, die viel Zeit am Computer oder mit dem Smartphone verbringen, sinnvoll, diese Geräte in der Freizeit selten und gezielt zu nutzen. Sport und Aktivitäten mit Freunden und der Familie bieten ebenso einen Gegenpol zur virtuellen Welt wie persönliche Gespräche.
Keine Angst, etwas zu verpassen
Ob ständige Erreichbarkeit negative Auswirkungen auf die Gesundheit hat, ist von verschiedenen Faktoren abhängig - von der Anerkennung durch den Arbeitgeber ebenso wie von der persönlichen Einstellung des Beschäftigten. Oftmals ist es sogar beruhigend zu wissen, dass wichtige Probleme auch außerhalb der Geschäftszeiten gelöst werden können.
Das Gefühl, im Beruf wie auch privat etwas zu verpassen, ist oft auch in der Freizeit ein Grund, ständig online und in den sozialen Medien aktiv zu sein. Nimmt dies Überhand, wird auch die Kommunikation mit Freunden anstrengend. "Wer sich nur noch online austauscht, läuft Gefahr, im realen Leben zu vereinsamen. Gerade im privaten Bereich ist ein persönliches Gespräch oft sehr bereichernd und der Grundstein für gemeinsame Aktivitäten in der realen Welt. Das sorgt für eine gesunde Balance, die auch der Leistungsfähigkeit im Beruf zugutekommt", so Dohmen.
Weitere Informationen unter www.tuv.com/abo-psychologie bei TÜV Rheinland.