Für Milliarden von Mädchen und Frauen auf der Welt
ist die Menstruation Teil ihres Alltags. Trotzdem ist das Thema noch
immer stark tabuisiert und schließt sie aus vielen Bereichen des
Lebens aus. Eine neue Studie von Plan International zeigt, wie
gravierend die Auswirkungen vor allem für junge Mädchen in
Entwicklungsländern sind. In Indien brechen 20 Prozent der Mädchen
die Schule ab, sobald sie ihre Periode haben. In Malawi verpassen 70
Prozent von ihnen jeden Monat bis zu drei Tage Unterricht, weil es an
den Schulen keine Möglichkeit gibt, sich zu waschen, die Binde zu
wechseln oder sie sich keine Hygieneartikel leisten können. Aufgrund
der Fehlzeiten müssen viele von ihnen die Schule verlassen.
"Die Folgen für die Mädchen sind dramatisch und wirken sich auf
ihr gesamtes Leben aus: Sie machen keinen Schulabschluss, haben kein
eigenes Einkommen und laufen Gefahr, bereits im Kindesalter
verheiratet zu werden", sagt Maike Röttger, Geschäftsführerin von
Plan International Deutschland. In Uganda schließen laut einer
Statistik der Regierung nur etwa 57 Prozent aller Mädchen die Schule
ab. "Eine entscheidende Rolle spielen dabei die Menstruation und die
Schwierigkeiten, die damit verbunden sind."
Die weibliche Menstruation ist in vielen Kulturen negativ behaftet
und wird oft von Schweigen, Ausgrenzung und Scham begleitet. In Nepal
beispielsweise werden Frauen, die ihre Periode haben, aus dem Haus
verbannt und dürfen in dieser Zeit keine anderen Menschen und kein
Wasser berühren. Zwar ist dieser Brauch seit einigen Jahren offiziell
verboten, in Teilen des Landes wird er jedoch noch immer praktiziert.
In vielen Ländern können Mädchen mit niemandem über ihre Periode
sprechen, weil sie sich zu sehr schämen. Dieses Schweigen hat meist
eine große Unwissenheit zur Folge. Fast die Hälfte aller Mädchen im
Iran glaubt, dass Menstruation eine Krankheit ist. Und in Malawi
wussten acht von zehn Mädchen bei ihrer ersten Periode nicht, was mit
ihrem Körper passiert.
Das Tabu ist nicht nur in Entwicklungsländern verbreitet - auch in
Europa ist die Monatsblutung häufig mit peinlichem Schweigen und
Scham verbunden. Der 28. Mai wurde deshalb zum "Internationalen Tag
der Menstruationshygiene" erklärt, um auf die Problematik aufmerksam
zu machen. In Großbritannien ist es laut der Studie knapp der Hälfte
der Mädchen peinlich, wenn sie ihre Periode haben. Jede zehnte junge
Frau dort kann sich keine Hygieneartikel leisten - auch weil Tampons
und Binden in vielen Ländern so hoch besteuert werden wie
Luxusartikel. Viele Mädchen, vor allem in einkommensschwachen Ländern
oder in Krisen- und Konfliktregionen, behelfen sich während der
Menstruation mit alten Lappen, Blättern oder anderen Notlösungen. Das
Risiko von Infektionen ist dadurch sehr hoch, besonders in Gebieten,
in denen es kein sauberes Wasser gibt.
"Die Probleme, mit denen Mädchen und Frauen durch ihre Periode zu
kämpfen haben, sind bisher noch viel zu wenig beachtet worden - dabei
schließen sie sie vom gesellschaftlichen Leben aus und nehmen ihnen
die Chance darauf, später ein selbstbestimmtes Leben und unabhängiges
Leben zu führen", betont Maike Röttger. "Wir müssen dafür sorgen,
dass Mädchen sich für ihre Periode nicht mehr schämen müssen und die
nötigen Voraussetzungen schaffen, damit sie weiterhin zur Schule
gehen können." Dazu gehören zum Beispiel der Bau von getrennten
Toiletten und Waschmöglichkeiten sowie das Verteilen von
Hygieneartikeln.
In gesundheitlichen Schulungen lernen die Mädchen - und auch die
Jungen - wie der weibliche Zyklus funktioniert und wie sie sich vor
Infektionen schützen können. In Zusammenarbeit mit lokalen Partnern
hat Plan in Uganda zudem ein Projekt initiiert, bei dem Mädchen
auswaschbare Binden selbst herstellen können. In dem ostafrikanischen
Land kostet ein Paket Monatsbinden im Schnitt zwei US Dollar - das
ist mehr, als die meisten Menschen dort am Tag verdienen.
Die Studie und Fotos zum Download finden Sie in unserem
Pressebereich unter www.plan.de/presse
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