Jährlich werden deutschlandweit über 30.000 Kinder
mit thermischen Verletzungen ambulant und 6.000 Kinder stationär
behandelt. Verbrühungen, Feuer und Flammen, Kontaktverbrennungen,
Strom sowie Verpuffung und Explosion führen zu gesundheitlichen
Schäden mit oft lebenslanger Beeinträchtigung. Der Unfallschwerpunkt
liegt klar im häuslichen Umfeld. Eine Auswertung des Arbeitskreises
"Das schwerbrandverletzte Kind" zeigt, dass Säuglinge und Kleinkinder
eine Hochrisikogruppe darstellen. Der Arbeitskreis ist unter dem Dach
der Deutschen Gesellschaft für Verbrennungsmedizin (DGV) in enger
Zusammenarbeit mit der Deutschen Gesellschaft für Kinderchirurgie
(DGKCH) organisiert.
Die Auswertung bezieht sich auf ca. 1.200 Patienten in
spezialisierten Kliniken. 75 Prozent der jungen Patienten sind zum
Zeitpunkt der Aufnahme jünger als vier Jahre. Das Säuglings- und
Kleinkindesalter stellt somit eine Hochrisikogruppe dar. 70 Prozent
der Kinder haben eine Verbrühung und Jungen sind laut der Auswertung
im Vergleich zu Mädchen doppelt so häufig wie Mädchen betroffen.
Die altersabhängigen Verhaltensmuster zu kennen und zu
berücksichtigen, ist der erste Baustein, das Risiko eines thermischen
Unfalls zu verringern. Typischerweise dominieren in der
Hochrisikogruppe Verbrühungen durch heiße Flüssigkeiten. Schon der
Inhalt einer Tasse genügt, um 30 Prozent der Körperoberfläche eines 0
bis 4-jährigen Kindes zu verletzen. In den letzten Jahren haben vor
allem Unfälle mit Schnellwasserkochern durch Ziehen am herabhängenden
Stromkabel dramatisch zugenommen. Das typische Verletzungsmuster
besteht in einer Verbrühung von Gesicht, Rumpf und Oberschenkeln.
Kleinkinder wollen ihre Umwelt erforschen, ergreifen, um zu
begreifen, sie bewegen sich blitzschnell und wissen nicht, was
gefährlich ist und was nicht. Sie wachsen rasch und oft wird von den
Eltern nicht rechtzeitig realisiert, dass Dinge, die gestern noch
nicht möglich waren, heute schon mit Leichtigkeit vollbracht werden.
Die Verhaltensweisen der Kinder sind oft nicht vorhersehbar und aus
Sicht der Erwachsenen unlogisch. Besondere Gefahrenmomente entstehen
dann, wenn Eltern durch andere Beschäftigungen abgelenkt sind.
Kontaktverbrennungen, Strom und Verbrennungen mit Feuer betreffen
etwas ältere Kinder, die durch ihre Neugier durch Zündeln mit
Streichhölzern und Kerzen in Kontakt mit Feuer geraten. Die
häufigsten Zündquellen für Textilbrände sind außerdem
Adventsgestecke, Laternen und Wunderkerzen, Zigaretten, Gasflammen
und der Holzkohlegrill. Insbesondere der Einsatz von
Brandbeschleunigern führt jedes Jahr zu erheblichen Verletzungen
durch Verpuffung vor allem im Gesicht. Der unvorsichtige Gebrauch von
Böllern und Feuerwerkskörpern bei Jugendlichen führt oft zu schweren
Verbrennungen, Augenverletzungen und Hörschäden.
Prävention und spezialisierte zeit- und fachgerechte Behandlung
sind die Schlüsselfaktoren, Komplikationen und lebenslange
Stigmatisierung betroffener Kinder zu vermeiden. Experten des
Arbeitskreises "Das schwerbrandverletzte Kind" treffen sich deshalb
jährlich zu einer Jahrestagung und diskutieren über neue
Behandlungsverfahren, Narbentherapie und neueste
Forschungsentwicklungen. Innovative Behandlungsmethoden brauchen
engagierte Ärzte, um sich zu etablieren. Auch in diesem Jahr werden
Forschungsergebnisse zu innovativen Wundauflagen oder dem
enzymatischen Debridement diskutiert sowie Konzepte schmerzarmer
Verbandswechsel durch virtuelle Realität vorgestellt.
Das sogenannte "Medical Needling" ist ein großer Fortschritt in
der Behandlung von Narben. In einem Workshop werden Tipps und Tricks
der Anwendung praxisnah vermittelt. Trotz aller Erfolge in der
Arbeit wissen alle Betroffenen und Behandler, dass psychosoziale
Langzeitfolgen nach thermischen Verletzungen leider nicht immer
vermeidbar sind. Die beste Behandlung ist die Vermeidung! Unfälle
sind keine Zufälle! Gemeinsam mit Patientenvertretern wie Paulinchen
- Initiative für brandverletzte Kinder e.V. möchten die Experten auf
die Folgen thermischer Verletzungen im Kindesalter hinweisen und
gleichzeitig vor den Unfallgefahren warnen.
Die 26. Jahrestagung des Arbeitskreises "Das schwerbrandverletzte
Kind" findet am 25./26.05.2018 unter organisatorischer Leitung der
Klinik und Poliklinik für Kinderchirurgie der Charité -
Universitätsmedizin Berlin statt.
Veranstaltungsort:
Besucher- und Schulungszentrum
Karl Storz GmbH & Co. KG
Scharnhorststraße 3 in Berlin
Pressekontakt:
Deutsche Gesellschaft für Kinderchirurgie e.V. (DGKCH)
Julia Weilbach
Tel.: 030/28004-361
E-Mail: presse@dgkch.de
Deutsche Gesellschaft für Verbrennungsmedizin e.V.
Doris Listemann
Dossstraße 6
12621 Berlin-Kaulsdorf
E-Mail: info@verbrennungsmedizin.de
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