München, 28.06.2018 - Im Rahmen der Studie wurden von MS&C insgesamt 26 private Krankenversicherungen (PKVs) und gesetzliche Krankenversicherungen (GKVs) mit Fokus auf ihr Angebot an digitalen Services untersucht.
Das Angebot digitaler Servicebereiche entlang der Versorgungskette erlaubt Krankenversicherungen eine Kostensenkung durch beispielsweise präventive Maßnahmen. Hierdurch können sie sich kundenzentrischer aufstellen und langfristig ihre bestehenden Geschäftsmodelle durch neu gewonnene Kundeneinblicke, neue Möglichkeiten der Leadgenerierung und Kundenkontaktpunkte verbessern. Die in der Studie beleuchteten digitalen Services werden in der Regel für die Versicherten der Krankenkassen ohne Zusatzkosten angeboten.
GKVs befinden sich bereits nah an dem Zielbild des holistischen Gesundheitsversorgers.
In der Studie wurden durch MS&C identifizierte Servicebereiche entlang der gesundheitlichen Versorgungskette (Prävention, Diagnose & Information, Behandlung & Monitoring und Administration) ausgewertet. Beispielhaft für einen Servicebereich des Versorgungskettenteils Prävention wäre z.B. „Impfung“, welcher diverse digitale Services der Krankenkassen (z.B. „Digitaler Impfpass“ oder „Interaktiver Impfkalender“) beinhaltet. Die GKVs bieten ihren Versicherten im Durchschnitt 18 übergeordnete digitale Servicebereiche an. Vorreiter der GKVs sind in den MS&C Studienergebnissen die TK, Barmer und IKK. Im Vergleich dazu offerieren die PKVs im Durchschnitt lediglich 13 digitale Servicebereiche - allen voran AXA, Debeka und die Hallesche. Bei den PKVs werden gerade Servicebereiche aus den Teilen der Versorgungskette Prävention, Behandlung & Monitoring oftmals nicht abgedeckt (wie z.B. „Dermatologie“, „Epilepsie“ oder „Migräne / Kopfschmerzen“). Allgemein decken die PKVs in der Prävention weniger als 50 % aller untersuchten Servicebereiche ab. Auch Servicebereiche der Behandlung und des Monitorings werden in deutlich geringerem Umfang als bei den parallel untersuchten GKVs angeboten. Ausschließlich Services zu den Bereichen „Gesundheitsinformationen“, „Administration“ und „Rechnungsapp“ werden von allen PKVs angeboten. Insbesondere letzteres ist für die Geschäftsmodelle der PKVs ein elementarer, digitaler Service mit Potential zur Effizienzsteigerung.
Im Gegensatz zu den PKVs bieten alle untersuchten GKVs ausnahmslos digitale Services zu den Servicebereichen „Ernährung“, „Fitnessprogramm & Sport“, „Stress & Wohlbefinden“, „Gesundheitsinformationen“, „Sucht“, „Suchfunktion & Terminbuchung“ und „Administration“ an und decken auch sonst einen größeren Teil der Versorgungskette durch ihre digitalen Servicebereiche ab. Nur ein „Symptom Checker“ spielt im Gegensatz zu den PKVs keine Rolle für das Serviceangebot der GKVs. Ein möglicher Erklärungsansatz für das deutlich umfangreichere Serviceangebot der GKVs, ist der jährliche, staatliche Bundeszuschuss von ca. 14,5 Milliarden Euro für versicherungsfremde Leistungen.
Das abschließende Ergebnis der Studie deutet ebenso auf einen deutlichen Vorsprung der GKVs bei der Erreichung des Zielbilds als ganzheitlicher Gesundheitsversorger hin.
Gibt es bereits einen ganzheitlichen Gesundheitsversorger in Deutschland?
Von den 26 untersuchten Krankenversicherungen deckt zum aktuellen Zeitpunkt nur die TK über 50 % der untersuchten Servicebereiche in allen Teilen der Versorgungskette ab und kommt somit dem Zielbild eines holistischen Gesundheitsversorgers am nächsten. Dennoch ist aufgrund der wachsenden Anzahl digitaler Services auch bei der Konkurrenz grundsätzlich eine Annäherung an das Profil des ganzheitlichen Versorgers zu erkennen.
Somit kann derzeit nur begrenzt von bereits bestehenden holistischen Gesundheitsversorgern gesprochen werden. Die eigentliche Herausforderung besteht darin, wie die Krankenversicherungen ihre angebotenen digitalen Services langfristig an ihre Versicherten vertreiben. Zum aktuellen Zeitpunkt sind deren Services oft nur fragmentiert verfügbar und weisen darüber hinaus oftmals diverse Medienbrüche auf.
Die Digitalisierungsstrategien der Krankenversicherungen haben Optimierungspotential.
MS&C sieht ein großes Potential bei der Schaffung kundenzentrierter Schnittstellen für ein zentralisiertes Angebot digitaler Services. Auch die Einbindung weiterer innovativer Technologien, z.B. digitale Sprachtechnologien oder die Realisierung neuer Monetarisierungsmöglichkeiten durch digitale Zusatztarife, sollten weiter aktiv vorangetrieben werden.
Die vollständige Publikation „Bereitstellung digitaler Services durch die Krankenkassen in Deutschland“ ist kostenlos online verfügbar unter https://www.muecke-sturm.de/studie-bereitstellung-digitaler-services-durch-die-krankenkassen-in-deutschland/