Die Wirksamkeit des Online-Selbsthilfeprogramms
www.moodgym.de für Menschen mit leichten und mittelschweren
Depressionen ist jetzt auch für den Einsatz in deutschen
Hausarztpraxen wissenschaftlich nachgewiesen worden. Eine
randomisierte und kontrollierte Studie der Universität Leipzig unter
Leitung von Professor Steffi G. Riedel-Heller zeigt, dass die
depressiven Symptome bei Patienten, die zusätzlich zur Behandlung
durch ihren Hausarzt das Programm nutzten, signifikant stärker
zurückgingen als in einer Kontrollgruppe. Dieser Effekt von moodgym
war sowohl sechs Wochen als auch sechs Monate nach der Anwendung
messbar. Die AOK hat die deutsche Fassung des international
eingesetzten Programms und die Evaluation in deutschen Hausarztpraxen
durch das Institut für Sozialmedizin, Arbeitsmedizin und Public
Health der Medizinischen Fakultät der Universität Leipzig ermöglicht.
Das Programm steht allen Interessierten zur anonymen und kostenlosen
Nutzung zu Verfügung.
Der Einsatz von moodgym zeigte in der Studie weitere positive
Effekte. So lag die sogenannte "Remissionsrate", mit der das
Verschwinden der Krankheitssymptome beschrieben wird, bei den
moodgym-Teilnehmern mit 39 Prozent nach sechs Monaten deutlich höher
als in der Kontrollgruppe mit 23 Prozent. Zudem stellten die
Wissenschaftler fest, dass sich die Lebensqualität und die Fähigkeit
zur Bewältigung der Krankheit bei den moodgym-Nutzern nach einem
halben Jahr stärker verbesserten.
Das Programm moodgym basiert auf der kognitiven Verhaltenstherapie
und ist von australischen Wissenschaftlern speziell zur Vorbeugung
und Linderung depressiver Symptome entwickelt worden. "Die kognitive
Verhaltenstherapie ist gut untersucht und wird bei Depressionen
erfolgreich angewendet", erklärt Dr. Astrid Maroß, Fachärztin für
Neurologie, Psychiatrie und Psychotherapie im AOK-Bundesverband.
"Dabei lernen Patienten zum Beispiel, negative Wahrnehmungen und
Gedanken so umzugestalten, dass sie künftig besser mit belastenden
Situationen umgehen können." Auf verständliche Weise veranschaulicht
das Online-Programm, wie negative Gefühle und depressive Symptome
zusammenhängen und wie es gelingen kann, wenig hilfreiche
Gedankenmuster zu erkennen und zu ersetzen. Durch den Aufbau neuer
Verhaltensweisen können sich die Stimmung und das Wohlbefinden des
Nutzers verbessern. Diese Art der Online-Selbsthilfe ermöglicht es
Betroffenen zusätzlich zur Behandlung, Schritte aus der Depression
heraus zu gehen.
Online-Programm kann Behandlung sinnvoll ergänzen
"Wir freuen uns, dass die positiven Effekte des Programms jetzt
auch für die deutsche Versorgungslandschaft nachgewiesen werden
konnten", sagt Maroß. Allerdings könne moodgym weder den Arzt noch
eine Behandlung mit Medikamenten oder Psychotherapie ersetzen. "Das
Programm eignet sich aber, um eine Behandlung sinnvoll zu ergänzen -
besonders, wenn es frühzeitig eingesetzt wird." Ärzte und Therapeuten
können ihren Patienten moodgym daher zur Vorbeugung oder Linderung
von depressiven Symptomen empfehlen und als Baustein ihrer Behandlung
nutzen.
Zugang zum Programm: www.moodgym.de
Die Studie zu "moodgym" ist im "Journal of Affective Disorders"
publiziert worden: Löbner M, Pabst A, Stein J, Dorow M, Matschinger
H, Luppa M, Maroß A, Kersting A, König H-H, Riedel-Heller SG.
Computerized cognitive behavior therapy for patients with mild to
moderately severe depression in primary care: a pragmatic cluster
randomized controlled trial (@ktiv). Journal of Affective Disorders,
328 (2018). 317-326.
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