fit und munter - Bei Krebs: Sicherheit geben und Ressourcen aktivieren

fit und munter

Bei Krebs: Sicherheit geben und Ressourcen aktivieren


Die Heilungschancen bei vielen Krebserkrankungen
sind so gut wie nie zuvor. Dennoch: Die Diagnose ''Krebs'' versetzt
Betroffene in Furcht und Schrecken, lähmt sie in ihrer
Handlungsfähigkeit. Genau da setzen Ergotherapeuten an. "Zentrale
Aspekte sind, die Positivität von Krebspatienten zu fördern und
auszuschöpfen, mit ihnen realistische Ziele zu definieren. Und bei
entsprechender Prognose darauf hin zu arbeiten, dass sie ihren Alltag
wieder aufnehmen können", fasst Lina Mühlbauer, Ergotherapeutin im
DVE (Deutscher Verband der Ergotherapeuten e. V.) zusammen, welche
maßgebliche Rolle Ergotherapeuten bei der Bewältigung von Krebsleiden
spielen.

Onkologische Abteilungen setzen auf eng vernetzte,
interdisziplinäre Teams, denn die Behandlung von Krebspatienten
bedeutet weit mehr als die rein medizinische Versorgung. Neben
unterschiedlichen Fachärzten arbeiten zusätzlich zu weiteren
gesundheitlichen Disziplinen immer häufiger Ergotherapeuten in der
Onkologie. "Wer eine so schwere Erkrankung wie Krebs hat, erlebt ein
ständiges Wechselbad der Gefühle.", spiegelt die Ergotherapeutin
Mühlbauer wider, was in Krebspatienten vor sich geht. Sie werden mit
Angst machenden Situationen konfrontiert, mit Untersuchungen und
Behandlungsformen wie Chemo- oder Strahlentherapie, die sie zudem
körperlich erschöpfen. Sie müssen sich in einer unbekannten Umgebung
und einem oft erschreckenden Umfeld aufhalten, wissen nicht, was auf
sie zukommt. Manche leben von Untersuchung zu Untersuchung und
Ergebnis zu Ergebnis. "Unter solchen Umständen ist es besonders
wichtig, den Patienten bei Fragen beratend zur Seite zu stehen, um
Ängste zu nehmen. Gleichzeitig stärken wir sie, indem wir ihre
Ressourcen und Fähigkeiten herausarbeiten und ihnen helfen, wieder
handlungsfähig und selbstsicher zu werden.", erläutert die
Ergotherapeutin Mühlbauer wissend, wie Beeinträchtigungen den
Krankheitsverlauf beeinflussen können.

Handlungsfähigkeit von Krebspatienten durch kognitives Training
erhalten

Bei vielen Krebspatienten kommt es als Folge der Chemo- und
Strahlentherapie oder durch Medikamente, die sie nehmen müssen, zu
kognitiven Defiziten. Mithilfe von Untersuchungen wie dem
Mini-Mental-Status Test überprüfen Ergotherapeuten, ob das Lang- oder
das Kurzzeitgedächtnis betroffen ist. Auch das räumliche
Vorstellungsvermögen oder die Zeit-Raum-Orientierung können
eingeschränkt sein. Fähigkeiten, die nötig sind, um selbstständig zu
agieren. Selbstständigkeit ist wesentlich, damit die an Krebs
Erkrankten sich nicht noch kränker fühlen. Selbstständig zu sein
fühlt sich gut an und fördert den Genesungsprozess. Auch deshalb sind
mittlerweile mehr Ergotherapeuten in der Krebstherapie angesiedelt:
Ihr Ansatz ist, den Fokus nicht auf das Pathologische, die
Krebserkrankung, zu lenken, sondern das Positive zu sehen, jede nur
mögliche Ressource zu aktivieren. Trainingsprogramme, die die
kognitiven Fähigkeiten wieder verbessern, sind daher eine der
Maßnahmen, die Ergotherapeuten einsetzen, um Beeinträchtigungen ihrer
Patienten zu beheben, sie handlungsfähig zu machen und ihren
Gesundheitszustand und Heilungsverlauf positiv zu gestalten.

Das Umfeld Krebskranker als positiven Verstärker einbeziehen

Ein weiterer Faktor, der zur Stabilisierung von Krebspatienten
beiträgt, ist das eigene Rollenverständnis. Wer Krebs hat, wird
abrupt aus seinem Leben und damit aus seiner Rolle beispielsweise als
Arbeitnehmer, Mutter oder Freund gerissen. Um herauszufinden, welche
für sie wesentliche Rollen die Patienten vor ihrer Erkrankung hatten,
welche sie in der aktuellen Situation einnehmen und was ihnen nach
ihrer Gesundung von Bedeutung ist, setzen Ergotherapeuten
Befunderhebungsinstrumente wie Rollenchecklisten ein. Warum ist das
so wichtig? Dazu die Ergotherapeutin: "Es kann vorkommen, dass Kinder
in ihrer Fürsorge für ein an Krebs erkranktes Elternteil auch solche
Aufgaben abnehmen, die der Kranke durchaus selbst bewältigen kann und
muss, um eine der Krankheit angemessene Selbstständigkeit zu
erhalten." Durch ein solch umgekehrtes Rollenverhalten fühlen sich
Eltern in die Position des Kindes versetzt, es kommt zu einem
Rollenkonflikt. Ergotherapeuten beziehen auch aus diesem Grund das
Umfeld mit ein, informieren und zeigen auf, was das Verhalten von
Kindern, Angehörigen oder Freunden bewirkt. Und vermitteln, wie sie
ihr Verhalten ändern und den Erkrankten Rückhalt geben können. Es hat
sich gezeigt, dass sich ein hohes Maß an sozialer Unterstützung
positiv auf den Krankheitsverlauf von Krebspatienten auswirkt. Ein
möglichst normaler Umgang miteinander, Besuche und - bei
Krebspatienten mit einer guten Prognose - das in Aussicht stellen
künftiger gemeinsamer Unternehmungen tragen darüber hinaus dazu bei,
den Lebensmut und die Zuversicht Betroffener zu stärken.

Ergotherapeuten finden und aktivieren persönliche Ressourcen

Es gehört mit zu den wichtigsten ergotherapeutischen Fähigkeiten,
die Ressourcen der Patienten zu ergründen und sie zu nutzen. Was auch
bei einer Krebserkrankung in nahezu jeder Situation und jedem Stadium
sinnvoll ist. Die Ergotherapeutin bebildert dies mit dem Beispiel
eines Patienten, der nach mehreren Operationen und einer längeren
Zeit des Liegens Probleme durch den Rückgang der Muskelmasse hatte:
"Eine seiner hilfreichsten Ressourcen war, dass er früher sportlich
aktiv war. In Teamarbeit haben wir gemeinsam ein Bewegungsprogramm
aufgestellt, das anfangs aus ganz leichten, alltäglichen
Körperbewegungen bestand, die er gut in seinen Tagesablauf
integrieren konnte." Durch immer wieder neues Anpassen und Steigern
des Programms an den aktuellen Zustand des Patienten konnte dieser
den zunehmenden Erfolg, die sich aufbauende Muskulatur, sehen. Damit
ging das Gefühl einher, wieder gesünder zu werden. Und es wirkte sich
positiv auf seine Motivation aus: Er wollte und konnte weitermachen.
Darüber hinaus war die Bewegung für den Patienten ein Katalysator, um
seine Situation emotional zu verarbeiten. Ein Verlauf, der sich auf
andere Patienten mit anderen Ressourcen übertragen und dank der
vielfältigen Angebote und Ideen von Ergotherapeuten immer wieder
individuell herbeiführen lässt.

Informationsmaterial gibt es bei den Ergotherapeuten des DVE
(Deutscher Verband der Ergotherapeuten e.V.); Ergotherapeuten in
Wohnortnähe auf der Homepage des Verbandes im Navigationspunkt
Service und Therapeutensuche.



Pressekontakt:
Angelika Reinecke, Referentin für Öffentlichkeitsarbeit des DVE e.V.
Telefon: 033203 - 80026, E-Mail: a.reinecke@dve.info

Original-Content von: Deutscher Verband der Ergotherapeuten e.V., übermittelt durch news aktuell
Login
Einstellungen

Druckbare Version

Artikel Bewertung
Ergebnis: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich die Zeit und bewerten diesen Artikel
Excellent
Sehr gut
Gut
Okay
Schlecht

Verwandte Links
Linkempfehlung

Diesen Artikel weiter empfehlen: