Die fokale Therapie bei Prostatakrebs gewinnt in Deutschland und
auch in seinen Nachbarstaaten zunehmend an Bedeutung. Spezialisten
der Universität Basel und der Medizinischen Universität Wien
diskutieren in Fachmedien derzeit eine Methode, die in Deutschland an
einer spezialisierten Privatklinik fast zum Standard gehört. Es geht
um die fokale Krebstherapie mittels irreversibler Elektroporation
(IRE), bei der das Tumorgewebe ultrakurzen Spannungs- und
Stromimpulsen ausgesetzt und somit zerstört wird.
An der Heidelberger Klinik für Prostata-Therapie setzen die
Urologen Dr. Thomas Dill und Dr. Martin Löhr zunehmend auf die
Wirkung des sogenannten NanoKnife - ein Art elektronisches Skalpell,
bei dem ohne chirurgischen Schnitt und allein mit extrem kurzen
elektrischen Spannungs- und Stromimpulsen Tumorgewebe in der Prostata
zerstört wird. Das Verfahren eignet sich sowohl für die
Erstbehandlung als auch zur Anwendung nach einer erfolglosen
Strahlentherapie, wenn Rezidive aufgetreten sind. Das NanoKnife ist
die umgangssprachliche Bezeichnung für die Methode der irreversiblen
Elektroporation (IRE), ein Verfahren, das in den USA schon lange bei
anderen Krebsformen zum Einsatz kommt und auch eine Zulassung der
amerikanischen Arzneimittelbehörde FDA hat.
In Deutschland wurde das Verfahren erstmals von den Heidelberger
Urologen standardmäßig bei Prostatakrebs angewandt. Seit rund fünf
Jahren werden hier Patienten mit der IRE-Therapie behandelt. Aufgrund
der weit reichenden Erfahrung und der hohen Zahl an Patienten ist die
Klinik für Prostata-Therapie für die IRE-Behandlung zu einem
Schulungszentrum für Fachärzte aus ganz Europa geworden und bietet
hier immer wieder medizinische Fortbildungen an. Die Heidelberger
Klinik für Prostata-Therapie setzt schon seit Jahrzehnten auf
schonende Diagnose- und Behandlungsverfahren bei
Prostata-Erkrankungen. Das IRE-Verfahren kommt hier neben einer
weiteren fokalen Therapie mit Ultraschall (HIFU-Verfahren) zum
Einsatz.
Bei der IRE machen kurz gepulste elektrische Felder und extrem
kurze Stromstöße die Zellmembran durchlässig. Es entstehen so
genannte Nano-Poren, die zum Tod der Krebszellen führen, während sich
das umliegende gesunde Gewebe rasch wieder erholt.
Die elektrischen Felder werden lokal eng begrenzt und
zielgerichtet ("fokal") auf den Tumor gerichtet. Die Urologen
platzieren dazu rings um das Behandlungsareal zwei bis sechs
Elektroden, zwischen denen das gepulste elektrische Feld aufgebaut
wird. Diese Elektroden werden wie bei einer Biopsie über den Damm und
rechnergesteuert in die Prostata eingeführt. Zwischen jeweils zwei
Elektroden wird dann ein elektrisches Feld aufgebaut, das zu einem
Strom führt. Die Stromstärke steigt dabei auf bis zu 50 Ampère an,
jedoch kommt es zu keinen unerwünschten, thermischen Effekten, da die
Hochspannungsimpulse mit etwa 70 Mikrosekunden (µs) sehr kurz sind.
Mediziner sprechen daher auch von einem "NanoKnife", auch wenn kein
Gewebe mechanisch geschnitten wird.
Die Elektroden werden mit hoher Genauigkeit über eine
Metallschablone in die Prostata geführt, nachdem Lage und Größe des
Tumors mit einer Kombination aus Ultraschall und
Magnetresonanztomographie (MRT) festgestellt wurden.
"Der Patient merkt von alledem nichts, da er sich in einer
schonenden Vollnarkose befindet", erklärt Thomas Dill, der zusammen
mit Martin Löhr die Heidelberger Spezialklinik leitet. In der Regel
kann der Patient die Klinik schon einen Tag nach dem Eingriff wieder
verlassen.
Eine Konkurrenz zu dem ebenfalls in der Klinik eingesetzten
hochintensiven Ultraschall-Verfahren (HIFU) sehen die Urologen nicht;
im Gegenteil: "Wir können nun auch Tumoren angehen, die aufgrund
ihrer Größe, ihrer Lage oder des hohen Verkalkungsgrades der Prostata
bisher mit HIFU nicht behandelt werden konnten", versichert Dr. Löhr.
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