Gaffal: "Digitalisierung wird das Gesundheitswesen
effizienter machen"
Auf einem Kongress des Zukunftsrats der Bayerischen Wirtschaft
werden heute die Studie "Gesundheit und Medizin - Herausforderungen
und Chancen" der vbw - Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V.
und die Handlungsempfehlungen des Zukunftsrats präsentiert. Die
Studie wurde von Prognos im Auftrag der vbw erstellt und beleuchtet
umfassend, welche Trends das Gesundheitssystem in den nächsten Jahren
und Jahrzehnten beeinflussen, wie die bayerische und deutsche
Gesundheitswirtschaft heute aufgestellt ist und welchen Einfluss neue
Technologien und die Digitalisierung haben werden. Aufbauend darauf
zeigen die Handlungsempfehlungen, was Politik, Wirtschaft,
Wissenschaft und Gesellschaft konkret tun müssen, um das
Gesundheitssystem zukunftsfähig auszurichten und die Potenziale zu
nutzen.
Alfred Gaffal, vbw Präsident und Vorsitzender des Zukunftsrats,
betont die Bedeutung des Themas: "Die Gesundheits- und
Medizintechnologien zählen zu Bayerns Schlüsseltechnologien und haben
große wirtschaftliche Bedeutung. Die deutsche Gesundheitswirtschaft
ist eine echte Querschnittsbranche und schuf im Jahr 2016 fast 260
Milliarden Euro an Wertschöpfung, in Bayern waren es fast 38
Milliarden Euro. Das Wachstum ist überdurchschnittlich und die
Prognosen sind vielversprechend: So wird beispielsweise im Bereich
IKT / Digitale Gesundheitswirtschaft von 2017 bis 2020 ein
Umsatzwachstum von 24 Prozent pro Jahr erwartet." Sorgen machen dem
Zukunftsratsvorsitzenden allerdings die Kosten und der demografische
Wandel: "Pro Tag verschlingt unser deutsches Gesundheitssystem über
eine Milliarde Euro - Tendenz steigend. Gleichzeitig müssen immer
weniger Beitragszahler für immer mehr Leistungsempfänger aufkommen",
sagt Gaffal und lenkt den Blick damit auch auf die steigenden
Lohn-zusatzkosten.
Wichtigster Lösungsansatz für die aktuellen Herausforderungen ist
laut Zukunftsrat die Digitalisierung. "Sie ist das Herzstück des
technologischen Wandels auch im Gesundheitsbereich. Die
Digitalisierung wird das Gesundheitswesen effizienter machen und
damit die bestehende Über-, Unter- und Fehlversorgung abbauen sowie
dabei helfen, die Kosten besser in den Griff zu bekommen", ist Gaffal
überzeugt. Entscheidender Baustein sind hier die flächende-ckende
Erfassung, Speicherung, Verknüpfung und Nutzung der Patientendaten in
einer digitalen Patientenakte. "Leider bleibt die in Deutschland
eingeführte elektronische Gesundheitskarte trotz
Milliardeninvestitionen noch immer weit hinter den heutigen
technischen Möglichkeiten", bemängelt Gaffal. Dabei liegen die
Vorteile auf der Hand: Ein besserer Informationsfluss zwischen allen
Akteuren und Ärzten, ein schneller Zugriff auf alle Befunde und damit
die Vermeidung von belastenden Mehrfachuntersuchungen sowie ein
reduziertes Risiko gefährlicher Wechselwirkungen zwischen
Medikamenten sind nur einige Punkte. "Die elektronische
Gesundheitskarte muss jetzt umgehend eingesetzt werden", fordert
Gaffal und betont: "Die Datenhoheit bleibt beim Patienten. Er kann
behandelnden Ärzten, Krankenhäusern oder Dritten Zugriff auf die
Daten gewähren. Gleichwohl müssen wir anonymisierte oder
pseudonymisierte Daten umfassend auch für die Forschung nutzbar
machen."
Bei der Versorgung von Patienten auf dem Land sieht die vbw Studie
in der Telemedizin große Chancen. "Ein weiterer wichtiger Aspekt bei
der Weiterentwicklung und Effizienzsteigerung unseres
Gesundheitswesens sind Forschung und Entwicklung. Während Bayern etwa
bei der bildgebenden Diagnostik im globalen Vergleich an der Spitze
steht, gehen die Forschungsaufwendungen im Bereich Pharma in
Deutschland und Bayern zurück. Das ist kritisch, hier müssen wir
wieder stärker werden", betont Gaffal.
Professor Dr. Wolfgang A. Herrmann, Präsident der Technischen
Universität München und ebenfalls Vorsitzender des Zukunftsrats der
Bayerischen Wirtschaft, ergänzt: "In der älter werdenden Gesellschaft
hat Gesundheit eine verlängerte Zeitdimension. Altersbedingte
Erkrankungen können wir durch den Fortschritt der medizinischen und
technischen Forschung eindämmen. Dabei helfen die digitalen
Technologien, die personalisierte Medizin über alle Lebens-phasen zur
Wirklichkeit werden zu lassen - einschließlich der Präventivfaktoren,
die auf den individuellen Wirkungen von Bewegung und Ernährung
beruhen."
Weitere Informationen unter www.vbw-zukunftsrat.de
Pressekontakt:
Dirk Strittmatter, Tel. 089-551 78-203,
E-Mail: dirk.strittmatter@ibw-bayern.de
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