Die fokale Therapie zur Behandlung von Prostatakrebs gilt als aussichtsreiche Form einer besonders schonenden, alternativen Art der Krebstherapie. Im Gegensatz zur klassischen Prostatektomie ist der Patient einer deutlich geringeren und zeitlich wesentlich kürzeren Belastung ausgesetzt, das Risiko von unerwünschten Nebenwirkungen wie Harninkontinenz und Impotenz ist wesentlich reduziert. Dass auch die Langzeitwirkung wie Metastasenfreiheit und der dauerhafte Heilungserfolg einer fokalen, also zielgerichteten Behandlung mit Ultraschall nicht hinter der einer Prostatektomie ansteht, beweist nun eine Fünfjahresstudie, wie das renommierte Fachjournal European Urology nun online veröffentlichte.
Die klassische fokale Krebstherapie erfolgt mit hochintensiv fokussiertem Ultraschall (engl. High Intensity Focused Ultrasound, HIFU) nach dem Sonablate-Prinzip von SonaCare Medical, einem weltweit führenden Unternehmen der Medizintechnik. In Deutschland wird es von Dr. Sennewald Medizintechnik vertreten.
Bei der HIFU-Sonablate-Therapie wird über den Enddarm eine Sonde eingeführt, die einerseits den Tumor per Ultraschall erfasst und abbildet, andererseits aber auch Ultraschallwellen so aussendet, dass sie sich im Tumorgewebe bündeln und dort die Krebszellen koagulieren lassen. Der Vorteil: Die Behandlung erfolgt ohne chirurgische Maßnahmen und ohne Blutverlust, da das durchstrahlte Gewebe selbst nicht verletzt wird. Erst im Brennpunkt der Ultraschallsonde kommt es zur erwünschten Hitzeentwicklung. Die Behandlung ist vergleichsweise kurz und beeinträchtigt das Wohl des Patienten minimal. Zudem sind die Nebenwirkungen wie Inkontinenz und Impotenz auf eine recht geringe Wahrscheinlichkeit reduziert.
Das Fachjournal European Urology veröffentlichte nun am 27. Juni 2018 online eine Studie mit dem Titel "A Multicentre Study of 5-year Outcomes Following Focal Therapy in Treating Clinically Significant Nonmetastatic Prostate Cancer". Die Ergebnisse sind recht eindeutig: Der fokale Therapieansatz mit HIFU bewirkte, so die Studie, eine gute Tumorkontrolle bei nicht-metastasierendem Prostatakrebs und bei 98 % der behandelten Männer eine vollständige, vorlagenfreie Harnkontinenz.
Die Studie war über fünf Jahre angelegt und wurde multizentrisch, das heißt an mehreren Kliniken, durchgeführt. 625 Patienten mit einem Durchschnittsalter von 65 Jahren mit lokalisiertem Prostatakarzinom und mittlerem (53 %) bis hohem (32 %) Risikoprofil wurden einer fokalen Krebstherapie nach dem Sonablate-Prinzip unterzogen.
Bei einer medianen Nachbeobachtungszeit von fünf Jahren ergab die Krankheitskontrolle nach 1, 3 und 5 Jahren 99 %, 92 % bzw. 88 %, was den Kontrollraten nach einer radikalen Prostatektomie entspricht. Nach fünf Jahren ergaben die Raten für metastasenfreies, krebsspezifisches Gesamtüberleben 98 %, 100 % bzw. 99 %. Die Studie berichtet darüber hinaus, dass bei 98 % der Männer nach dem Eingriff die vorlagenfreie Harnkontinenz und bei 85 % die erektile Funktion aufrechterhalten wurden, beides ein deutlicher Vorteil gegenüber der radikalen Prostatektomie.
Die Studie kam zu dem Schluss, dass die Krankheitskontrolle mit HIFU der einer Operation gleichwertig sein kann, jedoch mit einem Nebenwirkungsprofil, das für die Lebensqualität des Patienten nach dem Eingriff deutlich vorteilhafter ist.
"Unsere Studie zeigt, dass mit fokaler HIFU-Therapie die Krebsbekämpfung mittelfristig sehr gut ausfällt, und dass Männer mit einem deutlich geringeren Risiko von Nebenwirkungen wie Inkontinenz und Erektionsstörungen rechnen können", stellt Prof. Hashim Ahmed, Inhaber des Lehrstuhls für Urologie am Imperial College London und Mitautor der Studie, gegenüber SonaCare Medical fest. "Alle Männer, die für eine fokale HIFU-Therapie in Frage kommen, sollten über diese Behandlungsoption informiert werden, damit sie diese als Alternative zur radikalen Prostatektomie oder Strahlentherapie in Erwägung ziehen können."
"Dies ist eine wegweisende Studie zur Behandlung von Prostatakrebs mit mittlerem bis hohem Risiko, die von einer der führenden klinischen Forschungsgruppen auf diesem Gebiet verfasst wurde", ergänzt Dr. Mark Carol, CEO von SonaCare Medical. "Sie umfasst die bisher größte Patientenpopulation, deren fokale Behandlung über den bisher längsten Zeitraum verfolgt wurde. Bis jetzt standen ansonsten gesunde Männer mit Prostatakrebs vor der Aussicht, nach einer klassischen Operation das Krankenhaus zwar mit therapiertem Prostatakrebs, aber mit einer Beeinträchtigung der Lebensqualität zu verlassen. Diese Studie zeigt, dass es möglich ist, Krebskontrollraten zu erzielen, die denen der Gesamt-Prostatabehandlung entsprechen, jedoch ohne die mit der Gesamt-Prostatabehandlung einhergehenden Nebenwirkungen." Prostatakrebs-Patienten ohne relevante Nebendiagnosen könnten somit nach einer erfolgreichen fokalen HIFU-Behandlung das Krankenhaus als geheilt verlassen. Sie könnten sogar, meint Mark Carol, schon am nächsten Tag zu ihrem Arbeitsplatz und den alltäglichen Aktivitäten zurückkehren, anstatt Wochen der Genesung abzuwarten zu müssen, die bei einer Operation erforderlich seien.
Seit Sonablate am 9. Oktober 2015 von der Food and Drug Administration (FDA), der US-amerikanischen Gesundheitsbehörde, offiziell zur Prostata-Behandlung zugelassen wurde, haben in den USA mehr als 1800 Patienten an über 40 Standorten eine Sonablate HIFU-Prostatabehandlung erhalten, einschließlich in hochrangigen akademischen Einrichtungen in Kalifornien, Indiana, Oklahoma, Maryland, New York, Arizona und Texas. Mehr als 70 US-Ärzte bieten ihren Patienten die HIFU-Prostatagewebeablation als minimalinvasive Alternative zur Operation oder Bestrahlung inzwischen an.
Quellen:
1) Guillaumier S, et al. A Multicentre Study of 5-year Outcomes Following Focal Therapy in Treating Clinically Significant Nonmetastatic Prostate Cancer. Eur Urol (2018), https://doi.org/10.1016/j.eururo.2018.06.006
2) Protopapa E, et al. Truenth UK Post Surgery - Urinary Function in the 1st Post-Operative Year in a 1000 Man Contemporary Radical Prostatectomy Cohort. The Journal of Urology (2018), https://doi.org/10.1016/j.juro.2018.02.1755