Die Deutschen wünschen sich die Unterstützung
ihrer Krankenkasse bei digitalen Lösungen - warum? Weil sie sich
nicht auskennen, wie eine aktuelle Studie der SBK zeigt.
Die viel besprochene Digitalisierung im Gesundheitswesen bietet
vor allem den Versicherten Vorteile. Der Haken an der Geschichte: Die
Versicherten wissen das meist gar nicht und können mit dem Thema
allgemein wenig anfangen. Eine aktuelle Studie der
Siemens-Betriebskrankenkasse SBK zeigt deutlich, dass eine klare
Kommunikation und Aufklärung zu digitalen Lösungen längst überfällig
und dringend notwendig sind. Insbesondere die Krankenkassen sind hier
laut Umfrage in der Pflicht - doch die brauchen Politik und Ärzte an
ihrer Seite.
eGA, ePA, eGK, ePF - gesprochen wird gerade viel über die
digitalen Lösungen, die das Gesundheitswesen besser, schneller und
transparenter machen sollen. Doch nur jeder Sechste (16 Prozent)
kennt etwa den Unterschied zwischen elektronischer Gesundheitsakte
(eGA) und elektronischer Patientenakte (ePA). Das zeigt das Dilemma
der Digitalisierung im Gesundheitswesen: Diejenigen, für die dieser
Wandel wichtig ist, kennen sich damit nicht aus. "Der Nutzen für
Patienten muss im Mittelpunkt aller digitalen Maßnahmen stehen. Das
bedeutet aber auch, dass der Versicherte über seine Möglichkeiten
Bescheid wissen muss", stellt daher SBK-Vorstand Dr. Hans Unterhuber
klar.
Informationen, Expertise und Beratung dringend gewünscht
Gerade einmal sechs Prozent der Deutschen fühlen sich ausreichend
zu digitalen Lösungen informiert. Die große Mehrheit fordert deshalb
mehr Informationen: von den Hausärzten (26 Prozent), von den Medien
(21 Prozent) und von der Politik (14 Prozent). Als wichtigsten
Informationsträger nennen die Deutschen die Krankenkassen. Mehr als
jeder Zweite sieht sie in Punkto Digitalisierung in der Pflicht (56
Prozent). Auch Verantwortung und Expertise in diesem Bereich liegen
laut den Befragten bei den Krankenkassen (49 Prozent). Politik (14
Prozent), Ärzte und Verbände (12 Prozent) und Verbraucherschutz
(sechs Prozent) folgen mit deutlichem Abstand. "Das ist ein klares
Zeichen", so Unterhuber. "Wir als Krankenkasse müssen den
Versicherten abholen und ihn umfänglich informieren." Doch nicht nur
Informationen und Expertise sind von den Krankenkassen gewünscht: Auf
die Frage, wann sie einen Zugriff der Krankenkassen auf die
Patientendaten erlauben würden, antwortete mehr als ein Viertel "zu
Beratungszwecken" (27 Prozent).
Digitalisierung ja, Verantwortung nein?
SBK-Vorstand Hans Unterhuber sieht in diesen Zahlen einen klaren
Auftrag: "Den Anspruch der Versicherten an uns nehmen wir sehr ernst.
Das ist unser Job! Aber wir brauchen dazu ein Team. Ein Team
bestehend aus Krankenkassen, politischen Entscheidern mit Visionen
und klaren Verantwortlichkeiten und Leistungserbringern - also Ärzten
oder beispielsweise Physiotherapeuten - die den Weg mit uns gehen.
Gemeinsam und verbindlich im Sinne der Versicherten." Denn die
Problematik ist: Bisher sind keine klaren Richtlinien für digitale
Lösungen vorhanden. Im Fall der ePA und deren Einführung 2021 hat das
Bundesministerium für Gesundheit erst jüngst wieder die
verantwortliche Umsetzung an die Selbstverwaltung gegeben. Schnelle
Entscheidungen sind kein Merkmal dieses Teams aus Krankenkassen und
Leistungserbringern. Die Politik muss also handeln. Bis dahin geht
die SBK zusammen mit anderen Kassen mit der Gesundheits-App Vivy
schon erste Schritte hin zu sinnvollen, guten Angeboten. Klar ist
aber auch, dass das erst der Anfang ist und hier noch mehr kommen
muss: "In der Politik müssen Rahmenbedingungen und Standards
festgelegt werden, um den Versicherten sicheren Umgang mit digitalen
Lösungen zu gewährleisten. Die Leistungserbringer müssen sich öffnen
und an einer einfachen Handhabung für den Kunden mitwirken. Wir
wollen einen mündigen Patienten, der uneingeschränkte Datenhoheit
genießt und von den Vorteilen der Digitalisierung profitiert. Das
funktioniert aber nicht, wenn sich viele Beteiligte aus der
Verantwortung ziehen oder gegen Neues sperren", unterstreicht
Unterhuber.
Über die Umfrage:
Die verwendeten Daten beruhen auf einer Online-Umfrage der YouGov
Deutschland GmbH, an der 2.027 Männer und Frauen zwischen dem
08.06.2018 und 11.06.2018 teilnahmen. Die Ergebnisse wurden gewichtet
und sind repräsentativ für die deutsche Bevölkerung ab 18 Jahren.
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