// "Weißhelme" kämpfen in Syrien für Menschlichkeit
Die SWR Kinokoproduktion "Die letzten Männer von Aleppo" ("Last
Men In Aleppo") des syrischen Regisseurs Feras Fayyad und seines
dänischen Koregisseurs und Cutters Steen Johannessen ist für die
Documentary Emmy Awards in der Kategorie "Outstanding Current Affairs
Documentary" nominiert. Die Verleihung findet am 1. Oktober 2018
statt. Der Film begleitet die sogenannten "Weißhelme". Die
freiwilligen Helfer gehören zu denjenigen, die nach Bombenangriffen
oder Anschlägen als Erste zur Unglücksstelle eilen, um Menschenleben
zu retten - aber viel zu oft nur noch Tote bergen können. Die
Weißhelme waren vor wenigen Tagen wieder in den Schlagzeilen, als
Israel in einer Rettungsaktion hunderte der Helfer aus dem syrischen
Kampfgebiet herausgeholt hat. Der Film ist eine SWR Koproduktion in
Zusammenarbeit mit ARTE und wurde im August 2017 im Ersten sowie im
November 2017 im SWR Fernsehen ausgestrahlt.
SWR Intendant Peter Boudgoust: "Ein Stück Hoffnung in dem großen
Leid" SWR Intendant Peter Boudgoust zur Nominierung: "Der
Dokumentarfilm ''Die letzten Männer von Aleppo'' ist ein eindrücklicher
Beweis des Schreckens des Krieges und gleichzeitig ein Stück Hoffnung
in dem großen Leid, das Syrien seit vielen Jahren erlebt. Dieser Film
ist so wichtig, weil er offenlegt, was in den Nachrichten nur kurz
erwähnt werden kann. Die "letzten Männer" sind Helden, die retten,
ohne dass sie dafür den Dank bekommen, den sie verdienen. Den Machern
des Films ist es gelungen, die selbstlose Aufopferung der Weißhelme
in den Mittelpunkt zu stellen. Die Nominierung der Koproduktion von
SWR und ARTE für den Emmy ist dafür die beste Bestätigung. Wir
drücken die Daumen."
Weißhelme bergen Überlebende
Der Dokumentarfilm handelt von der Freiwilligen-Organisation
"Weißhelme" in Aleppo, einer zivilen Hilfs- und Einsatztruppe, die
2013 gegründet wurde. Sie sind bis zum Ende der Kampfhandlungen in
Aleppo Anfang 2017 die ersten, die in der belagerten Stadt zur Hilfe
eilen, wenn die Bomben Assads und seiner Verbündeten fallen. "Dies
ist meine Stadt, sie ist alles, was ich habe. Ich kann sie nicht
verlassen ...": Khaled ist bei den Weißhelmen, seit sie gegründet
wurden. Wenn im Durchschnitt 50 Bomben pro Tag in den Stadtvierteln
Aleppos einschlagen, ist die Suche der Weißhelme nach Überlebenden
oft genug ein Kampf gegen Windmühlen: Khaled und Mahmoud, die
Protagonisten des Kino-Dokumentarfilms, gehören zu den "White
Helmets", die bislang über 70.000 Menschen aus den Trümmern retten
konnten. Mit jedem Opfer, das die Weißhelme lebend bergen, kommen
Erinnerungen an viele Tote mehr auf, die sie aus den Trümmern der
Stadt ziehen.
Bleiben als Akt der Menschlichkeit
Die Freiwilligen-Organisation "Weißhelme", eine zivile Hilfs- und
Einsatztruppe, wurde im Jahr 2013 gegründet. Rund 2.700 Helfer
engagierten sich während des Kampfes um Aleppo in dieser Organisation
- oft unter Einsatz des eigenen Lebens. Bis zum Ende der Dreharbeiten
im August 2016 sind bei den gefährlichen Einsätzen mehr als 100
Mitglieder ums Leben gekommen. Was als kurzfristige Aktion und
Ad-Hoc-Organisation begonnen hatte, etablierte sich. Sehr viele
Menschen konnten die "Weißhelme" in dieser Zeit retten. In dieser
Hilfsorganisation arbeiten Bäcker, Bauherren, Rechtsanwälte,
Ingenieure Taxifahrer, Studenten, Lehrer mit, also Menschen aus allen
Berufsgruppen. Da die meisten internationalen Organisationen nicht
mehr in Syrien tätig waren, waren die "Weißhelme" oft die einzige
Hilfe für Zivilisten, wenn wieder Bomben fielen. Sie alle hatten die
Wahl: zur Waffe zu greifen, sich zurückzuziehen oder gar zu fliehen.
Aber sie entschieden sich, zu bleiben und für ein Stück
Menschlichkeit zu sorgen: die letzten Helfer von Aleppo.
Eine Ode an Mut und Barmherzigkeit
Mit den ehrenamtlichen Helfern der "Weißhelme" erlebt das Filmteam
über einen Zeitraum von fast zwei Jahren den harten Alltag, die
Angst, den Tod und die tägliche Bedrohung in den Straßen Aleppos. Sie
kämpfen um ein Stück Menschlichkeit dort, wo der Krieg zur Normalität
wurde. Mit einem strikten Cinema-Verité-Ansatz weben der syrische
Filmemacher Feras Fayyad (Buch und Regie) und sein dänischer
Koregisseur und Cutter Steen Johannessen ein Patchwork aus
eindrucksvollen Momenten, das sich wie eine klassische Tragödie
entfaltet. Ein Porträt von Helden wider Willen, eine Ode an Mut und
Barmherzigkeit.
Preise und Auszeichnungen für den Film
Der Film ist entstanden in Zusammenarbeit mit dem Aleppo Media
Center (AMC), deren Mitglieder die Zerstörung der Stadt mit Handys
und kleinen Kameras festgehalten und ins Internet gestellt haben, um
die Welt darauf aufmerksam zu machen, was in Aleppo geschieht. "Die
letzten Männer von Aleppo" (Originaltitel: "Last Men in Aleppo") ist
vielfach preisgekrönt. Der Film war 2018 für den Oscar nominiert. Er
hat u. a. im Januar 2017 den Preis für den besten Dokumentarfilm im
Wettbewerb "World Cinema Documentary" beim renommierten
internationalen Sundance Film Festival gewonnen. Die
Freiwilligenorganisation "White Helmets" wurde 2016 für den
Friedensnobelpreis nominiert und mit dem alternativen
Friedensnobelpreis ausgezeichnet.
Produktion
Der Film ist eine Koproduktion von SWR und ARTE mit der Kloos &
Co. Medien, Larm Film, Kopenhagen nu und Aleppo Media Center mit DR
TV, NKR&YLE. Mit Unterstützung des Danish Film Institute, DANIDA,
Nordisk Film & TV Fond, AFAC, Cinereach, Idfa Bertha Foundation,
Sundance Institute, Open Society Foundations, JustFilms, IMS. Buch
und Regie: Feras Fayyad, Schnitt: Steen Johannessen, Redaktion
SWR/ARTE: Gudrun Hanke-El Ghomri, Bernd Seidl. Länge: 104 Minuten
(Festivalfassung), 90 Minuten (TV-Fassung). Sendetermine waren am 2.
August 2017um 23 Uhr im Ersten und am 9. November 2017 um 23.45 Uhr
im SWR Fernsehen.
Fotos unter www.ARD-Foto.de
Informationen auch unter www.SWR.de/kommunikation Pressekontakt:
Daniela Kress, Tel. 07221 929 23800, daniela.kress@SWR.de
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