(Wien, 21. August 2018) Nuklearmedizinische Methoden spielen eine entscheidende Rolle bei der Diagnose zahlreicher Krankheiten und der Behandlung diverser Krebsar-ten. Da die Nuklearmedizin auf der Verwendung radioaktiv markierter Substanzen be-ruht, sind die Patienten einem gewissen Maß an radioaktiver Strahlung ausgesetzt. Zwar sind die Dosen niedrig und gegen den hohen diagnostischen und therapeuti-schen Nutzen abzuwägen. Gleichwohl ist die Verbesserung des Strahlenschutzes ein Kernanliegen der European Association of Nuclear Medicine (EANM). "Die EANM hat sich nun mit wissenschaftlichen Organisationen benachbarter Disziplinen zusam-mengeschlossen, um Risikoabschätzungen zu präzisieren und innovative Forschun-gen in Gang zu setzen, die die Grundlage für verbesserte Strahlenschutzmaßnahmen liefern werden. Sowohl Patienten als auch Mitarbeiter werden von diesen Anstren-gungen beträchtlich profitieren", sagt EANM-Experte Prof. Klaus Bacher.
Ohne die Nuklearmedizin ist eine moderne Gesundheitsversorgung kaum denkbar. Die nuk-leare Bildgebung umfasst höchst effektive Methoden, die präzise Informationen über zahlrei-che Krankheiten im Frühstadium liefern - das Spektrum reicht von Arterienverengungen über das Vorhandensein von Tumoren bis zu beginnenden Demenzen. Diese Informationen sind äußerst wertvoll für Ärzte, die auf dieser Grundlage frühzeitige und individuell angepasste Behandlungen für ihre Patienten konzipieren können. Abgesehen von diesen diagnostischen Aspekten ermöglicht die Nuklearmedizin auch die gezielte Behandlung von Krebspatienten, indem hohe, auf die Tumore eingegrenzte Dosen eingesetzt werden können, während gleich-zeitig die Strahlenbelastung für das umgebende gesunde Gewebe minimiert wird.
Gemeinsames Engagement für bessere Daten
Für nuklearmedizinische Diagnosen und Behandlungen werden den Patienten Substanzen - zum Beispiel Traubenzucker - injiziert, die radioaktiv markiert sind. Zwar sind die verwende-ten Dosen niedrig, trotzdem diskutieren Fachleute seit längerem darüber, bis zu welchem Grad sich Risiken wie die Entstehung von Krebs ausschließen lassen. Doch trotz der Bedeu-tung, die dieses Thema für Patienten und Personal gleichermaßen hat, sind klinisch aussage-kräftige Studien auf der Basis ausreichender und geeigneter Daten bislang rar. Um diese Lü-cke zu füllen und so die Voraussetzungen für verlässliche Risikoeinschätzungen zu liefern, wurde die European Alliance for Medical Radiation Protection Research (EURAMED) gegrün-det. Das Ziel dieses Verbandes ist es, Forschung zu fördern und zu unterstützen, die bei der Klärung der vielen und komplexen Themen des medizinischen Strahlenschutzes hilft, und die Ergebnisse in die Praxis umzusetzen. Die EANM ist - gemeinsam mit mehreren anderen Or-ganisationen aus dem wissenschaftlichen Umfeld - ein Gründungsmitglied von EURAMED und wird in den kommenden Jahren durch die Bekleidung der Positionen des Präsidenten und Vizepräsidenten eine führende Rolle spielen. Zum ersten Mal schließen sich unterschiedliche Disziplinen wie Radiologie, Strahlentherapie, medizinische Physik und Nuklearmedizin in die-ser Art zusammen. Eine gemeinsame strategische Forschungsagenda (SRA) für den medizi-nischen Strahlenschutz wurde bereits veröffentlicht.
Empfehlungen sind in Arbeit
Einen weiteren wichtigen Schritt hin zu einer Verbesserung des Strahlenschutzes bildet ME-DIRAD (Implications of Medical Low Dose Radiation Exposure). In diesem Projekt werden die Auswirkungen von niedrig dosierter medizinischer Strahlung auf Patienten und medizinisches Personal untersucht sowie wissenschaftsbasierte Handlungsempfehlungen zu ihrem wirksa-men Schutz erarbeitet. EURAMED und EANM waren hier federführend beteiligt und haben wichtigen Input geliefert (www.medirad-project.eu/). Das Forschungskonsortium von MEDI-RAD, dem mehr als 70 Wissenschaftler aus 33 Organisationen und 14 Ländern angehören, erhielt von der Europäischen Kommission eine Fördersumme von 10 Millionen Euro und star-tete im Juni 2017. "Die Forschung wird unser medizinisches Verständnis wie auch die Praxis des Strahlenschutzes deutlich verbessern", sagt Prof. Bacher. Im Bereich der Nuklearmedi-zin steht zu erwarten, dass die Forschungsergebnisse die Strahlenbelastung während diag-nostischer PET/CT-Untersuchungen optimieren und die Behandlung von Schilddrüsenkrebs-patienten mit Radiojodtherapie verbessern werden. In anderen Forschungsbereichen geht es um die Belastung durch Strahlentherapie bei Brustkrebs und die Auswirkungen nuklearmedi-zinischer Verfahren bei Herzkreislauf-Erkrankungen. "Die EANM hat den Strahlenschutz schon immer ernst genommen und begrüßt die enge Zusammenarbeit von Klinikern und me-dizinischen Physikern. Dadurch dass wir diese Themen in mehreren interdisziplinären wis-senschaftlichen Ausschüssen diskutieren und erforschen, werden wir sehr bald über geeig-nete Empfehlungen für den begründeten Einsatz nuklearmedizinischer Verfahren verfügen", so Prof. Bacher.
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