sup.- Das Leben beginnt mitunter riskant: Unmittelbar vor, während und kurz nach der Entbindung können Komplikationen die Gesundheit des Kindes gefährden. Die so genannte perinatale Neuroprotektion, also der Schutz der Nervenzellen vor Schädigungen rund um die Geburt, ist deshalb ein wichtiges Thema in der medizinischen Forschung. Im Zentrum aktueller Studien steht vielfach der therapeutische Einsatz von Stammzellen, mit denen sich geschädigte Nervenzellen regenerieren lassen. Diese Stammzellen spielen beispielsweise bei der Behandlung frühkindlicher Hirnschäden eine immer größere Rolle. Forschungsergebnisse von Wissenschaftlern des Inselspitals Bern haben jetzt gezeigt, dass vor allem Nabelschnur-Stammzellen in diesem Zusammenhang gut nutzbar sind. In den präklinischen Studien wurden mesenchymale Stammzellen aus Nabelschnurgewebe verwendet, die sich zu ganz verschiedenen Gewebearten ausdifferenzieren können. Auch wenn die Wirkmechanismen dieser Prozesse bei der Neuroprotektion und Neuroregeneration noch längst nicht voll entschlüsselt sind, erwartet Studienleiter Prof. Daniel Surbek von dem Forschungsansatz künftige Fortschritte bei den perinatalen Behandlungsoptionen.
Die besondere Eignung der mesenchymalen Stammzellen aus Nabelschnurgewebe ergibt sich aus den vitalen und unbelasteten Eigenschaften dieser jungen Zellen. Ihre Wandlungsfähigkeit macht sie zu einem wertvollen Rohstoff für die regenerative Medizin. Sicher eingelagert, können diese Stammzellen auch noch nach Jahren dank ihres großen Spezialisierungspotenzials im Krankheitsfall für den Spender bzw. bei übereinstimmenden Gewebemerkmalen auch für andere Patienten eine Behandlung ermöglichen. Eine wachsende Zahl werdender Eltern entschließt sich deshalb bereits vor der Geburt ihres Kindes zu einer dauerhaften Einlagerung sowohl von Nabelschnurblut als auch von Nabelschnurgewebe. Es gibt mit der Stammzellbank Vita 34 in Deutschland bislang nur einen Anbieter, bei dem diese Gesundheitsvorsorge im Doppelpack möglich ist ( www.vita34.de). Die Stammzellen werden direkt nach der Geburt fachgerecht gesichert und anschließend kryokonserviert, also in Kühltanks bei Temperaturen um minus 180 Grad Celsius am Leben gehalten. Am Inselspital Bern, dem Standort der erwähnten Forschungen, ist die Anlage von Stammzelldepots übrigens Standard: Dort wurde nach Angaben von Prof. Surbek eigens eine Studienhebamme eingestellt, damit die wertvollen Stammzellen aus Nabelschnurblut- und -gewebe nicht entsorgt, sondern konserviert werden.