Spielgeräusche aus dem Kinderzimmer können für Eltern wunderschön,
mitunter aber ganz schön nervig sein. Auch wenn Kinder das häufig
anders sehen: Lautes Spielzeug kann für ihre Ohren eine echte Gefahr
bedeuten, denn manche Spielgeräte können die Lautstärke eines
Presslufthammers erreichen.
Laut Umweltministerium NRW kann ein Bobbycar auf Holzdielen eine
Lautstärke von knapp über 80 Dezibel erzeugen. Das ist in etwa so
laut wie eine Fräsmaschine. Ein Quietscheentchen kann laut wie ein
Düsenjet quietschen, nämlich bis zu 130 Dezibel. Ein platzender
Luftballon erreicht sogar einen Wert bis 150 Dezibel. Das enstpricht
dem Knall einer kleinen Schusswaffe. Solche Lautstärken, in direkter
Nähe zum Ohr, können das Gehör schädigen bis hin zum Knalltrauma und
Hörverlust. Dabei ist gutes Hören für die optimale Kindesentwicklung
sehr wichtig, um Sprache zu erlernen, die Umwelt zu verstehen und
sich mitzuteilen.
Hörakustiker, die speziell auf das kindliche Gehör geschult sind,
in der Fachsprache "Pädakustiker", wissen um die tägliche
Lärmbelastung bei Kindern und die Auswirkungen. In Deutschland sind
mehr als 500.000 Kinder schwerhörig, und die Tendenz steigt. Auch
wenn eine Schwerhörigkeit bei Kindern viele Ursachen haben kann, wie
eine genetische Disposition oder eine Infektion, ist die
Lärmbelastung durch Kinderspielzeug ein ebenfalls nicht zu
unterschätzender Faktor. "Wir Pädakustiker raten Eltern beim Kauf von
Spielzeug nicht nur auf Schadstoffe und Weichmacher zu achten,
sondern auch dessen Lautstärke zu berücksichtigen. Gütesiegel und
Warnhinweise bieten hier eine Orientierung", sagt Marianne Frickel,
Präsidentin der Bundesinnung der Hörakustiker (biha). Das CE-Zeichen
zeigt zum Beispiel, dass das Spielzeug der Europäischen Norm zur
Sicherheit von Spielzeugen (DIN EN 71-1) und der Europäischen
Spielzeugrichtlinie entspricht, die auch Höchstgrenzen für die
maximale Lautstärke bei Spielzeug festlegen. Demnach darf "ohrnahes
Spielzeug" höchstens 80 Dezibel erreichen. Die normale
Gesprächslautstärke liegt bei 60 Dezibel, 80 Dezibel ensprechen dem
Lärm einer Fräsmaschine, 90 Dezibel bereits dem eines vorbeifahrendes
Zuges oder eines Motorrades. Darüber hinaus sollten Eltern beachten,
dass "ohrnah" je nach Alter und Größe des Kindes etwas anderes
bedeuten kann. Die Altersangaben auf Spielzeuglastwagen, Puppe und
Co. sollten beim Kauf deshalb ebenfalls berücksichtigt werden.
Die Lautstärke in der Umgebung, in der sich das Kind täglich
aufhält, spielt für das kindliche Gehör ebenfalls eine wichtige
Rolle. Im Zweifel sollten Eltern die Lautstärke messen. Das geht
spielerisch mit einer Lärmampel, einem speziellen
Schallpegelmessgerät, das visuell anzeigt, wenn es zu laut wird. Eine
Lärmampel ist wie eine Verkehrsampel aufgebaut - bei grünem Licht ist
die Lautstärke in Ordnung. Leuchtet sie gelb, zeigt sie an, dass die
Lautstärke gestiegen ist. Bei rotem Licht ist es definitiv zu laut.
Der Einsatz einer Lärmampel ist eine gute Möglichkeit, schon bei
Kindern ein Bewußtsein für Lautstärke zu schaffen. Schulen und
Kindergärten reagieren bereits mit Maßnahmen wie Umbauten zur
Lautstärkereduzierung. Gut sind zusätzlich Ruhepausen fürs Gehör.
Denn nicht nur zu laute Geräusche schaden den Ohren, auch eine
Dauerbeschallung kann langfristig schädlich sein.
Pädakustiker, die Experten fürs kindliche Gehör, machen sich in
der Prävention stark. Sie klären mit ihrem speziellen Fachwissen in
Kindergärten und Schulen auf und sensibilisieren Erzieher, Lehrer,
Eltern und Kinder gleichermaßen für das Thema. Wer das Gefühl hat,
sein Kind hört nicht gut, da es regelmäßig Worte wie "Dose" und
"Hose" verwechselt, Silben verschluckt, auf Zurufe oder leise
Ansprachen nicht reagiert, Konzentrationsschwierigkeiten hat oder
sich zurückzieht, tut gut daran, das Hörvermögen seines Kindes beim
Pädakustiker überprüfen zu lassen.
Weitere Tipps und Informationen zu Hörsystemen und gutem Hören
sind auch auf der Plattform www.richtig-gut-hoeren.de zu finden.
Initiator der Webseite ist die Bundesinnung der Hörakustiker (biha).
Das Büchlein "Emil entdeckt die Welt der Töne" der biha richtet sich
gezielt an Kinder und klärt kindgerecht über das Thema
"Schwerhörigkeit" auf. Es ist kostenlos bei der biha erhältlich.
Hintergrund zum Hörakustiker-Handwerk
In Deutschland gibt es etwa 5,4 Millionen Menschen mit einer
indizierten Schwerhörigkeit, Tendenz steigend. Schwerhörigkeit zählt
zu den zehn häufigsten gesundheitlichen Problemen. Mit etwa 6.400
Hörakustiker-Betrieben und ca. 15.000 Hörakustikern versorgt das
Hörakustiker-Handwerk etwa 3,5 Millionen Menschen in Deutschland mit
qualitativ hochwertigen, volldigitalen Hörsystemen. Die Bundesinnung
der Hörakustiker (biha) KdöR vertritt die Interessen der Hörakustiker
in Deutschland.
Neben der Erstversorgung des Kunden ist der Hörakustiker auch für
die begleitende Feinanpassung mit wiederholten Überprüfungen und
Nachstellungen der Hörsystemfunktionen zuständig. Daneben organisiert
er - wenn der gesetzliche Anspruch besteht - die Kostenübernahme
durch die gesetzlichen Krankenversicherungen und steht für Wartung
und Reparaturen der Hörsysteme bis zu einem gewissen Grad zur
Verfügung.
Darüber hinaus berät er zu Gehörschutz und speziellem technischem
Zubehör. Der Hörakustiker verfügt über theoretisches Wissen aus der
Akustik, Audiologie, Psychologie und Hörsystemtechnik und über
praktische Fertigkeiten zur Audiometrie.
Pressekontakt:
Dr. Juliane Schwoch (biha),
schwoch@biha.de
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