Die Stress- & Burnout-Gefahr in deutschen Unternehmen nimmt immer mehr zu. Dies zeigen auch alle aktuellen Berichten der gesetzlichen Krankenversicherer. Doch nur wenige Unternehmen haben diese Gefahr schon erkannt und nehmen sich dieser an.
Sicher könnte man sagen, dass es in wirtschaftlich angespannten Zeiten wichtigere Dinge gibt, als sich um "Stress am Arbeitsplatz" zu kümmern. Doch zu viel Stress führt zu Leistungsminderung und Arbeitsunfähigkeit und diese kostet Geld.
Nur wissen sie auch wieviel Geld?
Während ein deutscher Arbeitnehmer durchschnittlich 17 Tage im Jahr fehlt, sind es, wenn eine psychische Belastung als Ursache für die Arbeitsunfähigkeit diagnostiziert wird, statt 17 Tagen - 25 Tage. Nun könnte man sagen, dass es dafür aber nur ein kleinerer Prozentsatz aller Krankheitsursachen psychischer Natur sind. Doch Arbeitsunfähigkeit aufgrund von "psychischen und Verhaltensstörungen", wie die formelle Bezeichnung dafür lautet, sind schon lange keine zu vernachlässigende Größe mehr. Während im Jahr 1976 noch lediglich 2% der Krankheitsursachen auf die Psyche zurückzuführen waren, waren es im Jahr 2009 fast 10% aller Ursachen - Tendenz weiter steigend. Das bedeutet, dass jede 10. Arbeitsunfähigkeit auf die Auswirkungen psychischer Belastung zurück zuführen ist. Und der Mitarbeiter aufgrund dieser Erkrankung durchschnittlich 25 Tage im Jahr gefehlt hat bzw. in den nächsten Jahren weiterhin fehlen wird.
Was kostet 1 Tag Arbeitsausfall?
Es lässt sich sehr genau berechnen, was ein Tag Arbeitsunfähigkeit kostet. Dank wissenschaftlicher Studien der BAuA (Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin) lassen sich die Gesamtkosten für einen AU-Tag auch branchenspezifisch sehr genau bestimmen.
Die Kosten für einen AU-Tag setzen sich wie folgt zusammen:
+ Produktionsausfall
+ Bruttowertschöpfungs-Ausfall
+ Ersatzarbeitskraft
+ Qualitätsmängel/ Servicemängel
Die Kosten für Produktionsausfall und Bruttowertschöpfung lassen sich sehr genau beziffern. So kostet z.B. ein Tag Produktionsausfall im "Produzierenden Gewerbe ohne Baugewerbe" 127,-EUR. Dazu kommen 198,-EUR Bruttowertschöpfungsausfall (Quelle: Kosten-Übersicht BAuA). Das ergibt eine Summe von 325,-EUR pro AU-Tag.
Wenn wir davon ausgehen, dass ein Mitarbeiter bei Stress- und Burnout-Erkrankungen im Durchschnitt 25 Tage pro Jahr fehlt, dann belaufen sich die jährlichen Kosten rechnerisch auf 8.125,-EUR/ Mitarbeiter.
Eine Kosten-Übersicht zu allen Branchen finden Sie unter folgendem link: ...
Beziehen wir jetzt auch noch die Kosten für Ersatzarbeitskräfte und Qualitäts- bzw. Servicemängel mit in unsere Kalkulation ein, so belaufen sich die Kosten je nach Branche auf 400-500 EUR/ pro AU-Tag.
Welche Kosten entstehen dem ganzen Unternehmen?
Wenn wir von einer aktuellen Fehlzeiten-Statistik in Deutschland von 4,6% ausgehen und wir betrachten uns ein Unternehmen mit 1000 Mitarbeitern, so heißt das, dass permanent 46 Mitarbeiter arbeitsunfähig sind und dem Unternehmen nicht zur Verfügung stehen. Legen wir hier einen Monatsbruttolohn von 4000,-EUR zur Grundlage, so entstehen dem Unternehmen monatliche Kosten von 184.000,-EUR.
Angesicht dieser Kosten ist es nur schwer verständlich, warum dem Thema der psychischen Belastungen, der Burnout-Gefahr und deren Prophylaxe so wenig Aufmerksamkeit gewidmet wird.
Autor: Stefan Buchner, Master of Public Health - Gesundheitsberater
Herr Buchner ist Geschäftsführer und Unternehmensberater der UBGM - Unternehmensberatung für Betriebliches Gesundheitsmanagement. Er und das Team der UBGM, beraten Unternehmen und Behörden zu Gesundheitsanalysen, gesundheitsförderlichen Maßnahmen und evaluiert diese auf ihren Erfolg hin.
Direktlink: http://www.gesundheitsmanagement24.de/neuigkeiten-im-unternehmen/newsletter-01/10-betriebliches-gesundheitsmanagement-psychische-belastungen.html