Man muss kein Helfersyndrom haben, um nach jahrelang
erfolglosen Debatten um die Organspende den Spieß umzudrehen. Es ist
absolut angezeigt, wenn die Bürger künftig erklären sollen, dass sie
nicht für eine Organspende zur Verfügung stehen. Anstelle der
bisherigen Regelung, dass sich Organspender aktiv zu dieser Haltung
entscheiden und einen Organspendeausweis mit sich führen müssen. Der
entscheidende Punkt bei dieser Umkehr ist nicht allein, dass sich
immer weniger Menschen finden, die diesen Weg gehen - im vergangenen
Jahr standen gerade mal 797 Spenderorgane 10 000 Bedürftigen
gegenüber. Entscheidend ist in dieser Frage selbstverständlich, ob
jeder Einzelne, der sein Organ nicht spenden möchte, zu seinem Recht
kommen wird. Unsere europäischen Nachbarn haben das ganz überwiegend
pragmatisch beantwortet. Das Heer der Gleichgültigen, das zur
Verknappung lebenserhaltender Organe führt, steht sicher nicht auf
der Seite der Transplantationsverweigerer. Von daher ist es gut und
richtig, Letzteren eine persönliche Erklärung abzuverlangen. Wenn
sich dann auch noch die Angehörigen gegen eine Organentnahme
entscheiden können, obwohl kein Widerspruch des Verstorbenen
vorliegt, ginge Deutschland den absolut sicheren Weg. Dass sich jetzt
ein Gesundheitsminister der Union gegen die Position der Kirchen und
vieler Parteifreunde stellt, ist ein Segen. Selbstverständlich aber
muss der Bundestag bei einer solchen Frage vom Fraktionszwang befreit
werden. Dann werden wir auch die breite gesellschaftliche Debatte
bekommen, die einer solchen Entscheidung vorausgehen muss.
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Christian Matz
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