Jedes Jahr erleiden in Deutschland mehr als 50.000 Menschen einen
Herz-Kreislauf-Stillstand. Aber nur in 42 Prozent der Fälle führen
Ersthelfer eine Reanimation durch, laut einer Studie der
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung.
Dies möchte die Bundesarbeitsgemeinschaft Erste Hilfe (BAGEH), ein
Zusammenschluss der fünf ausbildenden Hilfsorganisationen in
Deutschland, ändern. Aus diesem Grund haben der Arbeiter-Samariter
Bund, die Deutsche-Lebens-Rettungs-Gesellschaft, das Deutsche Rote
Kreuz und der Malteser-Hilfsdienst unter Federführung der
Johanniter-Unfall-Hilfe ein neues Wiederbelebungs-Konzept mit dem
Titel "Von Herzensrettern und Lebensrettern" entwickelt. Dieses wurde
heute anlässlich des Tages der Ersten Hilfe bei einem bundesweiten
Symposium in Berlin vorgestellt.
"Wir müssen das wichtige Thema Erste Hilfe noch viel stärker in
der Gesellschaft verankern. Erstmals gibt es nun ein bundesweit
einheitliches Angebot für einen niedrigschwelligen Zugang zur Ersten
Hilfe, welches schon bei Kindern und Jugendlichen ansetzt", sagt Ralf
Sick, Erste-Hilfe-Experte der Johanniter-Unfall-Hilfe. "Bei unserem
Herzensretter-Konzept setzen wir besonders auf junge Menschen als
Multiplikatoren. Diese sogenannte Peer-Education hat eine tolle
Wirkung: Durch ihre Authentizität kommt sie sehr gut an bei den
Schülern", so Ralf Sick weiter.
Kern des Konzeptes ist ein neuartiger Ansatz für
Wiederbelebungs-Trainings, der mit der reinen Herzdruckmassage
beginnt und in weiterführenden Modulen den Helfer an die Beatmung und
später an den Umgang mit dem Automatischen Externen Defibrillator
(AED) heranführt. Dieses Konzept soll besonders an Schulen umgesetzt
werden und schon junge Menschen befähigen, die Wiederbelebung zu
beherrschen. Eine weitere Besonderheit: Die Trainings werden durch
dafür ausgebildete Gleichaltrige durchgeführt.
"Im Vergleich zu anderen europäischen Ländern, insbesondere den
skandinavischen, ist die Laienreanimationsquote in Deutschland immer
noch viel zu gering. Das zeigt, dass man mit der Ausbildung früher
ansetzen muss als erst beim Führerschein, nämlich schon bei den
Jugendlichen", betont Univ.-Prof. Dr. med. Bernd W. Böttiger,
Uniklinik Köln.
Dr. Heidrun Thaiss, Leiterin der Bundeszentrale für
gesundheitliche Aufklärung (BZgA), sagt: "Das Thema Wiederbelebung
ist so wichtig, es muss Eingang in die schulischen Lehrpläne in allen
Bundesländern finden."
Das Herzensretter-Konzept
Das Herzensretter-Konzept besteht aus drei Stufen. Interessierte
können die drei Angebote nacheinander besuchen oder direkt mit dem
zweiten oder dritten Angebot beginnen:
1. Herzensretter Bronze: Wiederbelebung nur mit Drücken
2. Herzensretter Silber: Wiederbelebung mit Drücken und Beatmen
3. Herzensretter Gold: Wiederbelebung zusätzlich mit AED
Unter dem Begriff "Lebensretter" fügen sich in diesem Konzept die
klassischen Erste-Hilfe-Kurse an, die für alle Notfälle fit machen.
Mehr Informationen zum Herzensretter-Konzept finden sich unter
www.herzensretter.info.
Bundesarbeitsgemeinschaft Erste Hilfe
Die "Bundesarbeitsgemeinschaft Erste Hilfe" (BAGEH) wurde 1988 von
den vier Hilfsorganisationen Arbeiter-Samariter-Bund e.V., Deutsches
Rotes Kreuz e.V., Johanniter-Unfall-Hilfe e.V. und Malteser
Hilfsdienst e.V. gegründet. 1994 wurde die Deutsche
Lebens-Rettungs-Gesellschaft e.V. einbezogen. Die BAGEH hat es sich
zur Aufgabe gemacht, das Bewusstsein in der Bevölkerung hinsichtlich
der Notwendigkeit und Bedeutung der Ersten Hilfe zu erhöhen und durch
Aufklärungskampagnen zu stärken.
Johanniter-Unfall-Hilfe e.V.
Die Johanniter-Unfall-Hilfe e.V. ist mit rund 22.000
Beschäftigten, mehr als 37.000 ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern
und rund 1,3 Millionen Fördermitgliedern eine der größten
Hilfsorganisationen in Deutschland. Die Johanniter engagieren sich
u.a. in den Bereichen Rettungs- und Sanitätsdienst,
Katastrophenschutz, Betreuung und Pflege von alten und kranken
Menschen, Fahrdienst für Menschen mit eingeschränkter Mobilität,
Arbeit mit Kindern und Jugendlichen und in der Breitenausbildung. Im
Jahr 2017 wurden 431.000 Menschen bei den Johannitern in Erster Hilfe
geschult, davon mehr als 12.000 Kinder und Jugendliche in Schulen.
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