fit und munter - Partikel im Wasserkocher: Trinken wir Mikroplastik mit?

fit und munter

Partikel im Wasserkocher: Trinken wir Mikroplastik mit?


Elektrische Wasserkocher mit Kunststoffbehälter
sorgen in vielen Haushalten täglich für heißes Tee- oder
Kaffeewasser. Doch beim ständigen Erhitzen und Abkühlen scheinen sich
bei einzelnen Geräten winzige Kunststoffteilchen - sogenanntes
Mikroplastik - aus den Behälterinnenwänden zu lösen. Das haben
Recherchen des NDR Verbrauchermagazins "Markt" ergeben.
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler führen die Partikel auf den
ständigen thermischen Prozess und die Qualität der verwendeten
Kunststoffe bzw. deren Verarbeitung zurück.

In einer Stichprobe hat "Markt" insgesamt vier Plastikwasserkocher
im Labor untersuchen lassen - zwei günstige Wasserkocher für unter 10
Euro und zwei Markengeräte zwischen 20 und 30 Euro. Zum Vergleich
wurde noch ein Wasserkocher aus Glas mit untersucht. Das Ergebnis: In
allen Proben aus Plastik-Wasserkochern hat sich der Gehalt an
winzigen Partikeln deutlich erhöht. Experten gehen davon aus, dass es
sich dabei in hohem Maße um Mikroplastik handelt. Im Wasserkocher aus
Glas wurden im Labor kaum Partikel gefunden.

Bewertet wurden die Laborergebnisse von Polymerchemikerin Dr.
Katrin Schuhen, Leiterin einer Forschungsgruppe zur weltweiten
Wasserqualität in Karlsruhe. Ihr Fazit: "Wenn man sieht, wie viele
Wasserkocher weltweit verkauft und auch täglich genutzt werden, sind
wir in einem Akkumulationsprinzip, das heißt, es entstehen mehr und
mehr Partikel."

Die Gefahren für den Menschen kann heute noch niemand abschätzen.
Einen Grenzwert für den Gehalt an Mikroplastik in Wasserkochern und
eine vorgeschriebene Methode für den Nachweis gibt es nicht. Die in
der Stichprobe gefundenen Partikelmengen sind für Menschen
wahrscheinlich unbedenklich. Dennoch warnen Experten vor
langfristigen Folgen, da aus Mikroplastik irgendwann Nanopartikel
werden.

"Mikroplastik kann in Zellen eindringen, bei höheren
Konzentrationen können dann auch entzündliche Prozesse stattfinden",
warnt Professor Werner Kloas vom Leibniz-Institut für
Gewässerökologie und Binnenfischerei in Berlin. Er untersucht dort
die Wirkung von Mikroplastik auf Organismen.

Die Hersteller der Plastikwasserkocher äußerten sich zu den
Recherchen von "Markt" unterschiedlich: Einige verfolgen die
Problematik und zukünftige rechtlich bindende Entscheidungen von
Aufsichtsbehörden "mit großem Interesse", andere weisen auf eigene
Qualitäts-Kontrollen hin und meinen, dass die "angeblich gefundenen
Partikel im Test kein Risiko für den Endverbraucher darstellen".

Mehr zum Thema in der Sendung "Markt" am Montag, 10. September, um
20.15 Uhr im NDR Fernsehen.

www.NDR.de/markt



Pressekontakt:
Norddeutscher Rundfunk
Presse und Information
Iris Bents
Tel.: 040/4156-2304
Mail: i.bents@ndr.de

http://www.ndr.de
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