Trotz dieser ernüchternden Hochrechnungen äußern Bill und Melinda
Gates sich zuversichtlich, dass die wachsende junge Bevölkerung von
heute helfen kann, den Fortschritt voranzutreiben. Investitionen in
die Gesundheit und Bildung junger Menschen in Afrika könnten
Produktivitäts- und Innovationspotenziale erschließen und so eine
"dritte Welle" der Armutsminderung bewirken - nach der ersten Welle
in China und der zweiten in Indien.
"Daraus kann man eine klare Bilanz ziehen: Um die Situation der
Menschen auch weiterhin zu verbessern, ist es unsere Aufgabe, in den
am schnellsten wachsenden, ärmsten afrikanischen Ländern Chancen zu
schaffen", schreiben Bill und Melinda Gates in der Einleitung zum
Bericht. "Das bedeutet, in junge Menschen zu investieren. Genau
gesagt, bedeutet das: Investitionen in deren Gesundheit und Bildung."
Goalkeepers: The Stories Behind the Data 2018 (Goalkeepers: die
Geschichten hinter den Daten 2018)
(http:/gatesfoundation.org/goalkeepers/report) wurde von Bill and
Melinda Gates als Ko-autoren herausgegeben und in Zusammenarbeit mit
dem Institute for Health Metrics and Evaluation (IHME) der
Universität Washington erstellt. Der Bericht zeigt unter
Zugrundelegung neuer Datenprojektionen, dass die Armut sich innerhalb
Afrikas auf eine Handvoll Länder konzentriert, die zu den weltweit am
schnellsten wachsenden gehören. Bis 2015 werden über 40% der weltweit
von extremer Armut betroffenen Menschen in nur zwei Ländern, der
Demokratischen Republik Kongo und Nigeria, leben.
In der Vergangenheit trug eine breite junge Bevölkerung dazu bei,
das wirtschaftliche Wachstum und die Armutsreduktion voranzutreiben.
Der Bericht vertritt die Auffassung, dass in die Leistungsfähigkeit
und das Potenzial der Jugend investiert werden sollte, um den
Fortschritt auch in Zukunft weiter in Gang zu halten. Anhand von
Artikeln diverser Experten und Journalisten setzt sich der Bericht
mit vielversprechenden Ansätzen in den Bereichen Gesundheit und
Bildung auseinander und zeigt Wege auf, wie junge Menschen helfen
könnten, den Kontinent tiefgreifend zu verändern. Dem Bericht zufolge
könnten Investitionen in Gesundheit und Bildung - oder "Humankapital"
- in Subsahara-Afrika das BIP der Region bis 2015 um mehr als 90
Prozent steigern.
Der Bericht verfolgt jedes Jahr 18 Schlüsselindikatoren aus den
Zielen der Vereinten Nationen für nachhaltige Entwicklung - UN
Sustainable Development Goals (SDGs), auch als "Globale Ziele"
bezeichnet - u.a. Kinder- und Müttersterblichkeit,
Wachstumshemmungen, Zugang zu Verhütungsmitteln, HIV, Malaria,
extreme Armut, finanzielle Inklusion und Sanitärversorgung. Die
IHME-Projektionen bieten drei potenzielle Szenarien für die
Indikatoren an: ein besseres und ein schlechteres Szenario basierend
auf einem beschleunigten oder verringerten Fortschrittstempo und
Hochrechnungen ausgehend von den aktuellen Trends. Der diesjährige
Bericht setzt sich mit vier Themen eingehender auseinander:
- Das Kapitel über Familienplanung enthält einen Essay von Alex Ezeh,
Visiting Fellow beim Center for Global Development. Dieser
konzentriert sich auf die Überlegung, wie wichtig es ist, Frauen
zur Ausübung ihres grundlegenden Rechts zu ermächtigen, selbst
darüber zu bestimmen, wie viele Kinder sie wann mit wem haben
wollen. Daten der Vereinten Nationen zufolge - so Ezah - wird damit
gerechnet, dass die Bevölkerung Afrikas sich bis 2050 verdoppelt,
und bis 2100 könnte sie sich nochmals verdoppeln. Wenn jede Frau in
Subsahara-Afrika die Möglichkeit hätte, nur so viele Kinder zu
bekommen, wie von ihr gewünscht, könnte der zu erwartende
Bevölkerungsanstieg sich um bis zu 30 Prozent verringern, von 4
Milliarden auf 2,8 Milliarden. Und das Wichtigste: Dies würde es
mehr Mädchen und Frauen ermöglichen, ihren Horizont zu erweitern,
länger zur Schule zu gehen, später Kinder zu bekommen, als
Erwachsene mehr zu verdienen und mehr in ihre Kinder zu
investieren. Das Kapitel befasst sich auch damit, wie ein
neuartiges Familienplanungsprogramm in Kenia jungen Frauen Zugang
zu Verhütungsmitteln verschafft.
- Das Kapitel über HIV enthält Modellberechnungen des Imperial
College London, wie die HIV-Epidemie in Simbabwe im Jahr 2050 und
somit die Zukunft dieses Landes insgesamt aussehen könnte. Der hohe
Anteil junger Menschen in diesem Land birgt das Potenzial, das
wirtschaftliche Wachstum voranzutreiben - vorausgesetzt, sie
bleiben gesund. Mehr als die Hälfte aller Simbabwer ist unter 25
Jahre alt und erreicht somit das Alter, in dem das Infektionsrisiko
am höchsten ist. Wenn Simbabwe in den nächsten fünf Jahren
verstärkt auf die aktuell verfügbaren Präventionsinstrumente setzen
würde, könnte sich die Zahl der Neuinfektionen unter den 15- bis
29-Jährigen in einem Jahrzehnt um ein Drittel verringern. Die
Einführung neuer Präventionsinstrumente bis 2030, u.a. eines hoch
wirksamen Impfstoffs, könnte die Zahl der Neuerkrankungen weiter
reduzieren, auf ca. 400 pro Jahr. Insgesamt könnten durch all diese
Maßnahmen bis zu 364.000 neu HIV-Fälle unter den jungen Menschen
vermieden werden.
- Das Kapitel über Bildung enthält einen Aufsatz von Ashish Dhawan,
Vorsitzender der Central Square Foundation in Indien. Obwohl in den
Ländern mit niedrigem Einkommen (low income) oder niedrigem
mittlerem Einkommen (lower middle income) mehr junge Menschen denn
je eine Schule besuchen, lernen viele nicht das, was sie für den
Erfolg benötigen. Die Strategie zur Verbesserung der schulischen
Bildungsergebnisse ist leider nicht so nicht so klar wie die
Strategie für einen verbesserten Zugang zur Schule. Das Kapitel
beleuchtet den Erfolg Vietnams bei der Erzielung systemweiter
Verbesserungen. Vietnams BIP pro Kopf ist zwar nur geringfügig
höher als das von Indien, aber die Altersgruppe der 15-Jährigen in
Vietnam schneidet bei internationalen Tests besser ab als die
Schüler aus reichen Ländern wie die Vereinigten Staaten und
Großbritannien.
- Das Kapitel über Landwirtschaft enthält eine Analyse von James
Thurlow, Senior Research Fellow am International Food Policy
Research Institute, der die These vertritt, dass Ghana durch eine
Verdoppelung der landwirtschaftlichen Produktivität die Armut
halbieren, Hunderttausende von Arbeitsplätzen schaffen und das
wirtschaftliche Wachstum deutlich steigern könnte. In einem Artikel
eines lokalen Journalisten wird die Reise einer Tomate von einem
Feld im ländlichen Burkina Faso bis auf einen Teller in Ghana
verfolgt und gezeigt, wie viele Arbeitsplätze sie auf ihrem Weg
schafft.
Bill und Melinda Gates werden den Goalkeepers Datenbericht bis
2030 jedes Jahr herausbringen, immer rechtzeitig zur jährlichen
Zusammenkunft der "World Leaders" in New York anlässlich der
VN-Vollversammlung. Der Bericht soll bewährte Praktiken beleuchten
und dazu beitragen, dass die Gates Stiftung sowie deren Partner und
Führungspersönlichkeiten überall in der Welt ihrer
Rechenschaftspflicht nachkommen. Er soll nicht nur dokumentieren, was
funktioniert, sondern auch wo die Defizite liegen.
Parallel zum Erscheinen des Berichts sind Bill und Melinda Gates
erneut Ko-organisatoren des Goalkeepers
(https://www.gatesfoundation.org/goalkeepers/index.html) Events in
New York während der VN-Vollversammlung. Am 26. September werden
dynamische junge Führungspersönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft,
Technologie, der Medien- und Unterhaltungsbranche und dem
Nonprofit-Bereich über Innovationen und Ansätze zur Verwirklichung
der Globalen Ziele diskutieren. Unter den Teilnehmern sind junge
Führungspersönlichkeiten wie David Sengeh, Chief Innovation Officer
für die Regierung von Sierra Leone; die indische Juristin,
Sozialaktivistin und Gründerin von SheSays, Trisha Shetty; der
kenianische Musiker und Aktivist King Kaka; ebenso auch die
indischsprachige Poetry-Slammerin Aranya Johar. Weitere Redner sind:
Graça Machel, Aktivistin und Mitbegründerin des Graça Machel Trust,
die sich weltweit für die Rechte von Frauen und Kindern engagiert;
Richard Curtis, Autor, Campaigner und Mitbegründer von Project
Everyone; und Stephen Fry, Schauspieler, Autor und Moderator. Auf der
Bühne zu sehen sein werden u.a. der britische Singer-Songwriter Ed
Sheeran und der Brooklyn Youth Chorus. Weitere Redner werden
demnächst bekanntgegeben.
Am 25. September, d.h. am Vorabend des am nächsten Tag
stattfindenden Goalkeepers Events, werden die Goalkeepers Global
Goals Awards präsentiert, ebenfalls ko-organisiert von Bill und
Melinda Gates. Die in Zusammenarbeit mit der Bill & Melinda Gates
Stiftung und UNICEF vergebenen Preise würdigen herausragende
Leistungen im Bereich der Jugendarbeit weltweit, mit direktem Bezug
zu den 17 Globalen Zielen. Die vier Preiskategorien sind: Progress
Award, Changemaker Award, Campaign Award und Global Goalkeeper Award.
Hinweise für Redakteure/Herausgeber
Über die Bill & Melinda Gates Stiftung
Geleitet von der Überzeugung, dass jedes Leben den gleichen Wert
hat, bemüht sich die Bill & Melinda Gates Stiftung, allen Menschen zu
helfen, ein gesundes und produktives Leben zu führen. In den
Entwicklungsländern konzentriert sich die Stiftung darauf, die
Gesundheit der Menschen zu verbessern und ihnen die Chance zu geben,
sich aus Hunger und extremer Armut zu befreien. In den Vereinigten
Staaten engagiert sie sich dafür, dass alle Menschen - besonders die
Einkommensschwächsten - Zugang zu den Chancen bekommen, die sie
brauchen, um in der Schule und im Leben erfolgreich zu sein. Die
Stiftung hat ihren Sitz in Seattle und wird geleitet von Sue
Desmond-Hellmann (CEO) und William H. Gates Sr. (Co-Chair) unter der
Führung von Bill und Melinda Gates und Warren Buffett.
Über Goalkeepers
Goalkeepers ist die Kampagne der Stiftung, um den Fortschritt hin
zu den Zielen für nachhaltige Entwicklung, englisch: Sustainable
Development Goals (oder Globale Ziele), zu beschleunigen. Wir wollen
die Geschichten und Daten, die hinter den Globalen Zielen stehen,
durch Veranstaltungen und durch einen jährlichen Bericht publik
machen und hoffen, auf diese Weise eine neue Generation von
Führungspersönlichkeiten zu inspirieren - "Goalkeepers", die das
Fortschrittsbewusstsein fördern, von ihren Führungen Rechenschaft
fordern und das Engagement zur Verwirklichung der Globalen Ziele
vorantreiben.
Über die Globalen Ziele
Am 25. September 2015 verpflichteten sich 193 Staats- und
Regierungschefs am Sitz der Vereinten Nationen in New York auf die 17
Ziele für nachhaltige Entwicklung, englisch: Sustainable Development
Goals (oder Globale Ziele). Es handelt sich um eine Reihe ehrgeiziger
Ziele und Unterziele, mithilfe derer bis 2030 drei ganz
außerordentliche Dinge vollbracht werden sollen: Armut beenden,
Ungleichheit und Ungerechtigkeit bekämpfen, den Klimawandel stoppen.
Pressekontakt:
media@gatesfoundation.orgLink zum Bericht:
http://gatesfoundation.org/goalkeepers/report
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