Gesundheitsvorsorge auf die Kompetenz der Kurorte setzen
Bad Füssing/Berlin – Bayerns Heilbäder und Kurorte erhalten Unterstützung von höchster politischer Ebene. Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler und Gesundheitsstaatssekretär Daniel Bahr (beide FDP) sicherten den Vorstand des Bayerischen Heilbäderverbands jetzt bei Gesprächen in Berlin zu, die Kurorte als Gesundheitskompetenzzentren des 21. Jahrhunderts fest im deutschen Gesundheitssystem zu verankern. „Die Signale unseres Besuchs in Berlin sind sehr positiv“, sagten Klaus Holetschek, der Präsident des Bayerischen Heilbäderverbands und sein
Stellvertreter, der Bürgermeisters des übernachtungsstärksten deutschen Heilbads Bad Füssing in Niederbayern, nach den Gesprächen im Bundesgesundheitsministerium.
Mit ihrem Besuch beim neu gewählten Bundesminister und seinem parlamentarischen Staatssekretär
wollten die 47 bayerischen Heilbäder und Kurorte ihr Gewicht als wichtige Säule der Gesundheitswirtschaft in Deutschland untermauern. Bayerns Heilbäder zählen jedes Jahr rund 25 Millionen Übernachtungen und erzielen einen Jahresumsatz von rund 3,2 Milliarden Euro.
Konkret sagte Gesundheitsstaatssekretär Bahr den Spitzenvertretern der bayerischen Heilbäder zu, sich für die Beibehaltung der wohnortfernen Prävention als gesetzliche Leistung der Krankenkassen einzusetzen. Der Hintergrund: Präventionskurse im Urlaub sind für Versicherte ohne feste Arbeitszeiten – wie Schichtarbeiter, medizinisches Personal, Menschen mit wechselnden Arbeitsstandorten – meist die einzige Möglichkeit, aktiv etwas für ihre Gesundheitsvorsorge zu tun. Deshalb bezuschussen die Krankenkassen solche wohnortfernen
Gesundheitsprogramme ebenso wie
das Gesundheitstraining am Wohnort nach Feierabend.
Zuletzt hatten einzelne Kassen die finanzielle Unterstützung dieser Gesundheitsprogramme in Frage gestellt. „Dabei ist wissenschaftlich bewiesen, dass ein Euro Ausgaben für Prävention letztendlich den Krankenkassen später drei Euro Ausgaben für die Krankheitsbehandlung spart. Wer das ignoriert, handelt kurzsichtig“, sagt Rudolf Weinberger, der Geschäftsführer des Bayerischen Heilbäderverbandes und Bad Füssings Kurdirektor, der ebenfalls an den Gesprächen im Ministerium teilnahm. Dabei wollen die Bayerischen Heilbäder und Kurorte auch in Zukunft auf ihre nachweislich qualitätsgesicherten Präventionsleistungen setzen. „Einen Urlaub auf Krankenschein darf es auch weiterhin nicht geben“, sagte der bayerische Heilbäderpräsident Klaus Holetschek.
Gesundheitsminister Philipp Rösler und sein Staatssekretär bekräftigen den im Koalitionsvertrag festgeschriebenen Willen, die Prävention zu stärken und sicherten den Vertretern des Bayerischen Heilbäderverbands zu, dabei auf die Kompetenz der Kurorte zu setzen. Auch die ambulante Badekur soll nach Meinung der Ministeriumsspitze fester Bestandteil des Leistungskatalogs der deutschen Krankenkassen bleiben. Auch das ein wichtiges Signal für die Bayerischen Heilbäder: Zuletzt wurden trotz steigenden Bedarfs durch die Überalterung der Gesellschaft die Genehmigungsfilter für ambulante Kurmaßnahmen immer dichter. So hat der Medizinische Dienst, ein kasseneigener Begutachtungsservice, 2008 nach eigenen Angaben mehr als die Hälfte der vorgelegten Anträge für ambulante Vorsorgekuren abgelehnt. Die Folge: Bei vielen Krankenkassen gingen die Ausgaben für
die ambulanten Vorsorgekuren nochmals zurück.
„Diese Tatsache verwundert umso mehr, weil man heute weiß, dass die verstärkte Einbindung der ganzheitlich ausgerichteten Kuren bei den Gesundheitsausgaben dreistellige Millionenbeträge sparen ließen“, sagt Verbands-Vizepräsident Alois Brundobler. Er verweist auf wissenschaftliche Studien, wonach bei Patienten die Behandlungskosten im Jahr nach der Kur um 62 Prozent, die Krankschreibungen in den fünf Jahren nach der Kurmaßnahme um 60 Prozent zurückgehen.