Anmoderation:
Vor 10 Jahren wurde der bundesweit erste HZV-Vertrag in
Baden-Württemberg geschlossen: HZV steht für hausarztzentrierte
Versorgung. Die Hausarztpraxis wurde damals wieder in den Mittelpunkt
der medizinischen Versorgung gerückt. Ziel war und ist also eine
umfassend bessere Versorgung. Die Patienten sollten intensiver
betreut werden können, weil sie ihr jeweiliger Hausarzt als erster
Ansprechpartner durchs Gesundheitssystem lotst. An den wegweisenden
Versorgungsstrukturen im Südwesten Deutschlands nehmen zurzeit 1,6
Millionen Versicherte und rund 7.500 Ärzte teil, einschließlich Haus-
und Kinderärzte, Psychotherapeuten und sonstige Fachärzte. Nach einer
bisher einmaligen Langzeitanalyse attestieren unabhängige
Wissenschaftler der HZV Erfolg. Prof. Dr. Ferdinand Gerlach, Direktor
des Instituts für Allgemeine Medizin an der Frankfurter
Goethe-Universität:
O-Ton Prof. Dr. Ferdinand Gerlach
Heute können wir sogar noch sicherer sagen, dass Patienten in der
HZV besser versorgt werden. Wir sehen jetzt über einen längeren
Zeitraum, dass sie sogar zunehmend besser versorgt werden. Also die
Unterschiede zwischen der Regelversorgung und der HZV werden
zugunsten der HZV besser. Einer muss den Überblick behalten:
Hausärzte koordinieren - gerade bei Patienten die mehrere chronische
Erkrankungen haben - die Versorgung, betreuen sie, passen auch auf,
dass sie nicht zu viele und falsche Medizin bekommen. (0:27)
Eine solche Versorgung kann laut Studie im Vergleich zur
herkömmlichen Versorgung am Ende sogar Leben retten. 1.700 vermiedene
Todesfälle zählten die Forscher in einem Zeitraum von fünf Jahren.
O-Ton Prof. Dr. Ferdinand Gerlach
Insbesondere chronisch Kranke werden besser versorgt. Wir sehen
inzwischen auch erste Hinweise auf Überlebensvorteile. Und am
Beispiel der Diabetiker kann man sagen, dass schwere Komplikation
deutlich später oder auch seltener auftreten. Wir haben errechnet,
dass in den Jahren 2012 bis 2016 rund 4.000 schwere Komplikationen
bei Diabetikern - also Amputationen, Erblindungen, Dialyse,
Herzinfarkt, Schlaganfall - vermieden werden konnten. (0:30)
Außerdem waren pro Jahr bei herzkranken Patienten sage und
schreibe 46.000 weniger Krankenhaustage notwendig. Das sind
zusammengenommen rund 126 Jahre. Das Prinzip des freiwilligen
Programms ist einfach erklärt: Der Patient entscheidet sich für einen
Hausarzt, der in der Regel meist ohnehin höchstes Vertrauen genießt.
An die Wahl ist der Patient mindestens ein Jahr gebunden. Die
Befragten sind mit dem AOK-Hausarztprogramm sehr zufrieden und 90
Prozent würden es weiterempfehlen. Und auch die Arztseite freut sich
seit Jahren über Vorteile aus einem HZV-Vertrag: Der Beruf wird
aufgewertet, was dazu führt, dass dem Hausärztemangel entgegengewirkt
wird. Der Arzt wird von unnötiger Bürokratie entlastet und höher
honoriert. Auf diese Weise hat die Krankenkasse allein im vergangenen
Jahr in Baden-Württemberg zwar über 600 Millionen Euro investiert,
aber auch gleichzeitig 50 Millionen eingespart. Bessere Qualität und
Wirtschaftlichkeit stünden nicht im Widerspruch, sagt Dr. Christopher
Hermann, Vorstandsvorsitzender der AOK Baden-Württemberg:
O-Ton Dr. Christopher Hermann
Wir sorgen dafür, gemeinsam mit den 7.500 Ärztinnen und Ärzten,
dass das Geld wirklich da besser ankommt, wo es hin muss: nämlich in
die Versorgung des richtig behandelten Patienten. Und deswegen können
wir sogar Geld einsparen, obwohl die Qualität deutlich besser ist,
wie der Evaluationsbericht jetzt erneut beweist. (0:28)
Bei den Hausarzt- und Facharztverträgen im Südwesten gibt es
längst kein Budget mehr, das schnell aufgebraucht ist und auch keine
Fallzahlbegrenzung. Die Teilnehmerzahl an der HZV - der
Hausarztzentrierten Versorgung - wächst daher stetig. Und es geht in
2019 weiter:
O-Ton Dr. Christopher Hermann
Stillstand ist Rückschritt - das ist völlig klar. Wir sind
sozusagen nicht zufrieden. Wir haben ja noch bedeutende
Facharztgruppen. Wir werden im nächsten Jahr die Lungenärzte und die
HNO-Ärzte mit in die alternative Regelversorgung aufnehmen, eine
große Gruppe. Und dann ist das andere Thema die digitale Vernetzung
unter und innerhalb der Ärzte: dass dort strukturiert Befunde und
Medikationspläne ausgetauscht werden. Damit kann man die Versorgung
natürlich noch besser machen, weil noch schneller die Ärzte
untereinander wissen, wie die Versorgung zu gestalten ist. Das werden
wir im nächsten Jahr mit viel Engagement weiter angehen. (0:49)
Abmoderation:
Wer sich informieren will, wie man als Patient oder Arzt
teilnehmen kann, klickt auf www.neue-versorgung.de. Vertragspartner
sind neben der AOK der Hausärzteverband und der freie Ärzteverband
MEDI Baden-Württemberg.
Pressekontakt:
AOK Baden-Württemberg 0711 2593 - 229
MEDI Baden-Württemberg 0711 806079 - 223
Hausärzteverband Baden-Württemberg 0172 - 201 03 90
all4radio, Andreas Albrecht 0711 3277759 0
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