Was genau sind Faszien?
Erst in den letzten Jahren hat man dem weißen, muskulären Bindegewebe, das Knochen, Muskeln, Sehnen und Organe als Hülle umschließt, mehr Beachtung geschenkt. Dieses Verpackungsgewebe zieht sich durch den ganzen Körper und gibt ihm Struktur. Dabei befinden sich Millionen feinster Nervenenden in dem kollagenen Gewebenetz. Somit sind die Faszien ein wichtiges Sinnesorgan für die Körperwahrnehmung. Außerdem beeinflussen sie die Kraftübertragung von Muskel zu Muskel. Eine weitere Aufgabe der Faszien ist es, den Körper zu stützen und formen.
Warum können Faszien verkleben?
Von Natur aus sind gesunde Faszien - vor allem in jungen Jahren - optimal elastisch. Dabei zeigen sie eine gitterartige Struktur. Doch im Laufe des Lebens, verfilzt das Gewebe und die Kollagenfasern verkleben miteinander. Die Ursache ist meist ein falscher Gebrauch oder ein Mangel an Bewegung. Denn eine Unterforderung der Faszien tritt nicht nur auf, wenn man beispielsweise ein eingegipstes Bein hat, sondern auch wenn man sich zu wenig bewegt. Allerdings können Faszien auch durch eine Überforderung, beispielsweise bei Sportlern, verkleben. Verklebte Faszien bemerkt man daran, dass man weniger beweglich ist und sich steif fühlt.
Wie funktioniert Faszientrainig?
Um Faszien optimal zu trainieren sollte man folgende vier Prinzipien umsetzen: Dehnen, Federn, Beleben und Spüren. Beim Dehnen kommt es darauf an, dass man in Muskelschlingen dehnt. Nur so werden die, über mehrere Gelenke laufenden, faszialen Ketten stimuliert. Das Prinzip Dehnen erreicht man besonders gut im Yoga, Pilates oder Thai Chi. Ein kurzes Dehnritual mit streckenden Bewegungen, ähnlich wie es Katzen früh morgens machen, tun dem Gewebe gut.
Ebenso braucht man federnde oder sprunghafte Bewegungen für elastische Faszien. Diese Bewegungsform erreicht man am besten beim Seilspringen oder Trampolinhüpfen. Aus Angst vor Überlastungsschäden hat man diesen Bereich im Gesundheitssport lange Zeit vernachlässigt.
Die bekannteste Disziplin des Faszientraining: Beleben
Vor ein paar Jahren haben sogenannte Massagerollen für Faszien die Regale im Sportgeschäft rasch gefüllt. Dieses dritte Prinzip des Faszientrainings, das Beleben des Bindegewebes, führt durch den Druck der Rollen zu einem Flüssigkeitsaustausch in den Faszien. Dabei wird das fasziale Gewebe wie ein Schwamm ausgedrückt und Stoffwechselprodukte und Lymphe können abtransportiert werden. Anschließend kann sich die Faszie mit neuer Flüssigkeit auffüllen. Damit unterstützt und stimuliert man die Grundversorgung des Bindegewebes optimal. Sportler verwenden Massegrollen auch gerne, um einen Muskelkater vorzubeugen oder zu lindern.
Beim Spüren der Bewegung, einer meditativen Komponente des Trainings, geht es darum, dass man die Kommunikation zwischen Faszien und Gehirn positiv beeinflusst. Dies gelingt durch kleine Bewegungen, sogenannte Wahrnehmungsübungen, bei denen man nur minimal die Lage oder Richtung ändert und in den Körper hineinspürt.
Faszientraining – ein Resümee
Faszientraining ist eine ideale Ergänzung – und kein Ersatz – zum Muskel-, Kreislauf- und Koordinationstraining. Damit man alle Bindegewebstypen erreicht, sollten alle vier Bereiche des Faszientrainings in eine Trainingseinheit integriert werden. Vor allem Übungen aus dem Yogabereich wirken sich sehr positiv auf die Geschmeidigkeit der Faszien aus. Natürlich ist das Wichtigste für geschmeidige Faszien ausreichend Bewegung. Doch darüber hinaus tragen auch eine ausgewogene Ernährung, genügend Schlaf und ein gesunder Lebensstil dazu bei, dass die Faszien elastisch bleiben.