Mit rund 72.600 Neuerkrankungen pro Jahr ist
Brustkrebs in Deutschland die mit Abstand häufigste Krebserkrankung.
Aber: Fast niemand denkt bei diesem Thema an Männer. Dabei erkranken
jährlich rund 700 von ihnen an dieser Tumorart. Neben den Sorgen und
Ängsten, die eine solche Diagnose generell auslöst, stellt es für
Männer meist eine zusätzliche psychische Belastung dar, von einer
typischen "Frauenkrankheit" betroffen zu sein. Die Deutsche
Krebshilfe und die Frauenselbsthilfe nach Krebs nutzen den
Brustkrebsmonat Oktober, um diese Betroffenengruppe in den Fokus der
Öffentlichkeit zu rücken, Defizite in der Versorgung zu benennen und
über die Bedeutung von Selbsthilfe zu informieren.
Das öffentliche Bewusstsein dafür, dass auch Männer an Brustkrebs
erkranken können, ist gering. Dies gilt auch für die Wissenschaft -
auf diesem Gebiet wird noch wenig geforscht. Außerdem gibt es für
Männer noch kein passendes Früherkennungsprogramm. Symptome wie
Verhärtungen der Brust oder Flüssigkeitsaustritt aus der Brustdrüse
können auf Brustkrebs hinweisen, werden aber meist nicht richtig
gedeutet. Daher diagnostizieren Ärzte Mammakarzinome bei Männern
häufig erst in fortgeschrittenen Stadien. Mit Folgen: Frauen haben im
Vergleich immer noch bessere Heilungschancen. "Um die optimale
Versorgung Betroffener besteht derzeit eine große Wissenslücke,"
erläutert Gerd Nettekoven, Vorstandsvorsitzender der Deutschen
Krebshilfe. "Diese gilt es möglichst rasch zu schließen."
Dr. phil. Sylvia Brathuhn, Bundesvorsitzende der Frauenselbsthilfe
nach Krebs (FSH), weist auf ein weiteres Problem hin: "Aus Scham und
Unsicherheit fällt es Männern meist schwer, mit Verwandten und
Freunden über diese Diagnose zu sprechen und sich so seelische
Unterstützung zu holen", erläutert sie. "Da die Erkrankung beim Mann
sehr selten ist, gab es bislang auch kaum entsprechende
Selbsthilfegruppen vor Ort." 2010 hat die FSH, eine der ältesten und
größten Krebs-Selbsthilfeorganisationen in Deutschland, Betroffenen
dabei geholfen, ein solches Netzwerk aufzubauen.
Als eigener Verein unter dem Dach der FSH unterstützt das Netzwerk
"Männer mit Brustkrebs e.V." seitdem Betroffene - fängt sie auf,
informiert und begleitet sie. Ein wichtiges Ziel von FSH und Netzwerk
ist es außerdem, die Interessen der Patienten nach außen zu
vertreten. "Wir werden aktuell genauso behandelt wie erkrankte
Frauen. Dabei ist noch gar nicht bekannt, ob Männer im gleichen Maße
von der Therapie profitieren und wie die optimale Behandlungsdauer
ist", erläutert der Vorsitzende des Netzwerks, Peter Jurmeister.
"Viele Ärzte wissen nicht einmal, dass auch Männer sinnvollerweise in
zertifizierten Brustzentren behandelt werden sollten, weil sie nur
dort optimal versorgt werden können."
Die Deutsche Krebshilfe, die FSH und das Netzwerk "Männer mit
Brustkrebs e.V." setzen sich gemeinsam dafür ein, dass künftig auch
männliche Brustkrebspatienten in ganz Deutschland nach dem aktuellen
Stand medizinischen Wissens behandelt und neue Erkenntnisse für die
Versorgung erarbeitet werden. "Mit der FSH und ihrem Netzwerk haben
wir wichtige Kooperationspartner, die uns dabei unterstützen, Männer
mit Brustkrebs aufzuklären. Gemeinsam setzen wir uns auch auf
wissenschaftlicher Ebene für die Betroffenen ein - zum Beispiel mit
dem Projekt ''N-MALE''", so Nettekoven. In diesem Projekt werden die
speziellen medizinischen und psychosozialen Bedürfnisse männlicher
Brustkrebspatienten untersucht. Dabei befragen die Wissenschaftler
nicht nur die Betroffenen selbst, sondern auch Ärzte und Pflegekräfte
nach ihren Erfahrungen. Die Deutsche Krebshilfe unterstützt das
Projekt mit rund 155.000 Euro.
Hintergrundinformation: Brustkrebs bei Männern
Jedes Jahr erkranken in Deutschland rund 700 Männer neu an
Brustkrebs (Robert Koch-Institut, Berlin 2017, Prognose für 2018).
Das mittlere Erkrankungsalter liegt bei 71 Jahren. Zu den
Risikofaktoren gehören ein höheres Lebensalter, das Vorkommen von
Brustkrebserkrankungen in der Familie, Hoden- und
Nebenhodenentzündungen, hormonelle Veränderungen durch
Lebererkrankungen und andere hormonelle Einflüsse sowie
Strahlenbelastungen des Brustgewebes. Auch die Lebensweise spielt
eine Rolle: Übergewicht und Bewegungsmangel erhöhen das Risiko für
Männer, an Brustkrebs zu erkranken.
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