Zitate frei bei Nennung "Menschen und Schlagzeilen" im NDR Fernsehen
Vor dem Hintergrund der angekündigten Zusatzbeiträge haben Gesundheitsexperten die Praxis vieler Krankenkassen kritisiert, so genannte "Wellness- und Gesundheitsreisen" mit hohen Beträgen zu subventionieren. In dem NDR Magazin "Menschen und Schlagzeilen" bezeichnete der Bremer Gesundheitsökonom Prof. Gerd Glaeske am Mittwoch, 24. Februar, im NDR Fernsehen das Angebot "als reines Marketing-Instrument, um Versicherte an die Kassen zu binden." Die Reisen würden als Präventionsmaßnahmen getarnt, dabei sei die Wirkung gleich Null. "Alle, die etwas davon verstehen, wissen, dass Prävention eine ständige Aufgabe ist. Punktuelle Förderungen wie ein bisschen Nordic Walking im Urlaub machen keinen Sinn." Auch der Kölner Gesundheitsökonom Dr. Markus Lüngen sieht keinen langfristigen Effekt von Präventionskursen im Urlaub. "Man muss sich fragen, ob Versichertengelder hier sinnvoll eingesetzt werden." Stattdessen sollten die Kassen lieber auf ihre besonders guten medizinischen Leistungen hinweisen, die auch wirklich die Gesundheit verbessern, und nicht darauf, "welche Urlaubsangebote man bei ihnen buchen kann".
Nach Recherchen von "Menschen und Schlagzeilen" bieten fast alle Krankenversicherungen Zuschüsse für Gesundheitsreisen an. Das Programm ist vielfältig und umfasst sowohl Aufenthalte in Vier-Sterne-Hotels in den Bergen als auch Abenteuerurlaube an der Ostsee. Bis zu 450 Euro gibt es etwa für eine Familie mit zwei Kindern, die eine einwöchige Reise bucht. Dafür müssten die Bezuschussten vor Ort zwei Präventionskurse wie Nordic Walking oder Progressive Muskelentspannung belegen.
Die Deutsche Angestellten Krankenkasse (DAK), einer der größten Anbieter von Präventionsreisen, räumte auf Anfrage ein, dass der Marketinggedanke bei den Angeboten sicherlich eine Rolle spiele und die Präventionsmaßnahmen im Urlaub "nicht die ganz so gute Lösung" seien. Eine DAK-Sprecherin betonte allerdings, dass die Zusatzbeiträge unabhängig von den Präventionsreisen zu betrachten seien. Selbst wenn man das gesamte Präventionsprogrammm abschaffe, würde man die acht Euro Zusatzbeitrag im Monat trotzdem nehmen müssen, um das "gesamte Leistungsspektrum der DAK weiterhin bezahlen zu können".
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