Mit dem Pilotprojekt soll bundesweit ein neues Organisationsmodell
für die Integrative Gesundheitsversorgung erprobt werden
Die Universität Witten/Herdecke (UW/H) eröffnet im Forschungs- und
Entwicklungszentrum Witten (FEZ) eine Ambulanz für Integrative
Gesundheitsversorgung und Naturheilkunde. Mit der Einrichtung der
Universitätsambulanz bekommt Witten ein Pilotprojekt, das bundesweit
ein neues Organisationsmodell für eine multiprofessionelle,
teambasierte und patientenorientierte ärztliche Versorgung innerhalb
der Humanmedizin erproben soll. Behandeln lassen können sich alle
gesetzlich Versicherten mit ihrer Versichertenkarte.
"Unsere Universitätsambulanz zum Zwecke der Lehre und Forschung
ist keine Poliklinik und auch keine Notfallambulanz", erläutert der
Leiter der Ambulanz, Prof. Dr. Tobias Esch. "Wir werden unseren
wissenschaftlichen und lehrebezogenen Fokus auf eine integrative
Behandlung insbesondere der Patienten mit chronischen und komplexen
Beratungsanlässen richten. Bei uns werden, obwohl die Ambulanz in der
Erstversorgung angesiedelt ist, neben der primärmedizinischen
Basisversorgung vor allem Patientenaktivierung und Gesundheits- /
Selbsthilfekompetenz die zentralen Säulen sein. Als wesentliche
Gesprächs- und Behandlungsmethoden stehen für uns deshalb die Themen
Ernährung, Bewegung, Entspannung und Motivation zur
Lebensstiländerung im Vordergrund."
Die Verhandlungen mit den Krankenkassen hat die Universität im
September abgeschlossen. Eröffnet werden soll die Ambulanz am 19.
November 2018. Da die Krankenkassen die Zulassung einer
Universitätsambulanz zum Zwecke der Lehre und Forschung genehmigt
haben, werden die erbrachten Leistungen auch direkt von den
Krankenkassen vergütet. Das Budget, das niedergelassene Ärzte von den
Krankenkassen für gesetzlich versicherte Patientinnen und Patienten
erhalten, wird von der Universitätsambulanz nicht berührt. "Es ist
uns wichtig, dass wir die gesundheitliche Versorgung in Witten und
der Umgebung stärken, und nicht Mittel von den niedergelassenen
Ärzten abziehen", betont Esch. "Außerdem ist die Universität
Witten/Herdecke im Rahmen der Einrichtung der Universitätsambulanz
prinzipiell nicht an der Umsetzung eines neuen Ertragsmodells
interessiert, stattdessen geht es um die modellhafte und
paradigmatische Etablierung eines neuen integrativen
Versorgungsansatzes sowie die Evaluation und Erforschung, auch
Weiterentwicklung, dieses Ansatzes."
Zusätzlich wird das Modell in die Lehre des neuen
Modellstudiengangs Humanmedizin einfließen und dort unter anderem ein
Lernort des neuen Schwerpunkts "Ambulante Gesundheitsversorgung"
sein. Den Betrieb wird die Universitätsambulanz mit 1,5
Facharzt-Stellen beginnen und in geplanter Volllast - in einigen
Jahren - insgesamt vier Fachärzte für Rehabilitationsmedizin,
Anästhesie, Innere Medizin oder Allgemeinmedizin vollzeitig
beschäftigen.
Hintergrund der Ambulanzgründung ist unter anderem die allgemeine
Erkenntnis, dass durch den generell zunehmenden Mangel vor allem an
Primärärzten andere Berufsgruppen zukünftig Versorgungsleistungen mit
übernehmen werden (müssen). So werden Case Managerinnen und Manager
sowie Therapeutinnen und Therapeuten für Gesundheitsförderung in der
Universitätsambulanz die Patientinnen und Patienten im Rahmen des
Therapieverlaufes mitbegleiten und unterstützen. Prof. Esch: "Für uns
ist weiterhin von zentraler Bedeutung, dass die Universitätsambulanz
diese und weitere innovative Versorgungskonzepte im Bereich einer
integrativen und patientenzentrierten Gesundheitsversorgung erproben,
implementieren und vertiefen kann. Ein zentrales Novum dabei ist die
Bereitstellung der individuellen Patientenakte für alle Patientinnen
und Patienten im Rahmen des Programms ''Open Notes''." Dabei können sie
unabhängig von Ort und Zeit webbasiert und datengeschützt auf die von
den Ärztinnen und Ärzten geführte Patientenakte zugreifen. So
erhalten sie nicht nur den Zugang zu ihrer Medikation, den Befunden
etc., sondern auch zur Therapieplanung und dem Therapieverlauf. Die
elektronische Patientenakte wird damit in der Universitätsambulanz
gemeinsam von der Ärztin, dem Arzt und der Patientin oder Patienten
geführt.
Das behandelnde Team:
- Dr. Christina Bullermann-Neust (Allgemeinmedizinerin,
Weiterbildung in tiefenpsychologisch fundierter Psychotherapie)
- Dr. Muhammet Ali Güz (Allgemeinmediziner, Facharzt für Innere
Medizin und Nephrologie)
- Prof. Dr. Tobias Esch (Allgemeinmediziner, Arzt für
Naturheilkunde)
- Lisa Rosemeier (Case Managerin, Pflegewissenschaftlerin,
Gesundheits- und Krankenpflegerin, biologisch-technische
Assistentin)
- Dr. Manuela Lautenschläger (Pflege- und
Gesundheitswissenschaften)
- Irina Jäger (Pharmazeutisch-technische Assistentin, Studium der
Integrativen Gesundheitsförderung)
Weitere Informationen: Prof. Dr. Tobias Esch,
tobias.esch@uni-wh.de oder 02302 / 926-838
Über uns:
Die Universität Witten/Herdecke (UW/H) nimmt seit ihrer Gründung
1982 eine Vorreiterrolle in der deutschen Bildungslandschaft ein: Als
Modelluniversität mit rund 2.500 Studierenden in den Bereichen
Gesundheit, Wirtschaft und Kultur steht die UW/H für eine Reform der
klassischen Alma Mater. Wissensvermittlung geht an der UW/H immer
Hand in Hand mit Werteorientierung und Persönlichkeitsentwicklung.
Witten wirkt. In Forschung, Lehre und Gesellschaft.
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