Das Rauchen ist ein hartnäckiges Laster, das nur schwer abzulegen ist. Die Methoden zur Entwöhnung sind vielfältig: von Hypnose und Akupunktur über Kaugummis und Pflaster bis hin zu rezeptpflichtigen Medikamenten mit zum Teil schweren Nebenwirkungen reicht die Palette der Hilfsangebote. Das Problem dabei: die Wirkung ist oft nur von kurzer Dauer oder wissenschaftlich nicht ausreichend belegt. Die Rückfallquote ist hoch.
Medikamente gegen Nikotionsucht
Angesichts der großen Nachfrage ist es nicht verwunderlich, das mit Hochdruck an Medikamenten geforscht wird, die mit vertretbaren Nebenwirkungen das Rauchverlangen unterdrücken. Zu den größten Hoffnungsträgern zählen (Galantamin (Reminyl®) und Donepezil, zwei gut erprobte Medikamente aus der Gruppe der Antidementiva, die üblicherweise in Behandlung der Alzheimer-Demenz zum Einsatz kommen. In Tierversuchen mit Ratten konnten Forscher der University of Pennsylvania nachweisen, dass diese Medikamente die Lust auf Nikotin weitgehend verschwinden lassen. Erste klinische Versuch an Menschen kamen zu demselben Ergebnis: die Probanden rauchten während der Behandlung wesentlich weniger Zigaretten als zuvor.
Raucherentwöhnung mit Alzheimer-Medikamenten
Galantamin und Donepezil hemmen im Gehirn ein Enzym (Acetylcholinesterase), das für den Abbau des Neurotransmitters Acetylcholin verantwortlich ist. Dadurch steigt die im Gehirn vorhandene Acetylcholinmenge an. Dieser Neurotransmitter dockt zum Teil an dieselben Rezeptoren an, die auch von Nikotinmolekülen genutzt werden.
Um herauszufinden, ob die Blockierung dieser Rezeptoren tatsächlich zu einer Unterdrückung des Rauchverlangens führt, wurden in einem ersten Schritt Tests an Ratten durchgeführt. Die Hälfte der Tiere, die in ihren Käfigen freien Zugang zu Nikotin hatten, erhielten Galantamin oder Donepezil. Tatsächlich zeigten diese Tiere ein deutlich geringeres Verlangen nach Nikotin als die Kontrollgruppe. Nahrungsaufnahme und Gewichtsentwicklung veränderten sich nicht und auch sonst deutete alles darauf hin, dass die Ratten die Medikamente gut tolerierten.
Daraufhin wurden erste Versuche an Menschen durchgeführt. Die 33 Raucher, die an dem Versuch teilnahmen, vertrugen die Behandlung gut. Lediglich zwei davon klagten über vorübergehende leichte Kopfschmerzen und mittelstarke Übelkeit. Die Teilnehmer, die Galantamin erhalten hatten, rauchten am Ende um 12 Prozent weniger Zigaretten als zuvor. Bei Donepezil zeigte sich jedoch keine Wirkung. Die Forscher weisen allerdings darauf hin, dass aufgrund der geringen Teilnehmerzahl noch keine abschließende Bewertung der Wirksamkeit möglich ist. Ob und in welchem Ausmaß die Raucherentwöhnung mit Alzheimer-Medikamenten Patienten helfen kann, die nachhaltig von ihrer Sucht loskommen wollen, wird sich erst zeigen, wenn die von den Forschern angeregte größere Studie zustande kommt.