fit und munter - Allg. Zeitung Mainz: Kurzfristig / Kommentar von Mario Thurnes zumÄrztemangel

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Allg. Zeitung Mainz: Kurzfristig / Kommentar von Mario Thurnes zumÄrztemangel


Die politisch Verantwortlichen denken oft nur noch
bis zur nächsten Wahl. Schlechte Zeiten für Investitionen, die sich
erst in fünf, zehn oder 20 Jahren auszahlen. Sehr anschaulich lassen
sich die Konsequenzen am Ärztemangel festmachen. Einerseits fehlt es
an Medizinern. Schon jetzt müssen sich Hausärzte auf dem Land gut
überlegen, ob sie in Urlaub gehen - weil sie ihren Kollegen so noch
Vertretungspatienten in die ohnehin vollen Wartezimmer schicken. Auch
in den Kliniken klagen die Verantwortlichen über Personalnot.
Andererseits gibt es in der Medizin einen so strengen Numerus Clausus
wie in wenigen anderen Fächern. Auf Deutsch: Junge Menschen wollen in
den Mangelberuf, aber wir lassen sie nicht. Der Grund ist banal. Ein
Medizinstudienplatz ist für den Staat deutlich teurer als zum
Beispiel einer in Theaterwissenschaft oder in Sinologie. Auf 32 000
beziehungsweise 5000 Euro beziffert das Statistische Bundesamt die
jährlichen Kosten. Wer als Politiker kurzfristig eine steigende Zahl
an Studienplätzen melden will, der schafft dann lieber Plätze für
Geisteswissenschaftler. Da Ruhestands-Wellen anstehen und immer mehr
junge Mediziner weniger arbeiten wollen als ihre Vorgänger, wird sich
der Ärztemangel in den kommenden Jahren verschlimmern. Wer dann auf
dem Land einen Leistenbruch hat, kann sich an einen
Theaterwissenschaftler wenden. Davon haben wir genug. Es ist im
Übrigen zu einfach, die Schuld daran auf die Politik abzuwälzen. Es
liegt an den Wählern, auf die zu setzen, die in die Zukunft
investieren und nicht in schnelle Erfolge.



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