Fake News in der Medizin sind gar nicht so selten. Meist entstehen sie als Fehlschlüsse aus statistischen Analysen. Das hat fatale Folgen - vor allem für die Patienten. Auf dem 29. Kongress des Berufsverbandes für Arthroskopie beleuchtet Mathematikerin Dr. Carolin Jenkner vom Universitätsklinikum Freiburg, Statistiken, Studien und falsche Analysen.
"Wir müssen verhindern, dass falsche Informationen in die medizinische Praxis gelangen", sagt Carolin Jenkner. Häufig werden Schlüsse aus Analysen gezogen, die so nicht unbedingt zu ziehen sind. Zusätzlich werden diese Ergebnisse dann auch noch -sogar von Fachmedien - unkritisch übernommen.
Häufige Fehler seien zum Beispiel die Auswahl der Patienten für eine Studie. Jenkner: "Wenn ich eine Gruppe von nur sehr jungen oder sehr alten Menschen habe, kann ich beim Vergleich von zwei Therapien keine Rückschlüsse auf die Allgemeinheit ziehen." Außerdem würden auch völlig verschiedene Dinge wie Äpfel mit Birnen verglichen.
Wichtig sei beispielsweise auch, wie groß eine Stichprobe ist. Das wird in einigen Publikationen von Studienergebnissen gar nicht erwähnt. Dabei ist es aus ethischen Gründen wichtig, eine Fallzahl-Planung zu machen, um mit der geplanten Studie auch die angedachten Fragen beantworten zu können. Fallzahl und Hypothese müssen begründet werden. Auch die Schlussfolgerungen können nur anhand der Fallzahl richtig eingeordnet werden.
Jenkner und ihre Kollegen machen die Auswertungen vieler medizinischer Studien. Sie beraten die Ärzte bereits bei der Planung klinischer Studien, um weitreichende negative Folgen zu vermeiden.
Immer wieder werden in Deutschland auch Studien aus dem Ausland zitiert und verbreitet, die exaktem wissenschaftlichen Nachhaken nicht stand halten. Jüngste Beispiele auf dem Gebiet der Arthroskopie sind Studien zur Behandlung der chronischen Kniearthrose (Gonarthrose) und zur Therapie des Schulter-Impingement-Syndroms. Beide Studien haben viel Unheil angerichtet.
So wird die Arthroskopie bei einer erworbenen chronischen Kniearthrose in Deutschland nicht mehr für Kassenpatienten bezahlt. Die Folge: es werden schneller und häufiger künstliche Gelenke einoperiert, wo eigentlich der Erhalt des eigenen Gelenkes noch problemlos möglich gewesen wäre.
Mehr Spannendes aus Medizin und Gesundheitspolitik