fit und munter - Mehr als Gesundheit: Das Leben gut leben

fit und munter

Mehr als Gesundheit: Das Leben gut leben


Ein gutes, gesundes Leben führen - wer will das
nicht? Krankenkassen bieten zu diesem Zweck Präventionsangebote an,
um bestimmten Krankheiten vorzubeugen. Gabriele Woick,
Ergotherapeutin im DVE (Deutscher Verband der Ergotherapeuten e. V.),
vertritt einen anderen Ansatz: Sie hat das Reflexionsinstrument ''Lebe
Dein Leben gut'' ausgearbeitet und sagt: "Ich lenke den Blick der
Menschen auf das, was ihr tägliches Leben ausmacht und damit einen
Einfluss auf ihre Gesundheit hat." Immer mehr entsprechend
fortgebildete Ergotherapeuten bieten interessierten Einzelpersonen,
Gruppen oder Unternehmen diese Form von Reflexionsstunden an.

Ist Gesundheit das höchste Gut? "Ja" sagt Gabriele Woick, "schon,
aber die Berufsgruppe der Ergotherapeuten betrachtet dieses Thema
differenziert." Ergotherapeuten definieren Gesundheit nicht
ausschließlich als das Ausbleiben von Krankheit. Sie verfolgen mit
ihren Behandlungen und Interventionen vielmehr das Ziel, ihren
Klienten zu Wohlbefinden und Zufriedenheit zu verhelfen. Oder zu
Lebensqualität, selbst wenn die Folgen, Beeinträchtigungen oder
Symptome von Krankheiten weiterhin bestehen. Denn ein gutes Leben
macht sich, so die Sicht von Ergotherapeuten, an etwas anderem fest:
Nämlich an dem, was Menschen wichtig ist, was ihnen etwas bedeutet.
Und daran, ob das, was für diese Menschen einen Sinn und eine
Bedeutung hat, also den Sinn ihres Lebens ausmacht, auch genügend
Zeit und Raum bekommt. In der täglichen Routine, im ''Hamsterrad'',
nimmt sich allerdings kaum jemand die Zeit, hierzu Überlegungen
anzustellen. Und gegebenenfalls etwas zu ändern. Doch genau das ist
nötig, um - folgt man der Anschauung von Ergotherapeuten - die
Voraussetzungen für ein gutes Leben und somit ein Leben in Gesundheit
zu schaffen.

Ergotherapeutischen haben Gesundheit im Visier

Anstatt sich auf Krankheiten zu beziehen oder wie deren Entstehung
durch ausreichend Bewegung oder eine gute Ernährung vorzubeugen ist,
hat Gabriele Woick die Gesundheit, das Wohlergehen im Visier. Auf
Basis einer kanadischen Leitlinie hat die Ergotherapeutin das
Reflexionsinstrument ''Lebe Dein Leben gut'' in Deutschland
implementiert. Ziel dieser ergotherapeutischen Intervention:
Diejenigen, die daran teilnehmen, erkennen die Wechselwirkung von
Alltag und Gesundheit und Wohlergehen. Ein nachhaltiger Denkprozess
wird in Gang gesetzt und zwar schon im Vorfeld: die an einer Einzel-
oder Gruppenreflexion Teilnehmenden bekommen die Aufgabe, fünf Fotos
auszuwählen. Dabei sollen sie, so der Auftrag der Ergotherapeuten,
die dieses Instrument anwenden, zwei Fragen beachten: "Was ist mir
wichtig zu tun" und "Wo ist es mir wichtig dabei zu sein". "Ab dem
Moment setzen sich die Teilnehmenden intensiv mit ihrem Leben
auseinander" verdeutlicht Woick und berichtet, dass die Fotos oft
Menschen zeigen, die Familie, Freunde, Gegenstände oder ''die Arbeit''.

Das eigene Leben betrachten, den Blick nach innen richten...

Das Reflexionsinstrument zeichnet sich dadurch aus, dass es bei
jedem und für jede Situation anwendbar ist. Mithilfe von Fragen aus
vier unterschiedlichen Kategorien wie der Dimension von Erfahrungen,
Aktivitätsmuster oder Auswirkungen auf die eigene Gesundheit und das
Wohlbefinden regt die moderierende Ergotherapeutin die Gedanken
desjenigen an, der sich gerade mit einem seiner Fotos beschäftigt.
Die Karten helfen dabei, über die auf den Fotos gezeigten Aktivitäten
aus unterschiedlichen Blickwinkeln nachzudenken. Anhand eines
Beispiels, das auf Viele zutrifft, beschreibt Woick das Vorgehen.
"Zunächst erzählt der Klient, in diesem Fall ein berufstätiger
Mensch, was auf dem Foto zu sehen ist, etwa ein Schreibtisch, ein
Dienstfahrzeug, Kollegen, oder, oder, und erläutert, warum ihm das
Gezeigte wichtig ist" erklärt die Ergotherapeutin. Als nächstes wählt
derjenige für ihn passende Karten aus der ersten Kategorie aus, wie
etwa "Identität entwickeln und zum Ausdruck bringen". Vielen ist die
Arbeit sehr wichtig, sie können sich weiterentwickeln und entfalten,
ihr Wissen und ihre Fähigkeiten zeigen und weiter ausbauen,
Anerkennung bekommen - von Kollegen, Vorgesetzten und je nach
Position auch von Mitarbeitern. Oder sie identifizieren sich über
ihren Status: Sie haben es zu etwas gebracht. Auch die Karte
"Sicherheit und Wohlstand schaffen" passt in dieses Muster, es geht
ihnen finanziell gut. Fällt die Wahl dann auf eine Karte wie "Für
sich selbst sorgen, auf sich achten", kann es kritisch werden: Beim
genauen Überlegen stellt Mancher fest, dass er tatsächlich nicht so
gut auf sich achtet, vielleicht zu oft zu lange im Büro ist, sich
manchmal erschöpft oder ausgelaugt fühlt, eine innere Anspannung
spürt oder äußere Beschwerden wie Rückenschmerzen auftreten, er
nachts wach wird.

... und äußere Faktoren betrachten

Im weiteren Verlauf der Intervention fragen die moderierenden
Ergotherapeuten auch nach den Rahmenbedingungen. Um beim Thema
''Arbeit'' zu bleiben: beispielsweise wie viel Urlaub es gibt oder ob
etwa unregelmäßiges oder nächtliches Arbeiten im Schichtbetrieb das
Leben und dadurch die Gesundheit beeinflusst. Denn auch das gehört zu
den möglichen Einsichten: Der Einzelne ist nicht alleine für die
Gestaltung seiner Gesundheitssituation verantwortlich. So bietet sich
in solchen Fällen an, im Rahmen einer Gruppenreflexion mit Kollegen
oder anderen Personen aus dem Unternehmen zunächst entsprechende
Erkenntnisse und danach Veränderungen und Verbesserungen
herbeizuführen, was bei betrieblicher Gesundheitsförderung und
Gesundheitsmanagement eine Rolle spielt. Außerhalb solcher
Situationen aus dem Arbeitsleben lässt sich ''Lebe Dein Leben gut'' auf
jeden Menschen in jeder Lage übertragen. Dazu fallen der Expertin
zahlreiche andere, individuell unterschiedliche Anliegen von Menschen
ein, die in Einzel- oder Gruppenreflexionen ihren Alltag, ihr Leben
betrachten. Dazu gehören Menschen in Übergangsphasen wie dem Eintritt
ins Rentenalter, bei familiären Veränderungen oder Todesfällen aber
ebenso diejenigen, die etwas ändern wollen oder spüren, dass sich ihr
Leben nicht mehr ''richtig'' anfühlt. Denn am Ende der Intervention,
wenn alle Fotos durchgearbeitet sind, zeigt sich ein Gesamtbild. Die
Einen begreifen, dass ihr tägliches Leben in Teilen oder vielleicht
sogar vollständig im Widerspruch zu dem steht, was sie sich
vorstellen, wie es ihnen guttäte und welchen Einfluss das auf ihre
Gesundheit hat. Anderen gelingt es schon, sich beim Betrachten ihres
Alltags und dessen Auswirkung Möglichkeiten zu überlegen, was sie an
ihrer Lebensführung verändern möchten. Und die Nächsten haben
erfasst, was ihnen in ihrem Leben zu Gesundheit und Wohlbefinden
verhilft, gehen daher gestärkt aus den Gesprächen.

Mit ''Lebe dein Leben gut'' verfügen Ergotherapeuten über ein
Instrument für die Gesundheitsförderung Erwachsener. Sie fungieren
dabei als Moderatoren und bieten nötigenfalls weitere
Interventionsmöglichkeiten an.

Informationsmaterial gibt es bei den Ergotherapeuten des DVE
(Deutscher Verband der Ergotherapeuten e.V.); Ergotherapeuten in
Wohnortnähe auf der Homepage des Verbandes im Navigationspunkt
Service und Ergotherapeutische Praxen, Suche



Pressekontakt:
Angelika Reinecke, Referentin für Öffentlichkeitsarbeit des DVE e.V.
Telefon: 033335 - 303033, E-Mail: a.reinecke@dve.info

Original-Content von: Deutscher Verband der Ergotherapeuten e.V., übermittelt durch news aktuell
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