Das ''metabolische Syndrom'' oder
''Insulinresistenz-Syndrom'' ist eine gleichermaßen bedrohliche wie
verbreitete Erkrankung. Die Kombination aus Übergewicht,
Bluthochdruck, erhöhten Fett- und Blutzuckerwerten steigert das
Risiko für Diabetes und insbesondere Herz-Kreislauf-Erkrankungen
drastisch. "Unbehandelt ist es auch heute noch eine Zeitbombe", sagte
Dr. Eric Martin beim pharmacon, einem internationalen
Fortbildungskongress der Bundesapothekerkammer. Der Apotheker leitet
eine öffentliche Apotheke in Marktheidenfeld und lehrt Klinische
Pharmazie an der Universität Würzburg.
Das metabolische Syndrom ist mehr als nur eine Vorstufe von
Diabetes. Durch die Störung kommt es zu einer Bündelung von
Herz-Kreislauf-Risikofaktoren, wie Bluthochdruck und
Fettstoffwechselstörungen, die das Auftreten von
Arteriosklerose-Folgen wie Herzinfarkt, Schlaganfall oder
Gefäßverschluss frühzeitig und deutlich begünstigen. Folgeschäden des
Diabetes treten dagegen meist erst viel später auf, unter anderem an
der Niere, den Augen oder den Nerven.
Martin: "Übergewicht ist nicht nur ein kosmetisches Problem.
Besonders bei einer Fettverteilung vom ''Apfel-Typ'' handelt es sich um
eine lokale Entzündung. Das Fettgewebe bildet Entzündungsbotenstoffe,
die sich negativ auf den ganzen Körper auswirken." Das Syndrom ist
die Folge eines schädlichen Lebensstils. Folglich ist auch bei der
Behandlung eine Lebensstiländerung die unverzichtbare Grundlage, also
gesündere Ernährung, Gewichtsreduktion und mehr Bewegung. "Aber das
ist vielen Patienten zu lästig, insbesondere dann, wenn die
Zusammenhänge nicht verstanden werden und der Leidensdruck fehlt. Der
Griff zum Medikament ist oft bequemer - wirkt aber nur gegen einzelne
Aspekte des Syndroms. Hier müssen Ärzte und Apotheker noch viel
Aufklärungsarbeit leisten."
Wichtigste Folge der entzündlichen Fettleibigkeit und damit
Auslöser des metabolischen Syndroms ist eine Insulinresistenz:
Dadurch werden wesentliche Wirkungen des körpereigene Hormons Insulin
an Muskel- und Leberzellen sowie an anderen Organen gestört. Zunächst
kann der Körper dies selbst korrigieren, indem er immer mehr Insulin
herstellt. Martin: "Langfristig vertagt dieses Überangebot von
Insulin nur die Diabetes-Entstehung, begünstigt aber gleichzeitig
Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen und Arteriosklerose. Je
früher dieser Kreislauf unterbrochen wird, desto mehr lassen sich die
schädlichen Folgen für die Gesundheit vermeiden."
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