Der Bundesverband der Pneumologen, Schlaf- und
Beatmungsmediziner (BdP) hat seine Mitglieder in einer Onlineumfrage
nach ihrer Einschätzung zum Thema Luftverschmutzung und Grenzwerte
befragt. Wichtigstes Ergebnis: Die große Mehrzahl der Pneumologen
fordern saubere Luft für Atemwegserkrankte und Gesunde.
Beim Thema saubere Atemluft und wie diese am besten erreichbar ist
wird hochemotional diskutiert, zu Recht - denn atmen muss jeder 24
Stunden am Tag. Ein freiwilliger Verzicht wie beispielsweise
gegenüber Zigaretten ist nicht möglich. Das Recht auf möglichst
schadstoffarme Luft, auch in bisher hochbelasteten Regionen, ist
des-halb für Jede/Jeden zu fordern. Für besonders verletzliche
Gruppen wie Kinder, Schwangere, Ältere und atemwegskranke Patienten
kann nur die niedrigst mögliche Belastung der Atemluft das Ziel sein.
Verstörend ist es, wenn Ärzte nicht eindeutig für saubere Luft für
Patienten und Gesunde eintreten. Die Position der jetzt in den Medien
als Mehrheitsmeinung dargestellten Gruppe um Professor Dieter Köhler,
steht in wesentlichen Teilen in deutlichem Widerspruch zur seit
langem von den pneumologischen Fachgesellschaften und Berufsverbänden
(BdP und DGP) publizierten klaren Stellungnahmen zur Relevanz von
Luftschadstoffen für die Gesundheit (Links am Ende der Meldung).
Die wissenschaftsmethodologischen Einwände der jetzt oft zitierten
"106 kritischen Pneumologen" (die sich aus einer Befragung von über
4000 Mitgliedern der DGP zusammensetzen) repräsentieren keineswegs
die Meinung "der deutschen Lungenärzte". Das zeigt eine Blitzumfrage,
die der Bundesverband der Pneumologen durchgeführt hat.
So vielschichtig das Thema Luftschadstoffe in der Öffentlichkeit
diskutiert wird, so differenziert zeigte sich auch die
Meinungsumfrage bei den deutschen Lungenärzten. Eines wurde im
Ergebnis jedoch sofort klar: Die überwältigende Mehrheit richtet
Ihren Fokus der Bemühungen nicht auf einzelne Grenzwerte, den
alleinigen Kampf gegen Dieselabgase oder NO, sondern auf den
gemeinsamen sinnvollen Einsatz gegen Luftverschmutzung durch
Verbrennungsprodukte im Allgemeinen:
- Für 91 % der befragten Pneumologen ist es selbstverständlich,
dass zum Schutz der Patientinnen und Patienten und der
Gesamtbevölkerung die Luftbelastung so weit wie möglich herabgesetzt
werden sollte.
- 85% der Pneumologen stimmen der WHO zu, die kürzlich den
Klimawandel und die Luftverschmutzung zu den größten globalen
Bedrohungen erklärt.
- 86 % der Befragten stimmen zu, dass eine Diskussion über die
Methodik von Studien zur wissenschaftlichen Evidenz von
Luftschadstoffen nicht zu einer Bagatellisierung der Auswirkungen von
Luftverschmutzung führen darf.
- 96 % finden, dass eine umstrittene Evidenz die politischen
Entscheidungsträger verpflichtet, die Verbesserung von Evidenz durch
die Wissenschaft zu unterstützen.
- 77 % sind der Meinung, dass Stickoxide Marker für schlechte Luft
sind: Sie sind Indikatoren für Belastungen der Atemluft und stehen
stellvertretend auch für die übrigen, oft wesentlich gefährlicheren
Schadstoffe.
- "Um unsere Atemwegspatienten bestmöglich zu schützen und die
Gesundheitsrisiken der Gesamtbevölkerung zu minimieren bin ich für
die Beibehaltung der bestehenden, politisch beschlossenen und
gesetzlich festgelegten Grenzwerte"
- 47 % der Befragten stimmen dieser Aussage zu; 53 % lehnen die
Aussage ab. Kommentar: Bei dieser Antwort der Pneumologen zeigt sich,
wie in der gesamten Gesellschaft, eine Uneinigkeit über den richtigen
Weg zu sauberer Atemluft. Aus den Freitextkommentaren lassen sich
folgende Einwände gegen die These ableiten: Grenzwerte sind
falsch/unzureichend begründet/müssen überprüft werden; Zweifel an
der politischen Entscheidungsfindung zu den Grenzwerten; Grenzwerte
sind immer noch zu hoch und müssen weiter verschärft werden.
Fazit:
Die überwältigende Mehrheit der Pneumologen fordert von der
Politik sachgerechte und effiziente Maßnahmen zur Reduktion der
Luftschadstoffe, um die unzweifelhaft negativen gesundheitlichen
Auswirkungen auf die gesamte Bevölkerung zu minimieren.
Wir als Lungenärzte Deutschlands können nur maximale Anstrengungen
zur Verbesserung der Luftqualität fordern. Mit welchen Methoden dies
geschieht ist ebenso wie die Grenzwerte eine rein politische
Entscheidung. Dabei muss sich auch die Gesellschaft entscheiden,
wieviel sie bereit ist für einen optimalen Gesundheitsschutz zu
investieren. Als wenig hilfreich wird von vielen die alleinige
Fokussierung auf Diesel, Fahrverbote oder Einzelschadstoffe wie NO
empfunden.
Für die Onlinebefragung im Zeitraum vom 24.01.2019 bis zum
25.01.2019 wurden 1208 Mitglieder des BdP angeschrieben. Es liegen
Antworten von 435 Personen vor.
Positionspapier DGP:
https://pneumologie.de/service/aktuelles/#cs-news-123
Pressemitteilungen des BdP:
https://www.pneumologenverband.de/180.html
Pressekontakt:
Bundesverband der Pneumologen, Schlaf- und Beatmungsmediziner
www.pneumologenverband.de
Dr. Frank Heimann, Vorsitzender, frank.heimann@pneumologenverband.de
Dr. Frank Powitz, Mitglied des Vorstands,
frank.powitz@pneumologenverband.de
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