Deutsche Umwelthilfe startet nächste ''Citizen
Science''-Aktion vom 1. März bis 1. April 2019 - Messung des
Dieselabgasgifts NO2 an besonders sensiblen Orten wie Schulen oder
Pflegeheimen - Bürger können unter www.duh.de/abgasalarm Vorschläge
für Messorte mitteilen - Letzte Messaktion 2018 in Berlin offenbarte
47 teils stark belastete Messpunkte an Kinder-, Gesundheits- und
Senioreneinrichtungen - DUH fordert mehr amtliche Messungen an Orten
mit gesundheitlich relevanten NO2-Belastungen
Am 1. März 2019 startet die Deutsche Umwelthilfe (DUH) ihre dritte
bundesweite Mitmach-Aktion "Decke auf, wo Atmen krank macht". An oder
in unmittelbarer Nähe von Kindergärten, Schulen, Arztpraxen,
Krankenhäusern, Pflege- und Seniorenheimen ermitteln vier Wochen lang
sogenannte Passivsammler-Röhrchen die Stickstoffdioxid
(NO2)-Belastung in der Atemluft. Insbesondere gesundheitlich
vorbelasteten Menschen, Älteren und Kindern schadet NO2 und trägt
unter anderem zu Diabetes und Asthma bei. Bürgerinnen und Bürger, die
unter einem hohen Verkehrsaufkommen und schmutziger Luft leiden,
können bis zum 17. Februar 2019 Vorschläge für neue Messorte unter
www.duh.de/abgasalarm einreichen und sich für die Teilnahme an der
Messaktion bewerben.
Ergebnisse einer Passivsammlermessung an 47 sensiblen Berliner
Orten belegten Ende 2018, wie stark belastet die Atemluft
ausgerechnet dort ist, wo sich Kinder, Ältere und gesundheitlich
vorbelastete Menschen aufhalten. Die höchste Belastung wurde vor dem
Eingang zu einem Kinderarzt in Berlin-Schöneberg mit 57,4 µg NO2/m3
ermittelt.
Gerade Kinder sind mit ihren Nasen noch näher an den Auspuffrohren
und daher den giftigen Stickstoffdioxid-Abgasen von Dieselfahrzeugen
in besonders hohem Maße ausgesetzt. Zudem konzentrieren sich die für
Kleinkinder besonders giftigen Dieselabgase in Bodennähe. Dies wird
bislang bei offiziellen Messungen zu wenig berücksichtigt. Deshalb
wird die DUH in der kommenden Messaktion zusätzlich in einem Meter
auf Atemhöhe von Kindern und nicht in bis zu 3,5 Metern Höhe, wie bei
vielen amtlichen Messstellen messen.
"70.000 Studien belegen die gesundheitsschädliche Wirkung von
Dieselabgasen. Seit 30 Jahren überprüft die
Weltgesundheitsorganisation WHO regelmäßig die Grenzwerte und hat
auch zuletzt wieder die Richtigkeit des 40 µg/m³ Grenzwertes für NO2
bestätigt. Der seit über zehn Jahren zu beobachtende Versuch der
Automobilindustrie, die Feinstaub- wie NO2-Grenzwerte zu
diskreditieren, wird auch im Jahre 2019 nicht aufgehen. Während es
früher das von der Autoindustrie finanzierte Fake-Institut EuGT war,
das solche Behauptungen aufstellte, ist es heute eine obskure Gruppe
aus einem ehemaligen Daimler-Dieselmotorenentwickler, dem Leiter
eines Verkehrsforschungsinstituts und zwei Lungenärzten, die
allerdings bisher keine wissenschaftlichen Studien zu NO2
veröffentlicht haben. Die WHO sowie die europäischen wie deutschen
Behörden entscheiden auf der Basis von wissenschaftlichen Studien,
die aktuell eher auf eine Verschärfung der Grenzwerte hindeuten.
Insofern wird die DUH mit ihren neuen NO2-Messungen darauf aufmerksam
machen, dass gerade Asthmatiker, Kranke und heranwachsende Kinder
ganz besonders von den gesundheitlich schädlichen
Stickstoffdioxidbelastungen bewahrt werden müssen", sagt Jürgen
Resch, Bundesgeschäftsführer der DUH.
Resch fordert die Länder auf, in den Städten mit den
kostengünstigen Passivsammlern ein dichteres Netz an amtlichen
Messorten zu realisieren und auf der Basis der festgestellten
Belastungen Maßnahmen zu ergreifen, sodass die NO2-Grenzwerte bis
Ende dieses Jahres eingehalten werden, so wie dies das
Bundesverwaltungsgericht im Februar 2018 beschlossen hat.
Hintergrund:
Die Messungen mit Passivsammlern sind ein international
anerkanntes Messverfahren, das auch von den zuständigen Landesämtern
ergänzend angewandt wird. Die DUH arbeitet für ihre Messaktion mit
dem akkreditierten schweizerischen Analyselabor Passam AG zusammen.
Passivsammler sind kleine Röhrchen, in denen sich eine chemische
Substanz befindet, die die Messkomponente - im Fall der DUH-Messung
Stickstoffdioxid (NO2) - bindet. Sobald das Röhrchen geöffnet wird,
wird der Messprozess in Gang gesetzt. Der Wert der NO2-Konzentration
in der Luft wird durch eine chemische Analyse nach Ablauf des
Messzeitraumes ermittelt.
Pro Messort wird mit zwei Passivsammlern auf jeweils ein und zwei
Metern Höhe gemessen. Der Messzeitraum von einem Monat entspricht den
Standards und ermöglicht ein valides Ergebnis ohne nennenswerten
Einfluss saisonaler Schwankungen.
Ablauf:
Über das Anmeldeformular unter www.duh.de/abgasalarm kann der DUH
mitgeteilt werden, an welchen Orten gemessen werden sollte. Der
Schwerpunkt wird auf Orten oder Stadtteilen mit hohem
Verkehrsaufkommen liegen. Einsendeschluss für die vorgeschlagenen
Messorte ist der 17. Februar 2019.
Links:
- Informationen zur Mitmach-Aktion und Anmeldung:
http://www.duh.de/abgasalarm
- Zu den Ergebnissen der Berliner Messung an sensiblen Orten im
Herbst 2018: http://l.duh.de/p181212
- Zu den Ergebnissen der Sommermessaktion im Juni 2018:
http://l.duh.de/p180828
Pressekontakt:
Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer
0171 3649170, resch@duh.de
Dorothee Saar, Leiterin Verkehr & Luftreinhaltung
030 240086772, 0151 16225862, saar@duh.de
DUH-Pressestelle:
Andrea Kuper, Ann-Kathrin Marggraf
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