Expertinnen und Experten der Pflegebranche in
Mitteldeutschland sehen die gestern vorgestellten Pläne der
Bundesregierung für eine Stärkung der Ausbildung im Gespräch mit dem
MDR-Magazin "Hauptsache Gesund" skeptisch. Grundsätzlich seien die
Ansätze begrüßenswert, aber an der Effektivität bestehen Zweifel.
"Das ist zwar alles richtig und gut, wird aber nicht wahnsinnig viel
ändern", befürchtet Prof. Dr. Thomas Fischer, Leiter des Studiengangs
Pflegewissenschaft/Pflegemanagement an der Evangelischen Hochschule
Dresden. Imagekampagnen, wie sie die Bundesregierung vorschlägt,
führten zu keinen Effekten. Viel wichtiger sei es, Pflegekräfte im
Berufsalltag anzuerkennen, ihnen mehr Freiräume zu lassen, statt sie
zu Hilfskräften zu machen. Denn die Weiterempfehlungsquote sei sehr
wichtig, so Fischer. Ähnlich kritisch sieht es Prof. Dr. Gabriele
Meyer, Leiterin des Instituts für Gesundheits- und Pflegewissenschaft
an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg: "Zehn Prozent mehr
Auszubildende, da bin ich mal gespannt, wo sie die herkriegen
wollen."
Für Mitteldeutschland sehen die Experten besondere
Herausforderungen. In Sachsen etwa müsse bis zur neuen
Pflegeausbildung ab 2020 noch viel passieren. "Die Altenpflegeschulen
hängen derzeit völlig in der Luft", so Prof. Fischer aus Dresden,
"wir können uns nicht erlauben, dass ein Jahrgang ausfällt, weil wir
den Übergang nicht hinbekommen".
In Thüringen erhofft sich Prof. Dr. Olaf Scupin, Professor für
Pflegemanagement an der Ernst-Abbe-Hochschule Jena, eine
Dezentralisierung der Pflegeschulen, damit junge Pflegekräfte nicht
in die großen Städte abwandern. "Wir warnen davor, dass die Leute
dann nämlich nicht mehr zurückkommen", so Scupin.
Michael Junge, Vorsitzender des Sächsischen Pflegerats, wiederum
meint, dass die Pflegeausbildung in Mitteldeutschland verstärkt an
Hochschulen angesiedelt werden müsse: "Da gibt es einen echten
Nachholbedarf in Mitteldeutschland." Denn nur über Studienplätze
ließen sich auch Abiturienten für die Pflege gewinnen, auch
hochqualifiziertes Personal sei in der Pflege wichtig, so Junge.
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"Hauptsache Gesund", donnerstags, 21 Uhr, MDR-Fernsehen
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