Sperrfrist: 04.02.2019 06:00
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Fast jeder fünfte Deutsche verzichtet ganz oder teilweise
aufglutenhaltige Lebensmittel. Das hat eine repräsentative Umfrage
des Instituts INSA consulere im Auftrag des rbb-Verbrauchermagazins
SUPER.MARKT ergeben.
Konkret verzichten 3,4 Prozent der 1.026 bundesweit Befragten
vollständig auf glutenhaltige Lebensmittel, weitere 14,8 Prozent
meiden Gluten zumindest zum Teil. Nur jeder Fünfte meidet Gluten
aufgrund einer ärztlicher Diagnose, jeder Sechste aufgrund der
Diagnose eines Heilpraktikers. Zwei-Drittel derjenigen Befragten, die
ganz oder teilweise auf Gluten verzichten, hatten gar keine Diagnose.
Jeder Fünfte verzichtet - doch nur jeder Hundertste leidet
wirklich an Zöliakie
Wer an einer Glutenunverträglichkeit oder Zöliakie leidet, muss
das Klebeeiweiß, das in vielen Getreidesorten steckt, strickt meiden.
Doch laut Prof. Torsten Zuberbier, Leiter des Allergie-Zentrums der
Charité, leiden nur 0,5 bis 1 Prozent der Deutschen darunter. Also
rund zwanzigmal weniger Menschen, als laut Umfrageergebnis auf Gluten
verzichten. "Die echte Zöliakie nimmt definitiv nicht zu. Was wir
aber beobachten können, ist, dass immer mehr Menschen das Gefühl
haben, sie reagieren auf bestimmte Nahrungsmittel", ordnet Zuberbier
die Ergebnisse der rbb-Umfrage ein. Seit einigen Jahren werde in der
Wissenschaft das Phänomen der Glutensensitivität diskutiert. Manche
Allergologen behaupteten, dass bis zu fünf Prozent der Bevölkerung
aufgrund von Gluten Bauchschmerzen oder Verdauungsprobleme
entwickeln, wenn sie Weizenprodukte mit Gluten konsumieren.
Studienlage weckt Zweifel, dass es Glutensensitivität wirklich
gibt
Doch die auf Nahrungsmittel-Allergien spezialisierte
Ernährungsberaterin Dr. Imke Reese zweifelt diese Aussagen an. "Die
dazu durchgeführten Studien konnten bislang nicht zeigen, dass es
dieses eigenständige Krankheitsbild Glutensensitivität wirklich
gibt". Die Studien zeigten vielmehr, dass nur die wenigsten Menschen
wirklich davon profitieren würden, Gluten wegzulassen, so Reese
gegenüber dem rbb. Sinnvoll sei es, Kohlenhydrate zu reduzieren. Doch
Gluten sei eben nicht die Kohlenhydratkomponente im Getreide, deshalb
seien glutenfreie Produkte auch nicht gesünder.
Zudem sind glutenfreie Produkte nach rbb-Recherchen bis zu fünfmal
teurer als herkömmliche Produkte. Daher rät Reese dringend davon ab,
aufeigene Faust auf Gluten zu verzichten. Stattdessen sollten
Patienten einen Facharzt oder eine spezialisierte Ernährungsberaterin
konsultieren. Dann könne über einen sogenannten IGE-Test und ein
Ernährungstagebuch abgeklärt werden, ob wirklich eine
Glutenunverträglichkeit vorliegt. Das sei bei den meisten Patienten
gar nicht der Fall. Dieser Beobachtung schließt sich auch
Allergologie-Professor Zuberbier an. "Wir haben viele Patienten, die
unnötig ein, zwei Jahre Lebensmittel weglassen und dann in eine
Mangelernährung kommen," sagt er.
ACHTUNG SPERRFRIST: Montag 04.02., 6.00 Uhr
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