fit und munter - Sachsen-Anhalt weiterhin bundesweit trauriger Spitzenreiter bei Herztoten - Staatssekretärin sieht Handlungsbedarf

fit und munter

Sachsen-Anhalt weiterhin bundesweit trauriger Spitzenreiter bei Herztoten - Staatssekretärin sieht Handlungsbedarf


MDR-Magazin "Hauptsache Gesund" zum aktuellen
"Herzbericht 2018"

Trotz eines leichten Rückgangs im Vergleich zum Vorjahr gibt es in
Sachsen-Anhalt mit 295 Herztoten pro 100.000 Einwohner bundesweit
nach wie vor prozentual die meisten Todesfälle durch
Herzerkrankungen. Das geht aus dem aktuellen Herzbericht 2018 der
Deutschen Herzstiftung hervor, der heute in Berlin vorgestellt wurde.
Im Gespräch mit dem MDR-Magazin "Hauptsache gesund" sieht Beate
Bröcker (SPD), Staatssekretärin im zuständigen Ministerium für
Arbeit, Soziales und Integration in Sachsen-Anhalt, dringenden
Handlungsbedarf: "Gute medizinische Versorgung, funktionierende
Rettungswege - das ist eine Seite der Medaille. Wichtig sind aber
auch gesellschaftliche Rahmenbedingungen, wie verbesserte
Arbeitsmarktdaten und verbessertes Gesundheitsbewusstsein. Zudem
braucht es regionale Daten, um aufzeigen zu können, wo es noch
Steuerungsbedarf gibt."

Ärzte und Forscher sehen die Gründe für die anhaltend hohe
Sterblichkeit gerade in Sachsen-Anhalt in einer "Kumulation von
Risikofaktoren" aus Lebensgewohnheiten und alltäglichen Problemen der
Menschen in Sachsen-Anhalt, so etwa Prof. Rafael Mikolajczyk, Leiter
des regionalen Herzinfarkt-Registers Sachsen-Anhalt am
Universitätsklinikum Halle (Saale): "In den neuen Bundesländern sind
und waren viele Menschen lange arbeitslos. Leider geht das häufig
auch mit dem Anstieg von Risikofaktoren einher. Wir beobachten jetzt
auch, dass es viele Raucher in Sachsen-Anhalt gibt sowie viele
Menschen mit Übergewicht und einem erhöhten Blutdruck, ohne dies
medizinisch behandeln zu lassen."

Prof. Rüdiger Christian Braun-Dullaeus, Direktor der
Universitätsklinik für Kardiologie und Angiologie in Magdeburg, nimmt
vor allem die Landesregierung in die Pflicht, für gute
Ausbildungsplätze und Arbeit zu sorgen: "Wer nicht weiß, ob er
nächstes Jahr noch Arbeit hat oder die Rente zum Leben reichen wird,
dem kann man nicht erzählen, dass er mit dem Rauchen aufhören soll."
Die Erfahrung habe gezeigt: bei wem sich die Alltagssorgen
minimierten, der habe dagegen auch den Kopf dafür frei, morgens
joggen zu gehen und mittags gesundes Gemüse zu kaufen, meint der
Herzspezialist. Hinzu komme, dass ältere Menschen und Frauen in
Sachsen-Anhalt erst relativ spät den Notarzt alarmieren würden. "Die
Symptome richtig zu deuten, ist immer noch ein Problem", berichtet
Braun-Dullaeus. Sei die Notfallkette jedoch aktiviert, laufe sie in
Sachsen-Anhalt dank ausreichender Krankenhäuser und Spezialzentren
genauso gut wie in anderen Bundesländern. Allerdings hält er die Zahl
niedergelassener Kardiologen für zu niedrig: "In Sachsen-Anhalt
warten Sie bis zu sechs Monate lang auf einen Termin, denn hier
kommen auf einen niedergelassenen Kollegen deutlich mehr Patienten
als im Westen."

Auch in Sachsen und Thüringen liegt die Sterblichkeit durch
Herzkrankheiten laut dem "Herzbericht 2018" über dem Bundesschnitt.
Thüringen steht nach Bremen und Mecklenburg-Vorpommern auf Platz
vier, Sachsen nach Brandenburg und Niedersachsen auf Platz 7. Die
niedrigsten Sterbequoten verzeichnen weiterhin Berlin, Hamburg und
Baden-Württemberg. Eine Haupttodesursache bleibt der Herzinfarkt. In
Sachsen-Anhalt starben hier 75 Menschen pro 100.000 Einwohner (2016)
- im Vorjahr waren es noch 82 (2015). Damit liegt das Land hier
ebenfalls weit über dem Bundesschnitt, nur in Brandenburg starben
prozentual mehr Menschen an einem Herzinfarkt.

Der Deutsche Herzbericht 2018 wird herausgegeben von der Deutschen
Herzstiftung in Zusammenarbeit mit den ärztlichen Fachgesellschaften
für Kardiologie (DGK), Herzchirurgie (DGTHG) und Kinderkardiologie
(DGPK).

Unter Angabe der Quelle frei. "Hauptsache gesund" / donnerstags,
21 Uhr, MDR-Fernsehen / http://mdr.de/hauptsache-gesund



Pressekontakt:

MDR, Redaktion Wirtschaft und Ratgeber, Michael Naumann,
Tel.: (0341) 3 00 81 87, E-Mail: Michael.Naumann@mdr.de

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