1. Rücksichtnahme bei der Begrüßung
Wer von Grippe, Schnupfen oder Husten geplagt ist, wird kaum in
der Lage sein, jeden Kontakt mit anderen Menschen in der
Öffentlichkeit zu vermeiden. Ihnen unliebsame Störungen zu ersparen
sowie die Ansteckungsgefahr zu verringern, ist dann Bestandteil
wertschätzenden Verhaltens.
Besonders wichtig ist in diesem Zusammenhang das Thema
"Begrüßung". Dass sich dabei Umarmungen und die sogenannte
Bussi-Bussi-Manier verbieten, versteht sich von allein. Doch auch der
von vielen Deutschen bei einem Treffen als obligatorisch betrachtete
Händedruck kann zum "Virentransporteur" erster Güte werden. Auf ihn
zu verzichten, wird nicht nur von Gesundheitsfachleuten empfohlen.
Ein solches Angebot beweist auch Rücksichtnahme und Höflichkeit. Ein
kurzer Hinweis wie: "Ich halte es zurzeit für sinnvoll, das
Handreichen wegzulassen und grüße Sie deshalb herzlich", oder: "Ich
möchte Ihnen heute lieber nicht die Hand geben, weil ich so erkältet
bin", hilft, Missverständnissen vorzubeugen. Befindet sich irgendwo
ein schriftlicher Hinweis - etwa in einer Praxis -, dass aus
hygienischen Gründen auf den Händedruck verzichtet werden soll, ist
diese Bitte als verbindlich zu betrachten.
2. Rücksichtnahme bei Veranstaltungen und Treffen
Frei wählbare Termine werden am besten verschoben - etwa ein
Besuch im Fitness-Studio. Wer Rücksicht auf die Mitmenschen nehmen
und sie vor möglicherweise gefährlicher Ansteckung bewahren will,
verzichtet lieber auf das Training, bis die Grippe oder Erkältung
abgeklungen ist. Ähnliches gilt für Tanzstunden. Da in den meisten
Fällen seitens der Tanzschulen ein Ausweichtermin angeboten wird,
kann diese Möglichkeit genutzt werden. Bei Theater- und
Konzertbesuchen ist Rücksichtnahme ebenfalls gefragt, damit der
Kunstgenuss nicht empfindlich gestört wird. Auch hier gilt: Was sich
auf einen späteren Zeitpunkt verlegen lässt, unterbleibt besser
während der akuten Phase einer Erkrankung.
Bei vereinbarten Terminen, bei denen körperliche Nähe oder
Körperkontakt unausweichlich ist - Beispiel: Physiotherapie -
empfiehlt sich eine rechtzeitige Absage. Es stimmt nachdenklich, dass
es offensichtlich in solchen Praxen notwendig erscheint, per Aushang
darum zu bitten. Und noch merkwürdiger muten Aussagen seitens der
trotz Krankheit Erschienenen beispielsweise einer Physiotherapeutin
gegenüber an wie: "Ich hatte schon überlegt, ob ich besser absage,
damit Sie sich nicht anstecken."
Haben Sie gezwungenermaßen an einer Veranstaltung teilzunehmen,
etwa im beruflichen Bereich, zeigen Sie Ihre Rücksichtnahme so:
rechtzeitig Medikamente gegen Erkältung einnehmen, notfalls bei einem
akuten Anfall den Raum verlassen.
3. Rücksichtnahme beim Husten, Niesen und Naseputzen
Viele Menschen haben laut einer alten Umgangsformen-Empfehlung
stets ein sauberes Stofftaschentuch bei sich. Es zum Naseputzen bei
einer Erkältung oder Grippe jeder Art sowie zum Vorhalten vor Mund
und Nase beim Husten oder Niesen zu gebrauchen, widerspricht
allerdings den Hygiene-Anforderungen der Fachleute.
Wenn Sie dafür ein Einmaltaschentuch verwenden, das Sie
anschließend sofort in einen geschlossenen Mülleimer entsorgen,
vermindern Sie die Ansteckungsgefahr nicht nur für andere, was ein
Gebot der Höflichkeit ist, sondern auch für sich. Kommt der Nies-
oder Hustenreiz so plötzlich, dass der Griff zum Papiertaschentuch
unmöglich wird, widerstehen Sie, bitte, der oft seit Kindesbeinen
antrainierten und fast reflexartigen Geste, die Hand vor den Mund zu
nehmen.
Selbst die damit früher verbundene Ermahnung seitens Erziehender,
dazu die linke Hand zu benutzen, weil die rechte die Grußhand ist,
bietet keinen ausreichenden Schutz vor der Weiterverteilung der
Viren. Der Grund: Diese haften für einige Zeit auch auf Gegenständen
wie Türgriffen, Telefonhörern, Haltestangen in öffentlichen
Verkehrsmitteln und mehr, wenn solche mit noch ungewaschener Hand
angefasst werden - und das kann auch mit der linken passieren.
Als Notlösung, wenn so schnell kein Taschentuch parat ist,
empfehlen Gesundheitsfachleute, in die Armbeuge zu niesen oder zu
husten. So wird es Kindern von Kitazeiten an seit einigen Jahren
beigebracht. Der schnelle Griff zum Papiertaschentuch bleibt
allerdings das Nonplusultra.
Pressekontakt:
Inge Wolff
Vorsitzende Arbeitskreis Umgangsformen International (AUI)
Präsidentin Bundesverband für AUI-Business-Knigge Training und
Coaching e. V. (BvKnigge)
Präsidentin Umgangsformen-Akademie Deutschlands e. V. (UAD)
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