fit und munter - 30 Jahre Schmerz- und Palliativtag: DGS setzt neue Maßstäbe

fit und munter

30 Jahre Schmerz- und Palliativtag: DGS setzt neue Maßstäbe


Drei Jahrzehnte Engagement in der
Schmerzversorgung - auf diesen beeindruckenden Zeitraum blickt die
Deutsche Gesellschaft für Schmerzmedizin e.V. (DGS) beim diesjährigen
Schmerz- und Palliativtag in Frankfurt zurück und wirft gleichzeitig
einen Blick nach vorne. Abhilfe sollen die DGS-PraxisLeitlinien
schaffen - die zugrunde liegende Philosophie wurde in dem zehn Thesen
umfassenden DGS-Thesenpapier zusammengefasst. Damit wurde
gleichzeitig auch das Fundament für das diesjährige Leitthema der
Tagung ,Individualisierung statt Standardisierung'' geschaffen, so
DGS-Präsident Dr. med. Johannes Horlemann bei der
Auftakt-Pressekonferenz.

"Unsere langjährige Erfahrung zeigt, dass der Patient mit seinen
individuellen Problemstellungen und Bedürfnissen in den
schmerztherapeutischen Leitlinien nicht genug berücksichtigt wird",
sagte DGS-Präsident Dr. med. Johannes Horlemann und betonte: "Oft
sind Alter, Geschlecht, insbesondere Multimorbidität,
Begleittherapien und Schweregrad der Erkrankung nicht vergleichbar
mit den untersuchten Kollektiven, die den Empfehlungen in Leitlinien
zugrunde liegen." Im Versorgungsalltag zeige sich außerdem eine große
Verunsicherung bei jeder Abweichung vom Standard: Der Verordner müsse
seine Entscheidung nicht nur rechtfertigen, gegebenenfalls sei sie
sogar justiziabel. Um die Individualität der Patienten sowie auch
ihre persönlichen Therapie-Präferenzen stärker in den Fokus zu
rücken, veröffentlicht die DGS daher regelmäßig eigene
PraxisLeitlinien, die nicht nur die verfügbare Evidenz enthalten,
sondern auch die Erfahrungen der Anwender und Patienten. Im
"DGS-Thesenpapier zur ärztlichen Entscheidungsfindung in der
Schmerzmedizin" wurde die grundsätzliche Ausrichtung der
Fachgesellschaft gegenüber Evidenz und Leitlinien definiert. Damit
und mit dem diesjährigen Schmerztag-Motto ,Individualisierung statt
Standardisierung'' möchte die DGS eine Brücke schlagen zwischen
individuellem Anspruch und wissenschaftlichem Standard: "Unser Ziel
muss die Zufriedenheit des Patienten sein. Das bedeutet nicht immer
unbedingt Schmerzfreiheit", betonte Horlemann. Die Multimorbidität
der meisten Patienten mit chronischen Schmerzen würde eine
Leitlinien-Standardisierung grundsätzlich entgegenstehen.

Weg frei für flächendeckende schmerzmedizinische Versorgung

Es gehe der Fachgesellschaft vor allem darum, die Versorgung der
rund 23 Millionen Patienten zu verbessern. Einen wichtigen
Etappensieg konnte die DGS im vergangenen Jahr bei den erforderlichen
gesundheitspolitischen Bedingungen für eine flächendeckende
schmerzmedizinische Versorgung der Zukunft verzeichnen. In einem
Beschluss des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) zur Abnahme des
Endberichts "Gutachten zur Weiterentwicklung der Bedarfsplanung
i.S.d. §§ 99FF SGB5 V zur Sicherung der vertragsärztlichen
Versorgung" vom 20. September 2018 wird erstmals eine eigenständige
fachärztliche Versorgung von Schmerzzuständen in der Bedarfsplanung
vorgeschlagen. "Außerdem zeichnen sich über das Mittel der
Qualitätssicherungsvereinbarung (QSV) neue Entwicklungen ab, die die
Sicherstellung der Bedarfsplanung in der Zukunft fördern", erläuterte
Horlemann.

Agenda 2020plus - Schnittstellen erkennen und nutzen

Um künftig eine immer größer werdende Anzahl älterer Menschen mit
chronischen Erkrankungen zu versorgen, ist nach DGS-Vizepräsident Dr.
med. Thomas Cegla auch die stärkere Vernetzung aller am
Behandlungsprozess Beteiligten wesentlich. Unter anderem müsse jede
Therapie die enormen psychischen und physischen Belastungen der
Patienten sowie auch der Behandelnden stärker berücksichtigen, sodass
laut Cegla zunehmend auch psychologische Aspekte an Bedeutung
gewinnen. Für die bestmögliche Versorgung sei eine stärkere
Verzahnung von Praxen und Kliniken sowie Ärzten verschiedener
Fachrichtungen wie Psychologen und Physiotherapeuten unerlässlich.
"Ziel ist es, gemeinsame Versorgungsstrukturen für eine nachhaltige
multimodale Schmerzmedizin zu entwickeln - nicht nur zeitlich
begrenzt stationär, sondern auch tagesklinisch sowie langfristig
ambulant", so Cegla.

DGS-PraxisRegister Schmerz erreicht Höchstmarke

Als VersorgerGesellschaft fordert die DGS diese Strukturen nicht
nur, sondern entwickelt sie auch aktiv und treibt sie voran. Ein
wichtiges Tool in puncto Vernetzung und Datenaustausch ist
beispielsweise das DGS-PraxisRegister Schmerz, das im Jahr 2018 eine
neue Höchstmarke erreicht hat. Über die Dokumentationsplattform
iDocLive® wurden mit 31.753 Patienten so viele Fälle evaluiert wie
nie zuvor - gegenüber dem Vorjahr 5,4 Prozent mehr. Aktuell sind 545
Ärzte, 722 nicht-ärztliche Therapeuten und 2.205 ärztliche
Fachangestellte in 149 Zentren beteiligt, die iDocLive® als
diagnostisches Hilfsmittel sowie zur Verlaufsbeobachtung und
Terminplanung nutzen. Anfang Februar 2019 umfasst das PraxisRegister
Schmerz bereits Informationen zu mehr als 223.000 Behandlungsfällen.
Die DGS verfügt damit über einen einzigartigen, schnell wachsenden
Datenfundus, um daraus Antworten auf relevante Fragen der
Schmerzversorgung abzuleiten.

Thementag 2019: Kopfschmerzversorgung in Deutschland

Künftig wird sich der Deutsche Schmerz- und Palliativtag jährlich
einem besonderen Thema aus der Schmerzmedizin widmen, in diesem Jahr
dem Kopfschmerz. Die Brisanz des Themas verdeutlichen die von
DGS-Vizepräsidentin Dr. med. Astrid Gendolla vorgestellten Zahlen zur
Migräne: Etwa 8 bis 12 Prozent aller Erwachsenen und 4 bis 5 Prozent
aller Kinder und Jugendlichen leiden an Migräne. Mit fatalen Folgen
für die Betroffenen und das Gesundheitssystem: "Durch Migräne
entstehen nicht nur direkte Krankheitskosten, die im Deutschen
Gesundheitssystem auf circa 400 Millionen Euro pro Jahr geschätzt
werden", erklärte Gendolla. "Weitaus höher sind die indirekten
Krankheitskosten, die sich durch die Arbeitsunfähigkeit und
reduzierte Produktivität am Arbeitsplatz ergeben." Innovative
Therapien wie der 2018 für chronische Migräne zugelassene
CGPR-Antikörper Erenumab könnten hier Abhilfe schaffen. Weiteres
Plus: "Zum ersten Mal steht eine spezifische Migräneprophylaxe zur
Verfügung, die dank monatlicher Injektion auch eine sehr gute
Adhärenzrate erzielt", so Gendolla. Weitere Substanzen, wie
Galcanezumab und Fremanezumab, werden im Laufe des Jahres 2019 in
Deutschland zugelassen. Auch wenn eine "Heilung" der Migräne nicht in
Sicht sei: "Eine bessere Lebensqualität und deutliche Linderung der
Schmerzen erreichen wir auf jeden Fall", fasste Gendolla zusammen.

Weiterführende Links:
www.schmerz-und-palliativtag.de
www.dgschmerzmedizin.de
www.schmerzliga.de



Pressekontakt:
Geschäftsstelle
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Lennéstraße 9 · 10785 Berlin
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