Zu starke und schmerzhafte Monatsblutungen werden von vielen Frauen und dem Umfeld immer noch viel zu oft als normal hingenommen. Diese Symptome können aber in vielen Fällen auf eine Erkrankung hindeuten.
12. März 2019: Viele Jahre haben Frauen über dieses sehr private Thema, die eigene Menstruation, nicht viel gesprochen, wenn überhaupt mit dem Frauenarzt oder dem engsten Umfeld. Es ist auch heute in unserer aufgeklärten Gesellschaft ein Tabuthema und verlangsamt die Aufklärung über die möglichen Ursachen und Auswirkungen von erheblichen Regelschmerzen und sehr starken oder auch langen Blutungen. Diese massive Einschränkung in der Lebensqualität wird von vielen Frauen hingenommen, bis es nicht mehr zu ertragen ist. Oft ist es auch die Untersuchung aufgrund eines sich nicht erfüllenden Kinderwunsches, die endlich Aufklärung bringt. Dr. med. Harald Krentel, Chefarzt der Frauenklinik am Bethesda Krankenhaus und Generalsekretär der Europäischen Endometriose Liga e.V., weist darauf hin, dass "starke Unterleibsschmerzen in jedem Fall gynäkologisch untersucht werden sollten“. Dies auch schon frühzeitig, damit Frauen nicht mehr lange unnötig leiden müssen.
Ursachen
Warum eine Monatsblutung nicht regelmäßig und schmerzhaft auftritt, kann ganz unterschiedliche Ursachen haben. Hier müssen einmal hormonelle Ursachen in Betracht gezogen werden, aber auch Veränderungen am Eierstock, verursacht durch Zysten. Eine sehr häufig auftretende Ursache für Blutungsstörungen können auch gutartige Veränderungen in der Gebärmutter sein: Dazu gehören Myome und die sogenannte Adenomyose. Myome sind gutartige Knoten der Gebärmutterwand, die aus Muskel- und Bindegewebe bestehen und die Adenomyose (Endometriosis genitalis interna) ist eine Form der Krankheit Endometriose. Hier treten die Zellverbände, die dem Gewebe der Gebärmutterschleimhaut ähneln, in der Gebärmutterwand auf. Dies kann dann zu einer schmerzhaften Monatsblutung führen.
Diagnostik und Therapie
Eine genaue Diagnostik bei beiden Erkrankungen kann mittels transvaginalem Ultraschall durchgeführt werden. Hier kann in der Gebärmutter die Größe, Anzahl und auch die Lokalisierung der Veränderungen ermittelt und daraufhin die Therapie mit der Patientin besprochen werden. Dem Frauenarzt stehen bei Blutungsstörungen bzw. den Ursachen verschiedene Möglichkeiten zur Therapie zur Verfügung: medikamentös oder operativ. Um den weiteren Behandlungsverlauf mit der Patientin abstimmen zu können, muss einmal geklärt werden, ob noch ein Kinderwunsch besteht. Starke Blutungen können bei Patientinnen mit Myomen und Kinderwunsch medikamentös behandelt werden. Hiermit kann auch die Größe von Myomen reduziert werden, was vor einer geplanten Operation manchmal sehr hilfreich sein kann. Alternativ können die Myome mittels moderner Verfahren auch transvaginal zerstört werden. Dies erspart den Patientinnen eine unschöne Operationsnarbe. Es ist auch möglich sich eine hormonhaltige Spirale einsetzten zu lassen. Dies kann als Prophylaxe bei der diagnostizierten Erkrankung bis zum Kinderwunsch umgesetzt werden oder auch postoperativ. Auch die operative Entfernung von Adenomyose aus der Gebärmutter ist eine Möglichkeit zur Behandlung und Linderung der Symptome. Es ist aber wichtig, dass diese Eingriffe individuell mit der Patientin besprochen werden und auch nur in dafür spezialisierten Endometriosezentren durchgeführt werden. Mittlerweile gibt es in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Belgien, Tschechien, Georgien und Aserbeidschan zertifizierte Endometriosezentren. Auf der Homepage der EuroEndoCert, www.euroendocert.de, einer Gemeinschaftsinitiative der Stiftung Endometrioseforschung, der Europäischen Endometriose Liga e.V. und der Endometriose- Vereinigung Deutschland e.V., kann die Liste der zertifizierten Endometriosezentren eingesehen werden.
Endometriose
Aktuelle Schätzungen in Deutschland besagen, dass 10 – 15 % aller Frauen im Alter von 15 bis 50 Jahren an einer Endometriose erkrankt sind. Dennoch ist das Krankheitsbild selbst bei Frauen und der breiten Öffentlichkeit nur unzureichend bekannt. Dies erklärt, warum durchschnittlich vom Auftreten der Symptome bis zur Diagnose sieben Jahren vergehen können. Eine lange Zeit, in der sich die Endometriose ohne Behandlung weiter ausbreiten kann. Periodenschmerz und starke Regelblutungen sind zwar typisch für die Krankheit, dennoch können weitere diffuse Symptome (Darmbeschwerden, Blasenbeschwerden, Übelkeit u.v.m.) außerhalb der Regel auftreten. Dies sind Gründe, warum sich die Diagnose bei vielen Frauen verzögern kann. Zudem sind den Medizinern die Ursachen der Endometriose trotz intensiver Forschung noch nicht klar.
Diagnose und Therapie Endometriose
Sollte ein Verdacht auf eine Endometriose bestehen, wird der Frauenarzt eine gründliche gynäkologische Untersuchung durchführen. Damit die Diagnose gesichert werden kann, wird in den meisten Fällen auch eine minimal-invasive Bauchspiegelung (Laparoskopie) vorgenommen, bei der bereits bestehende Endometrioseherde entfernt werden können. Neben der operativen Therapie sollte auch ein medikamentöser Therapieansatz besprochen werden. Ergänzende Therapien wie beispielsweise Osteopathie, Sport, eine Ernährungsumstellung, Akupunktur und Naturheilkunde oder weitere therapeutische Maßnahmen können die Lebensqualität betroffener Frauen erheblich verbessern. „Damit für die betroffenen Endometriosepatientinnen die passende Therapieoption gefunden werden kann, empfehlen wir, dass die Behandlung in einem zertifizierten Endometriosezentrum erfolgen sollte “, sagt Dr. Krentel.
Der März 2019 als Endometriose Awareness Monat steht daher weltweit und auch in Deutschland ganz im Zeichen der Aufklärung über diese chronische Frauenkrankheit mit Informationsveranstaltungen von Kliniken und Selbsthilfegruppen.