Die Deutsche Gesellschaft für Urologie e.V. (DGU) blickt vor dem diesjährigen Aktionstag aber auch auf die betroffenen Patienten mit chronischem Nierenversagen, die zum Überleben auf die Dialyse angewiesen sind und hierzulande etwa sechs Jahre auf eine Spenderniere warten müssen. "Vor dem Hintergrund der aktuellen parlamentarischen Debatte um die Einführung der Widerspruchslösung bei der Organspende müssen wir als transplantierendes Fachgebiet am Weltnierentag auch auf die Situation der rund 8.000 Dialyse-Patienten auf der Warteliste hinweisen", sagt DGU-Pressesprecher Prof. Dr. Christian Wülfing.
Unter einer chronischen Nierenkrankheit leiden in Deutschland derzeit etwa neun Millionen Menschen; rund 80.000 Patienten erhalten eine langfristige Dialysebehandlung. "Sie erhält das Leben, kann aber die fortschreitenden Folgen des chronischen Nierenversagens wie Bluthochdruck, Arterienverkalkung, Fettstoffwechselstörungen, Entwicklung von Diabetes, Hormonstörungen, Organschäden u.v.a.m. nicht verhindern. Dialysepatienten werden mit der Dauer der Therapie in zunehmendem Maß kränker und haben dadurch eine erheblich verkürzte Lebensdauer", sagt DGU-Präsident und Transplantationsmediziner Prof. Dr. Oliver W. Hakenberg. Eine erfolgreiche Nierentransplantation dagegen kann alle Nierenfunktionen, auch die Stoffwechsel- und Blutdruckregulation, wieder herstellen und damit die sekundären Organschäden verhindern. Sie führt zu mehr Lebensqualität, besserer Gesundheit und zur Normalisierung der Lebenserwartung und ist damit der Dialysebehandlung als ?Nierenersatzverfahren'' deutlich überlegen.
Prof. Hakenberg warnt zudem: Je länger ein Mensch eine Dialysetherapie erhält, desto fortgeschrittener sind die Organschäden und desto schlechter sind die Ergebnisse einer späteren Nierentransplantation. "Seit Jahren ist bekannt, dass die zunehmende Wartezeit das Patienten- und das Transplantatüberleben verschlechtert. Der eklatante Mangel an Spendernieren führt zum frühzeitigen Tod von Dialyse-Patienten auf der Warteliste", sagt DGU-Präsident Prof. Hakenberg. Seine Fachgesellschaft hatte bereits Anfang 2018 unter der Präsidentschaft von Prof. Dr. Paolo Fornara, Mitglied der Ständigen Kommission Organtransplantation sowie der Prüfungs- und Überwachungskommission der Bundesärztekammer, Systemkorrekturen bei der Organspende gefordert und die bundesweite Diskussion zur Widerspruchslösung neu initiiert.
Anlässlich des Weltnierentages 2019 erneuert die DGU deshalb ihre Forderung nach Einführung der Widerspruchslösung, um dem Mangel an Spenderorganen entgegenzuwirken. Damit nicht immer mehr Menschen eine chronische Nierenerkrankung mit Organversagen entwickeln, betont auch die Deutsche Gesellschaft für Urologie e.V. die Bedeutung von Prävention und Früherkennung. "Körperliche Fitness, gesunde Ernährung und Normalgewicht, Rauchstopp, ausreichende Flüssigkeitszufuhr und die Kontrolle von Blutdruck und Blutzucker sind die wichtigsten Regeln", sagt DGU-Pressesprecher Prof. Wülfing. "Rezeptfreie Schmerzmittel sollten nicht längerfristig eingenommen werden. Wer über 60 Jahre alt ist oder unter Diabetes mellitus, Bluthochdruck oder starkem Übergewicht leidet, sollte seine Nierenfunktion jährlich überprüfen lassen", so Wülfing weiter. Nierenversagen bei Familienangehörigen ersten Grades gilt ebenfalls als Risikofaktor für eine Nierenkrankheit.
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