Die Replik des ersten Schiffes der russisch-baltischen Marine, die von Zar Peter dem Großen entworfene und in Auftrag gegebene Fregatte SHTANDART, wird vom 12. bis 15. August 2010 Gast des größten Hafenfestes Flensburgs, der Flensburg Nautics 2010 sein. Mit den vielen rahgetakelten Schiffen will die Flensburg Nautics an die vor 200 Jahren in Flensburg beheimateten Fregatten, Barkentinen, Briggen und Barken erinnern. Wer einmal erleben will, wie man vor 300 Jahren gesegelt ist, hat die Möglichkeit zum Mitsegeln. Weitere Informationen gibt es bei Edelhoff Events, Tel. 0461 96393, www.flensburg-nautics.de.
Das Original
Zar Peter der Große begann im August 1697 eine Ausbildung zum Schiffszimmermann in Amsterdam, die er Mitte 1698 beenden musste, um den Aufstand der Strelizen in Moskau niederzuschlagen. Beeindruckt von der Schiffbaukunst der Engländer und der Niederländer zeichnete Zar Peter die Pläne für die erste Fregatte der russischen Marine und erteilte den Auftrag zum Bau. Die Kiellegung fand am 24. April 1703 statt und die SHTANDART wurde unter Aufsicht von Zar Peter und unter Leitung des niederländischen Schiffbauers Vybe Gerens auf der Werft in Olonez gebaut. Nach nur 4 Monaten war der Stapellauf und einen Monat später unternahm der Zar unter dem Pseudonym Captain Peter Michailov die Jungfernfahrt von Olonez nach St. Petersburg.
1927 gab die Nachfolgerin Katharina I den Befehl, die Shtandart zu restaurieren. Beim Versuch das Schiff aus dem Wasser zu heben, brach es in zwei Teile. Dann entschied Katharina, das Schiff zu zerlegen und eine Replika herzustellen zu lassen. Dieser Auftrag wurde jedoch nicht erfüllt – bis 1994.
Die Replik
Unter Federführung von Schiffsarchitekt Vladimir Martus begann 1994 eine kleine Gruppe von Enthusiasten mit dem Bau einer exakten Replika der SHTANDART. Bei dem „Projekt SHTANDART“ handelt es sich um eine nichtkommerzielle Organisation, die sich die Ausbildung Jugendlicher zum Ziel gesetzt hat. Um die Anforderungen an die modernen Schiffbau-Normen zu erfüllen hat Vladimir den Rumpf mit fünf Abteilungen geplant. Er hat das Schiff in zwei Zonen geteilt. Die historische Zone befindet sich oberhalb des Kanonendecks und ist authentisch geblieben. Steuerrad, Steuertechnik, dekorative Schnitzereien, Möbel, Masten, Nägel, Kanonen, Übergänge und Luken wurden liebevoll rekonstruiert. Für die moderne Zone stehen die Einrichtungen für die Schiffssicherheit, die zwei Motoren und der Generator. Was Zar Peter in 5 Monaten geschafft hat, dauerte nun über 5 Jahre. Vielen jungen Menschen wurde die Gelegenheit gegeben, traditionellen Schiffbau zu erlernen. Im Jahre 2000 war es dann endlich so weit. Die SHTANDART machte ihre Jungfernreise in alle Länder und Städte, die Zar Peter damals besucht hat. Seitdem ist das Schiff im Sommer in Europa als Botschafter der Russischen Föderation unterwegs.
Die technischen Daten
Der Dreimaster hat eine Verdrängung von 220 Tonnen, eine Gesamtlänge von 34,5 m, eine Gesamtbreite von 6,9 m und einen Tiefgang von 3,3 m. Unter Segeln kann das Schiff eine Geschwindigkeit von 8-9 Knoten schaffen, mit den Hilfsmotoren bis zu 15 Knoten. Während die Besatzung von 1703 etwa 120 – 150 Personen betrug, wird die Replika von 30 Kadetten und 10 Offizieren gesegelt.
In den letzten 10 Jahren hat die Fregatte SHTANDART 55 000 nautische Meilen in der Ostsee, Nordsee, im Nordmeer und in der Barentssee zurückgelegt. Sie hat 50 Häfen in 11 europäischen Ländern besucht. Im Jahr 2009 segelte sie rund um das Nordkap.
Auch während des Hamburger Hafengeburtstags vom 7. bis 9. Mai und während der Rumregatta Flensburg vom 14. bis 16. Mai kann die Fregatte SHTANDART bewundert werden.