In sozialen Netzwerken kursiert schon lange der
Screenshot eines angeblichen Berichts der «Basler Zeitung» über die
Migrationspolitik von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). Demnach
wirft die Schweizer Zeitung der deutschen Regierungschefin angeblich
vor, sie habe «ein starkes, homogenes und geordnetes Land wie
Deutschland destabilisiert [und] verheerende Zustände hergestellt».
BEWERTUNG: Die «Basler Zeitung» hat diesen Text nicht geschrieben.
FAKTEN: Viele Nutzer-Kommentare etwa bei Facebook argumentieren
unter dem weit verbreiteten Screenshot mit Verweis auf die «Basler
Zeitung» («BaZ»), dass nur ausländische Medien die angebliche
Wahrheit über die deutsche Flüchtlingspolitik verbreiteten. Deutsche
Medien würden dies nicht tun. Doch der Screenshot hat zwei
Auffälligkeiten.
Erstens: Selbst für einen Zeitungskommentar - ein Genre, das im
Journalismus für Meinungsäußerungen genutzt wird - klingt der Text
unplausibel. Darin heißt es: «In Deutschland wurde eine
außerrechtsstaatliche "Asylmaschinerie" in Gang gesetzt, die man nur
als betrügerisches und verlogenes, institutionelles Schmierentheater
bezeichnen kann!» Für ein Medium wie die «Basler Zeitung» wäre eine
solche Wortwahl äußerst ungewöhnlich.
Zweitens: Eine genaue Quelle des Berichtes - etwa per Link - ist
in der Regel nicht angegeben. Das Bild ist auch nicht aus einer
gedruckten Zeitung abfotografiert.
Durchsucht man die «BaZ»-Internetpräsenz «bazonline.ch», ist der
Text dort nicht zu finden: http://ots.de/8QkMXJ
Bei der Suche auf Facebook stößt man auf den Beitrag eines
AfD-Kreisverbands, der die umstrittenen Zeilen als «Leserkommentar»
deklariert und einen Link zur «BaZ»-Quelle angibt:
http://ots.de/g1pbnQ
Der Artikel «Gipfel der Beschlüsslein» vom 30. Juni 2018 steht
zwar noch online, doch der gesuchte Leserkommentar ist dort nicht
mehr zu finden. Ein Blick ins Internetarchiv zeigt allerdings: In der
am Erscheinungstag archivierten Seite des Artikels ist der
Leserkommentar noch aufgeführt: http://ots.de/X84Y2E
Der Post ist also die Meinung einer Leserin - und kein Bericht der
«BaZ».
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