Prof. Dr. Uwe May, Gesundheitsökonom und
Studiendekan an der Hochschule Fresenius in Wiesbaden, unterstützt
das Vorhaben von Gesundheitsminister Jens Spahn, die Möglichkeit von
Grippeimpfungen in Apotheken gesetzlich festschreiben zu lassen.
Damit ließe sich die Impfrate in der Bundesrepublik um 12
Prozentpunkte steigern, rechnet der Wissenschaftler vor.
Das wäre gleichbedeutend mit einer Reduzierung von über 900.000
Grippeerkrankungen und rund 4.700 Krankenhausfällen im Jahr - und
auch 41 Todesfälle könnten so verhindert werden. Prof. Dr. Uwe May
weist auch auf die volkswirtschaftlichen Folgen möglicher
Grippewellen hin. Arbeitsausfälle könnten ganze Produktionsketten
lahmlegen und so Betriebe in große Schwierigkeiten bringen. "Wenn wir
den Apothekern das Recht zur Grippeimpfung geben, würden viele
Menschen das Angebot wahrnehmen. Aktuell sind lange Wartezeiten beim
Arzt noch eine große Hürde. Wir haben ausgerechnet, dass bei einer
Steigerung der Impfrate um 12 Prozentpunkte bundesweit drei Millionen
Arbeitsunfähigkeitstage wegfallen - das entspricht einer
Kosteneinsparung von rund einer Milliarde Euro." Natürlich hätten die
Kostenträger auch einen Mehraufwand - diesen beziffert May auf knapp
340 Millionen Euro, hält das aber im Vergleich zu den möglichen
Einsparungen für moderat.
Zum Beleg der Steigerung von Impfquoten bezieht sich der
Gesundheitsökonom auf Statistiken aus dem Ausland, in dem die
Grippeimpfung teilweise bereits in Apotheken praktiziert wird. Zwei
Beispiele: In Irland ist dies seit 2011 möglich. Seitdem sind die
Impfungen von 9.000 auf 78.000 im Jahr 2017 gestiegen. In Kanada
stieg die Impfrate allein im ersten Jahr nach Einführung bei den über
65-Jährigen um knapp zehn Prozent sowie bei allen Patienten um 8,5
Prozent. Die Kritik der Ärzteschaft an der geplanten Ausweitung des
Impfrechts auf Apotheker kann der Gesundheitsökonom nur bedingt
nachvollziehen. Zum einen würden sie entlastet und bekämen
Unterstützung bei der Verbesserung der Durchimpfungsrate. Den Fall,
dass in der Apotheke Komplikationen wie beispielsweise allergische
Reaktionen auftreten, hält May für äußerst unwahrscheinlich. Es sei
aber selbstverständlich trotzdem notwendig, die Apotheker
entsprechend zu schulen. Auch hier sei der Blick ins Ausland
hilfreich: "Beispielsweise in der Schweiz und in Großbritannien gibt
es entsprechende Konzepte. Außerdem würde das Gesetz vorsehen, dass
es zunächst so genannte Modellprojekte gibt und so eine regional und
zeitlich begrenzte Erprobung des neuen Systems stattfindet. Prof. Dr.
Uwe May schätzt die Erfolgsaussichten des Gesetzesentwurfs positiv
ein, da "Vertreter von CDU, SPD und den GRÜNEN die Idee der
Grippeimpfung in der Apotheke begrüßen."
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