- Weniger als die Hälfte der Deutschen ist zufrieden mit dem
Pflege- und Servicepersonal, 71 Prozent sehen den Grund dafür im
Personalmangel.
- Reibungslose Kommunikation zwischen Pflegepersonal und Ärzten
ist für die Deutschen ebenso wichtig wie gut geschultes
Personal.
- Qualität steht und fällt mit den Menschen: Mehr als die Hälfte
der Deutschen steht Digitalisierung in der Pflege skeptisch
gegenüber.
In unserer alternden Gesellschaft werden gute Pflegeangebote und
-services immer wichtiger. Mit dem am 9. November 2018
verabschiedeten Gesetz zur Stärkung des Pflegepersonals ist weiterer
Schwung in die Thematik gekommen. Ziel der neuen Vorschriften ist es,
den Alltag von Pflegekräften und damit die Qualität in der Versorgung
und Betreuung von Pflegebedürftigen zu verbessern. Neben einer
höheren Personalausstattung sollen dies unter anderem Fördermaßnahmen
zur Digitalisierung bewirken. Doch wie bewerten die Deutschen die
Situation in der Pflege und was macht Qualität in der Pflege für sie
tatsächlich aus? Diesen Fragen ist die Deutsche Gesellschaft für
Qualität e. V. (DGQ) in einer bevölkerungsrepräsentativen Umfrage
nachgegangen.
Deutsche sehen Optimierungsbedarf in der Pflege
Gemessen an persönlichen Erfahrungen, gibt weniger als die Hälfte
der Befragten (45 Prozent) an, mit der Arbeit des Service- und
Pflegepersonals zufrieden zu sein. Die Arbeit des ärztlichen
Personals bewerten sie etwas besser (51 Prozent). Insgesamt empfinden
knapp zwei Drittel (62 Prozent) der Deutschen die Qualität der
Pflegeservices in Deutschland als stark variierend. Eine nachlassende
Qualität von Pflegeservices resultiert für 71 Prozent der
Studienteilnehmer hauptsächlich aus dem zunehmenden Personalmangel
und der hohen Überlastung des Personals. Nur 37 Prozent der Befragten
glauben, dass die Versorgungs- und Leistungsqualität von
Pflegeservices in Deutschland besser ist als im Ausland.
Die wichtigsten Qualitätskriterien bei der Bewertung von
Pflegeservices sind für die Befragten eine gute fachlich-medizinische
Betreuung (84 Prozent) sowie fachlich sehr gut geschultes Personal
(83 Prozent). Danach folgt für die Deutschen die Kommunikation: Die
Mehrheit erwartet innerhalb der Einrichtungen eine reibungslose
Abstimmung und Zusammenarbeit zwischen Pflegepersonal und Ärzten (83
Prozent). Gleichzeitig möchten sie als Angehörige oder Betroffene vom
Personal verständlich und zeitgerecht informiert werden (82 Prozent).
"Pflege heißt immer Dienstleistung für den Menschen. Die Umfrage
zeigt, dass für Verbraucher gute Pflege mit dem Personal steht und
fällt. Hier gilt es, für alle beteiligten Interessensgruppen aus
Gesellschaft und Politik anzusetzen und kontinuierlich folgende Frage
zu beantworten: Durch welche Maßnahmen und in welchen Bereichen muss
das Pflegepersonal entlastet oder gestärkt werden, um eine hohe
Pflegequalität zu gewährleisten? Auch ein Blick über die Grenzen kann
neue Impulse geben. Die Niederlande zeigen beispielsweise, wie sich
Pflege in verschiedenen Bereichen auch anders organisieren lässt",
kommentiert Claudia Welker, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der
DGQ.
Digitalisierungsansätze in der Pflege treffen auf Wunsch nach
Empathie
Im Rahmen des Gesetzes zur Stärkung des Pflegepersonals sind unter
anderem auch Fördermaßnahmen für digitale Anwendungen in der Pflege
vorgesehen. Das Bundesministerium für Gesundheit verspricht sich
durch den richtigen Einsatz erhebliches Potenzial zur Entlastung der
Pflegekräfte. Die Mehrheit der Deutschen steht der Digitalisierung in
der Pflege hingegen generell noch skeptisch gegenüber: 59 Prozent der
Befragten sind der Meinung, dass neue digitale Anwendungen
Pflegeservices nur unpersönlicher machen. In Anbetracht der Tatsache,
dass 82 Prozent der Befragten einen verständnisvollen und
empathischen Umgang mit Pflegebedürftigen erwarten, ist die Skepsis
gegenüber digitalen Angeboten seitens der Verbraucher nicht
überraschend. Für einen exzellenten Service, der ihren Anforderungen
entspricht, ist rund die Hälfte der Befragten außerdem dazu bereit,
mehr zu zahlen.
"Viele Deutsche verbinden mit Digitalisierung in der Pflege einen
unpersönlicheren Service. Das könnte daran liegen, dass diese oft
allein mit dem Einsatz von Pflegerobotern gleichgesetzt wird. Dabei
können Robotik, Künstliche Intelligenz und die Digitalisierung von
Prozessen das Pflegepersonal auch bei Routinetätigkeiten, wie
beispielsweise der Dokumentation oder schweren körperlichen
Tätigkeiten, entlasten. Somit bleibt mehr Zeit für das Wesentliche:
Den persönlichen Umgang mit den Patienten. Im Ergebnis bedeutet dies,
in einem gesellschaftspolitischen Qualitätsprozess die optimale
Verbindung von Technologie, menschlicher Empathie und Zeit zu
erreichen, um eine patientenzentrierte Versorgung der
Pflegebedürftigen zu schaffen. Auch die Optimierung von
Organisationsstrukturen und die Entwicklung einer Qualitätskultur
dürfen dabei nicht außer Acht gelassen werden. Nur so lässt sich die
Qualität in der Pflege spürbar, nachhaltig und ganzheitlich
verbessern", ergänzt Claudia Welker.
Über die Studie
Die bevölkerungsrepräsentative Online-Umfrage zum Thema Service-
und Pflegequalität wurde von INNOFACT im Auftrag der DGQ im Oktober
2018 durchgeführt. Befragt wurden 1.010 Frauen und Männer im Alter
zwischen 18 und 69 Jahren, wohnhaft in Deutschland.
Über die DGQ
Die Deutsche Gesellschaft für Qualität (DGQ) unterstützt
Unternehmen dabei, mit hochwertigen Produkten und Dienstleistungen
erfolgreich am Markt zu bestehen. Als zentrale, deutsche
Qualitätsgesellschaft ist die DGQ erster Ansprechpartner für
Qualität, Qualitätsmanagement und Qualitätssicherung. Das
einzigartige Netzwerk der DGQ vereint über 6.000 Qualitätsexperten in
mehr als 4.000 Unternehmen aller Größen und Branchen.
Berufseinsteiger, Fachexperten und Manager nutzen den direkten
Erfahrungsaustausch in deutschlandweit über 70 Regional- und
Fachkreisen. Das DGQ-Netzwerk bietet die vielseitigste und
umfassendste Plattform zum Austausch von Wissen, Praxiserfahrungen
und Trends rund um qualitätsrelevante Themen. Die DGQ engagiert sich
in nationalen und internationalen Initiativen, Partnerschaften,
Gremien zur Gestaltung zentraler Normen sowie Innovations- und
Forschungsprojekten. Mit rund 300 Trainern und 1.000 praxisbezogenen
Trainings stellt die DGQ ein breites Weiterbildungsangebot zur
Verfügung und erteilt im Markt anerkannte Personenzertifikate. Sie
trägt wirkungsvoll dazu bei, "Qualität Made in Germany" als
Erfolgsprinzip in Wirtschaft und Gesellschaft zu verankern. Dabei
sichert die DGQ bestehendes Know-how. In einer Welt der
Transformation entwickelt sie zudem neue Qualitätsansätze für die
Zukunft.
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Hinrich Stoldt
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