Adipositas ist eine krankhafte Form von Übergewicht und inzwischen in der Bevölkerung ein weitverbreitetes Gesundheitsproblem. Etwa 50 Prozent der Deutschen wiegen zu viel, rund ein Viertel sogar so deutlich zu viel, dass Adipositas attestiert werden muss.
Adipositas führt oft zu ernsthaften Begleit- und Folgeerkrankungen, etwa zum Typ-2-Diabetes und dem Metabolischen Syndrom, zu Beeinträchtigungen des Herz-Kreislauf-Systems, der Atmung oder des Bewegungsapparates. Die Betroffenen beklagen häufig erhebliche Einschränkungen ihrer Lebensqualität, verbunden mit einer verringerten Lebenserwartung. Weil zu hohes Gewicht ein Hauptrisiko für viele andere, teils auch chronische Erkrankungen ist, steigen mit der Zahl der Übergewichtigen auch die Anforderungen an das Gesundheitssystem.
„Es gibt nicht nur eine Ursache für Übergewicht oder Adipositas“, so Dorothée Remmler-Bellen, Vorstand beim Berufsverband der Präventologinnen und Präventologen in Berlin. „Neben genetischer Disposition ist vor allem unser Alltag problematisch, denn sitzende Tätigkeiten und Erleichterungen wie Rolltreppen, Fahrstühle, Fernseher oder Computer führen fast zwangsläufig dazu, dass wir uns kaum noch bewegen oder körperlich anstrengen müssen“. Hektik und Zeitmangel steigern in vielen Familien den Verzehr von Fast Food und verarbeiteten Lebensmitteln mit hohem Zucker- und Fettanteil. Alleine das führt schon zu Übergewicht. Stress wirkt in dieser Situation verschärfend, weil Betroffene dann regelmäßig deutlich mehr Nahrung zu sich nehmen, als ihr Körper benötigt. Mut machend ist, dass es Wege gibt, schädigende Lebensweisen hinter sich zu lassen und die persönliche Lebensqualität durch Genuss und Gesundheit zu steigern.
Im Bemühen um eine Gewichtsreduzierung ist es wichtig, realistisch zu bleiben. „Ein persönlich und gesundheitlich zufriedenstellendes Körpergewicht anzustreben, ist völlig ausreichend. Die Selbstbeurteilung darf dabei nicht nach modisch-ästhetischen Gesichtspunkten oder gar einem kollektiven Figur- und Diätdiktat erfolgen“, so Remmler-Bellen.
Bei der Gewichtsreduzierung geht es stets um eine dauerhafte Ernährungsumstellung und keineswegs um Diäten. Ein Erfolgsfaktor dabei: Genuss statt Verzicht. Entscheidend ist, Antworten auf die Frage zu finden, wie und warum was gegessen wird. „Unser Essverhalten hat viel mit unseren Gefühlen und Bedürfnissen zu tun“, weiß Remmler-Bellen. „Ein paar Gewohnheiten, derer man sich häufig gar nicht bewusst ist, zu ändern, kann schon deutlich helfen“. Beispielsweise nur zu festgelegten Zeiten und an bestimmten Orten zu essen, einen kleineren Teller zu wählen, sich Verbündete zu suchen, gemeinsam zu kochen und für mehr Bewegung zu sorgen: Die Möglichkeiten sind vielfältig. „Wer sich scheut, im privaten Umfeld Verbündete zu suchen, kann auf die Kompetenz von Präventologinnen und Präventologen bauen. Sie begleiten die Ernährungsumstellung und haben Tipps und Tricks, wie der innere Schweinehund, der sich bei Chips und Schokolade auf dem Sofa am wohlsten fühlt, überwunden werden kann“ empfiehlt die Präventologin Remmler-Bellen. „Auf Wunsch unterstützen wir beispielsweise bei der Umstellung persönlicher Gewohnheiten oder ermutigen, wenn die Waage mal keinen Fortschritt signalisiert und Resignation an die Tür klopft. Gemeinsam mehr erreichen - das ist in diesem Zusammenhang nicht nur ein Slogan, sondern wirkt“.