Obwohl die UN-Behindertenrechtskonvention bereits
2008 in Kraft getreten ist, kämpfen Menschen mit Behinderungen immer
noch mit Hürden im Alltag. Der Behindertenbeauftragte der
Bundesregierung forderte jüngst weitere Anstrengungen in Sachen
Inklusion, um die Situation der Betroffenen weiter zu verbessern.
Inklusion ist auch für Menschen, die von Schwerhörigkeit betroffen
sind, wichtig.
Kino- und Theaterbesuche, Musikveranstaltungen oder Vorträge - für
Schwerhörige sind sie häufig eine echte Herausforderung. Denn
Stimmengewirr und große Räume stören das Hörverständnis. Häufig gibt
es neben erwünschten Klängen und Worten eine störende
Geräuschkulisse, denn die Akustik in öffentlichen Räumen ist nicht
immer für Menschen mit Hörproblemen geeignet. Sie hören nur
lückenhaft oder mit großer Anstrengung. Wer aber nicht alles
versteht, fühlt sich schnell ausgegrenzt und verliert die Freude am
Zuhören oder am Gespräch. Mögliche Folge ist soziale Isolation statt
Teilhabe am öffentlichen Leben. Induktive Höranlagen, auch
Induktionsschleife genannt, helfen Hörsystemträgern und fördern die
Inklusion. Hörakustiker beraten hierzu und helfen.
Moderne Hörsysteme verbinden sich dank neuester Technik kabellos
via Bluetooth mit digitalen Klangquellen - zum Beispiel Smartphone,
Stereoanlage und TV-Gerät - und ermöglichen das Hören ohne störende
Umgebungsgeräusche. Doch Bluetooth hat einen großen Nachteil: Die
Reichweite beschränkt sich auf wenige Meter.
Die induktive Höranlage ist ein hilfreiches System für
Schwerhörige, das für den öffentlichen Raum geeignet ist. Hörgeräte
mit einer Telefonspule können sich damit direkt verbinden und
ermöglichen es Hörsystemträgern, akustische Signale störungsfrei
wahrzunehmen. Musik, Theaterstück oder Vortrag gehen so direkt ins
Ohr, ganz unabhängig von Entfernung und Raumakustik. Das Hörsystem
wird zum intelligenten Lautsprecher im Ohr, der gezielt filtert.
Viele öffentliche Einrichtungen haben bereits barrierefreie
Zugänge geschaffen und ihre Räumlichkeiten u. a. mit einer induktiven
Höranlage ausgestattet. Innerhalb der im Fußboden oder auch in der
Wand verlegten Ringschleife werden Audiosignale von Hörsystemträgern
überall in gleicher Lautstärke und Qualität über das Hörsystem
wahrgenommen. Durch ein Hinweisschild im Eingangsbereich in Form
eines blauen oder gelben Quadrates mit einem stilisierten Ohr und dem
Buchstaben "T" sind die barrierefreien Räume leicht zu erkennen. Sind
nur abgegrenzte Bereiche mit einer Ringschleife versehen - etwa
Platzgruppen in Kinos, Konzertsälen oder in Kirchen -, sind diese
entsprechend gekennzeichnet.
Die im Hörsystem integrierte Telefonspule aktiviert der
Hörsystemträger am Hörsystem mit einem Programm. "Der Hörakustiker
kann das auf Wunsch kostenlos prüfen, der Aufwand beträgt nur wenige
Minuten", sagt Marianne Frickel, Hörakustiker-Meisterin und
Präsidentin der Bundesinnung der Hörakustiker (biha). Sie stehen als
fachkundiger Ansprechpartner zur Verfügung und leisten Hilfestellung
beim Einrichten der Systeme. Externe Empfangsgeräte sind nicht
erforderlich - alles ist im Hörsystem enthalten.
Mehr Informationen rund ums Hören und eine Vielzahl an Fakten gibt
es unter www.richtig-gut-hoeren.de.
Hintergrund zum Hörakustiker-Handwerk
In Deutschland gibt es etwa 5,4 Millionen Menschen mit einer
indizierten Schwerhörigkeit. Tendenz steigend. Schwerhörigkeit zählt
zu den zehn häufigsten gesundheitlichen Problemen. Mit rund 6.600
Hörakustiker-Betrieben und ca. 15.000 Hörakustikern versorgt das
Hörakustiker-Handwerk bereits ca. 3,7 Millionen Menschen in
Deutschland mit qualitativ hochwertigen, volldigitalen Hörsystemen.
Die Bundesinnung der Hörakustiker (biha) KdöR vertritt die Interessen
der Hörakustiker in Deutschland.
Neben der Erstversorgung des Kunden ist der Hörakustiker auch für
die begleitende Feinanpassung mit wiederholten Überprüfungen und
Nachstellungen der Hörsystemfunktionen zuständig. Daneben organisiert
er - wenn der gesetzliche Anspruch besteht - die Kostenübernahme
durch die gesetzlichen Krankenversicherungen und steht für Wartung
und Reparaturen der Hörsysteme bis zu einem gewissen Grad zur
Verfügung.
Darüber hinaus berät er zu Gehörschutz und speziellem technischem
Zubehör. Der Hörakustiker verfügt über theoretisches Wissen aus der
Akustik, Audiologie, Psychologie und Hörsystemtechnik und über
praktische Fertigkeiten zur Audiometrie.
Pressekontakt:
Dr. Juliane Schwoch (biha), schwoch@biha.de
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